Grippe und Husten im Faktencheck

6 Mythen und die richtigen Antworten

TEXT: MONIKA LENZER

Hatschi! Es kursieren viele Mythen rund um Grippe, Erkältung und Husten. Doch man darf nicht alles glauben, was der Nachbar oder TikTok erzählen.

Mythos 1: Kälte führt zu einer Erkältung oder Grippe.

Es gibt Untersuchungen, die keinen direkten Zusammenhang zwischen Kälte und einer Erkältung oder Grippe bestätigen – schliesslich handelt es sich um Infektionskrankheiten, die durch Viren ausgelöst werden. Es kann allerdings sein, dass Frieren die Abwehrkräfte verringert und dadurch die Krankheitserreger leichter in den geschwächten Körper eindringen können.

Mythos 2: Grippe und Erkältung werden von den gleichen Viren ausgelöst.

Umgangssprachlich werden die Begriffe Grippe und Erkältung oft gleich verwendet. Doch aus medizinischer Sicht handelt es sich eindeutig um zwei unterschiedliche Krankheiten. Eine Erkältung kann von verschiedenen Viren wie Rhinoviren, Adenoviren und humanen Metapneumoviren ausgelöst werden. Am häufigsten sind Rhinoviren dafür verantwortlich – es gibt davon über 100 Unterarten. Eine Erkältung beginnt oft mit Halsschmerzen, gefolgt von Schnupfen und schliesslich Husten. Dahingegen setzt eine Grippe sehr plötzlich mit Schüttelfrost und hohem Fieber ein. Kopf- und Gliederschmerzen, trockener Husten sowie ein starkes Schwächegefühl sind typische Begleitbeschwerden. Bei den Grippe-Viren gibt es drei verschiedene Hauptarten: Typ A, Typ B und Typ C. Die unterschiedlichen A-Subtypen verursachen in der Regel die meisten Fälle.

Mythos 3: Antivirale Arzneimittel helfen auch bei einer Erkältung.

Aktuell gibt es keine antiviralen Medikamente, die gegen Erkältungsviren wirksam sind. Anders sieht es bei Grippeviren aus: Arzneimittel mit dem Wirkstoff Oseltamivir, Zanamivir oder Amantadin können Grippe vorbeugen oder behandeln. Der Nutzen hängt allerdings stark davon ab, wie frühzeitig mit der Einnahme begonnen wird. Das Bundesamt für Gesundheit empfiehlt für Risikogruppen wie Schwangere, Personen über 65 Jahre und Immunsupprimierte weiterhin die jährliche Grippeimpfung. Jedes Jahr werden dazu neu zusammengesetzte Vakzine für den kommenden Winter hergestellt. Sie schützen vor den Grippe-Subtypen, die gemäss einer Experteneinschätzung in der kommenden Saison am wahrscheinlichsten kursieren werden.

Mythos 4: Fieber ist gefährlich.

Generell ist Fieber eine natürliche Abwehrreaktion des Körpers und ist zunächst nicht gefährlich. Es ist ein Zeichen, dass das Immunsystem gegen die Krankheitserreger ankämpft, was wünschenswert ist. Sehr hohes oder langanhaltendes Fieber kann allerdings kritisch sein. Beim Erwachsenen gilt eine Temperatur über 39,5 Grad Celsius als hohes Fieber. Daher raten Mediziner, ab rund 39 Grad Celsius fiebersenkende Massnahmen zu ergreifen.

Ein bekanntes Hausmittel sind kühlende Wadenwickel. Hilfreich ist zudem viel trinken, da der Körper bei Fieber viel schwitzt; ein Tee aus Lindenblüten oder Holunderblüten hat sich hier bewährt. Gut geeignet sind auch Arzneimittel mit den Wirkstoffen Ibuprofen oder Paracetamol, die zudem gegen Schmerzen helfen.

Wann zum Arzt? Wenn das Fieber trotz fiebersenkender Mittel nicht runtergeht, wird ein Arztbesuch empfohlen, vor allem wenn weitere Beschwerden wie Verwirrtheit, Atemnot oder starke Schmerzen vorliegen. Eine häufige Komplikation bei einer Grippe ist übrigens eine Lungenentzündung.

Mythos 5: Codeinhaltige Arzneimittel kurieren jeden Husten.

Im Verlauf einer Erkältung ändert sich die Art des Hustens – ein anfänglich trockener Reizhusten geht üblicherweise in einen verschleimten Husten mit Auswurf über. Dahingegen ist bei einer Grippe ein schmerzhafter, trockener Husten typisch. Nur beim trockenen Husten sind Hustenstiller mit Wirkstoffen wie Codein, Dextromethorphan oder Butamirat sinnvoll, da sie den quälenden Hustenreiz unterdrücken. Bei einem verschleimten Husten sind sie kontraproduktiv, da sie das Abhusten des störenden Schleims blockieren. Hier helfen viele pflanzliche Mittel wie Thymian, Efeu und Primel, um festsitzendes Sekret zu lösen. Eine gute Kombination besteht übrigens aus einem Hustenlöser untertags und einem Hustenstiller zur Nacht für einen besseren Schlaf.

Ein Arztbesuch wird empfohlen, wenn der Husten länger als zwei Wochen anhält, vor allem bei hohem Fieber, Schmerzen auf der Brust, Atemnot oder blutigem Auswurf.

Mythos 6: Ein heisser Grog mit Zitrone ist ein gutes Hausmittel bei Atemwegsinfekten.

Bei einem Infekt ist es besser, keinen Alkohol zu trinken. Denn durch den Alkohol werden die Blutgefässe erweitert, was dem angegriffenen Kreislauf nicht guttut. Ausserdem kann das geschwächte Immunsystem zusätzlich gedämpft werden. Dahingegen ist das Inhalieren von warmem Wasserdampf eine Wohltat für die gereizten Bronchien. Bei Erwachsenen kann der Zusatz von ein bis zwei Tropfen Manukaöl den Effekt verstärken. Es stammt aus den Blättern und dünnen Zweigen des Manukabaums, der in Neuseeland und Australien zu Hause ist. Das weiche, krautige Öl wirkt ausgleichend, antibakteriell, entzündungshemmend und schleimlösend. Zudem befeuchten Lutschpastillen mit Isländisch Moos die trockenen Schleimhäute. Ein weiterer Tipp: Ein warmer Brustwickel entspannt die verkrampfte Bronchialmuskulatur bei einem trockenen Husten und löst festsitzenden Schleim. Die einfachste Art ist ein Körnerkissen, das in der Mikrowelle erwärmt wird und auf die Brust oder den oberen Rücken aufgelegt wird. Dies eignet sich schon für Kleinkinder, doch es muss unbedingt darauf geachtet werden, dass der Wickel nicht zu heiss ist.

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