Vorsicht, kleine Vampire!
Läuse, Wanzen und Flöhe haben eines gemeinsam: Sie sind hinter unserem Blut her. Ihr Ziel erreichen die Parasiten auf sehr unterschiedlichen Wegen.
Klaus Duffner
Manchmal dienen wir Menschen als unfreiwillige Blutspender. Dann nämlich, wenn sich Schmarotzer über unser Blut hermachen. Alles Wissenswerte zu diesen kleinen Tierchen und wie man sie im Zaum hält, lesen Sie im folgenden Beitrag.
Kopfläuse: Selfies als Übertragungshelfer
Ob lang oder kurz, gekämmt, frisch gewaschen oder Wildwuchs: Kopfläuse lieben Haare. Denn Haare sind das natürliche Versteck der zwei bis drei Millimeter grossen Insekten – und unter den Haaren wartet das menschliche Blut.
Da eine erwachsene Laus höchstens 24 Stunden ohne Blutmahlzeit überleben kann, muss sie in regelmässigen Abständen ihre drei Stilette in die Tiefe bohren, um zuerst ihren gerinnungshemmenden und gefässerweiternden Speichel loszuwerden – und danach, um Blut zu saugen. An den Einstichstellen können sich kleine Entzündungen bilden, die den unangenehmen Juckreiz auslösen.
Die Weibchen der Kopfläuse leben nur drei bis vier Wochen. In dieser Zeit legen sie täglich rund zehn Eier, die sie mit einer wasserunlöslichen Substanz in Kopfhautnähe an die Haare kleben. Solche frisch abgelegten Nissen erscheinen dunkel und sind im Gegensatz zu den leeren hellen Eihüllen schwerer zu erkennen. Es folgen mehrere Larvenstadien, bis nach neun bis elf Tagen die Geschlechtsreife erreicht ist.
Läuse werden oft durch
direkten Haarkontakt zwischen
zwei Menschen übertragen.
«Unsere» Kopfläuse leben übrigens nur auf dem Kopf des Menschen. Sie werden hauptsächlich durch direkten Haarkontakt zwischen zwei Menschen übertragen, weniger über Mützen oder Schals. Trotzdem ist es bei Lausbefall sinnvoll, Bettwäsche, Kleidung und andere Textilien zu wechseln und zu waschen sowie Kuscheltiere für drei Tage in einen dichten Sack zu packen.
Da Kinder beim gemeinsamen Spielen besonders gerne die Köpfe zusammenstecken, sind sie auch die am häufigsten betroffene Altersgruppe. Neuerdings wird vermehrt von Kopflausbefall bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen berichtet. Der Grund: Die gemeinsamen Selfies sind oft mit einem Tête-à-Tête verbunden.
Ein Befall mit Kopfläusen hat übrigens nichts mit mangelnder Hygiene zu tun, häufiges Haarewaschen nützt nichts. Sinnvoller ist es, die Läuse mit speziellen, in der Apotheke erhältlichen Kopflausmitteln abzutöten und ergänzend mit einem Nissenkamm Eier und Tiere aus den Haaren zu fischen.
Bettwanzen: Als blinde Passagiere bis nach Hause
Bettwanzen sind in manchen Berghütten zu einem echten Problem geworden. Quer durch die Herbergen der Alpen und Pyrenäen, aber auch in ganz normalen Hotels und Pensionen können die lästigen Blutsauger auftauchen, um nachts den schlafenden Gästen etwas Blut abzuzapfen. Dabei geben die Tiere zuerst ein betäubendes Sekret ab, sodass der Biss selbst schmerzlos ist. Im Laufe des folgenden Tages erscheinen juckende Rötungen und möglicherweise auch kleine Quaddeln auf der Haut – typischerweise als «Wanzenstrassen» in einer reihenartigen Anordnung.
$Tagsüber verstecken sich die immerhin vier bis sechs Millimeter grossen Wanzen in kleinen Ritzen am Bett, unter Matratzen, in Möbelspalten, hinter Fussleisten – aber auch in achtlos abgestellten Rucksäcken oder Koffern. Von dort kann die Reise bis in die eigene Wohnung gehen, und dann hilft nur noch der Kammerjäger. Kommen Reisende aus Unterkünften mit Bettwanzenverdacht, sollten die Taschen und Rucksäcke ausserhalb der Wohnung ausgepackt werden und möglichst einige Zeit dort verbleiben. Dass alle Kleider gut gewaschen werden, ist selbstverständlich. Im Gegensatz zu Läusen können Bettwanzen nach einer ausgiebigen Blutmahlzeit über Monate hinweg hungern. Die Bisse sind zwar lästig, aber ungefährlich. Mit kühlenden Umschlägen oder einem kühlenden Gel aus der Apotheke lässt sich der Juckreiz lindern.
Flöhe: Sprünge auf den Wolkenkratzer
Wie die Wanzen halten es auch Flöhe über viele Monate ohne Blutmahlzeit aus. Auch ihre Bisse können zu mehreren hintereinander als eine sogenannte «Flohleiter» auftreten. Weltweit sind über zweitausend Floharten bekannt, davon in Mitteleuropa rund siebzig. Flöhe haben sich auf verschiedene Tierarten spezialisiert, die bekanntesten sind Katzen-, Hunde-, Ratten- und Menschenflöhe, wobei sich Letztere auch auf Tieren wie Meerschweinchen wohlfühlen.
Flöhe sind seitlich abgeflacht und verfügen durch das sehr kräftig ausgebildete hintere Beinpaar über ein enormes Sprungvermögen. Das ermöglicht den zwei bis drei Millimeter grossen Tieren Sprünge, die das Zweihundertfache ihrer Körpergrösse ausmachen. Übertragen auf uns Menschen wäre das ein Sprung auf einen Wolkenkratzer. Heute gilt der Menschenfloh in Mitteleuropa als nahezu ausgerottet. Wer trotzdem einmal in den Ferien Bekanntschaft mit diesen Plagegeistern machen durfte, wird den oft tagelangen extremen Juckreiz nicht mehr vergessen.
Bei den Flöhen in der Schweiz handelt es sich meist um den Katzenfloh, seltener um den Hundefloh. Die weiblichen Tiere legen ihre Eier gerne in Fugen, Ritzen und Ecken. Daher reicht es normalerweise nicht aus, nur gegen die auf den Haustieren sitzenden erwachsenen Flöhe vorzugehen. Tatsächlich leben nur rund fünf Prozent der Flohpopulation direkt auf unseren haarigen Gefährten, die übrigen 95 Prozent verteilen sich in Form von Eiern, Larven und Puppen in der nächsten Umgebung, beispielsweise in Katzen- oder Hundekörben. Entsprechend sollten nicht nur die Tiere mit speziellen Antiflohmitteln behandelt, sondern auch die Schlaf- und Liegeplätze gereinigt und mit Flohschutz besprüht werden.
Im Mittelalter waren Flöhe die Überträger der Pest. Heute ist diese Krankheit glücklicherweise weitgehend verschwunden, allerdings können die kleinen Parasiten unter anderem Hirnhautentzündung, Kinderlähmung, Fleckfieber und sogar einen Bandwurm, den Gurkenkernbandwurm, auf den Menschen übertragen. Man sollte daher einem Flohzirkus im Haus keine Manege bieten.