Parasiten
«Zeckenerkrankungen sind oft wie ein Chamäleon»
Autor: JÜRG LENDENMANN
Dr. med. Claudio Lorenzet teilt seine langjährigen Erfahrungen im Umgang mit Zeckenstichen und klärt populäre Mythen auf.
Während den Frühlingsmonaten ist die Spezialsprechstunde Borreliose beim Hausarzt Dr. med. Claudio Lorenzet besonders beliebt. Dort hört der Facharzt für Allgemeine Innere Medizin immer wieder, dass Zeckenbisse doch nur in den warmen Sommermonaten vorkommen. «Das stimmt jedoch nicht unbedingt», erklärt er. «Die Zeckensaison dauert fast das ganze Jahr. Wegen den milden Temperaturen in den Wintermonaten ist ein Zeckenstich auch unter dem Christbaum möglich.» Denn ab einer Temperatur von acht Grad sind die Zecken aktiv.
Achtung vor der unscheinbaren Gefahr in der Natur
Gerade in den warmen Monaten zieht es viele Personen wieder nach draussen. Im Wartezimmer von Dr. Lorenzet sammeln sich neben Joggern auch Bikerinnen und Spaziergänger. Ein Aufenthalt in der Natur – im Unterholz des Waldes oder in hohem Gras – birgt Risiken für Zeckenstiche. Auch Hundebesitzer sollen besonders aufpassen. «Suchen Sie nach jedem Aufenthalt im Wald Ihren Körper und Ihre Kleidung gründlich nach Zecken ab», empfiehlt deshalb Dr. Lorenzet.
In seinen Sprechstunden kommt es vor, dass der Mediziner Zecken an verschiedensten Körperstellen von Patientinnen und Patienten entfernt. «Typische Stellen sind die Achselhöhlen, Gelenkbeugen sowie bei den Leisten. Bei Kindern oft hinter dem Ohr oder im Bauchnabelbereich.»
Schnelles Handeln rettet Leben
Patientinnen und Patienten sind heutzutage bezüglich Umgangs mit Zeckenstichen besser informiert als früher. Dennoch stellt Dr. Lorenzet fest, dass das Risiko eines Zeckenstichs oftmals unterschätzt wird, obwohl eine Frühdiagnose nach einem Zeckenstich entscheidend ist, um eine chronische Erkrankung zu verhindern. In den Sprechstunden können sich Patientinnen und Patienten teils nicht einmal mehr an den Zeckenstich erinnern.
«Mich rufen viele Patienten aus der ganzen Schweiz an mit einer oft langen Leidensgeschichte, weil sie von Ärzten nicht ernstgenommen werden. Am Anfang steht immer ein Zeckenstich», sagt Dr. Lorenzet. «Und Fehldiagnosen sind nicht auszuschliessen, da Zeckenerkrankungen oft wie ein Chamäleon wirken. Es kann deshalb schwierig sein, die Beschwerden richtig einzuordnen.»
Besserer Schutz durch Impfung sowie Insektenspray
«Immer wieder werde ich in der Sprechstunde mit der Frage konfrontiert, ob eine Zeckenimpfung Sinn mache. Zum Schutz vor Zeckenstichen und zeckenübertragbaren Krankheiten gibt es verschiedene Möglichkeiten», erklärt Dr. Lorenzet:
- Lange Kleidung tragen. Dies hält Zecken eher davon ab, sich an der Haut festzusetzen. Allerdings ist dies in den warmen Sommermonaten aufgrund der Hitze nicht immer angenehm.
- Beim Gang in die Natur hilft die fachgerechte Verwendung eines Zeckenschutz- oder Insektensprays.
- Das BAG empfiehlt zur Vorbeugung gegen FSME eine Impfung für Personen ab drei Jahren, welche sich in Risikogebieten aufhalten (siehe auch Kasten).
Zecken übertragen gefährliche Krankheitserreger
Die Aufklärungskampagne «zecken-stich.ch»
Die Aufklärungskampagne «zecken-stich.ch» will die Öffentlichkeit für Krankheiten sensibilisieren, die durch Zecken übertragen werden können. Die Kampagne «zecken-stich.ch» wird von unterschiedlichen Organisationen unterstützt. Seit 2019 wird sie von Pfizer und VERFORA getragen.

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