Rheumatoide Arthritis

Wenn die Gelenke schmerzen

TEXT: SUSANNA STEIMER MILLER

In der Schweiz leiden schätzungsweise 85 000 Menschen an einer rheumatoiden Arthritis. Die Krankheit, die auch als chronische Polyarthritis bekannt ist, trifft Frauen dreimal häufiger als Männer.

Erste Symptome einer rheumatoiden Arthritis treten meist zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr auf. Natalie Georgiadis, Ergotherapeutin und Beraterin bei der Rheumaliga Schweiz, erklärt: «Betroffene haben als erste Hinweise oft Schmerzen in den Fingern und Zehen, die auch im Ruhezustand auftreten.» Später können weitere Gelenke am Körper anschwellen, zum Beispiel der Ellenbogen, die Knie oder Füsse. Häufig kommt es ebenfalls zu Entzündungen der Sehnenscheiden oder Schleimbeutel.

Typisch für die rheumatische Erkrankung ist die Morgensteifigkeit. Betroffene brauchen morgens mindestens eine halbe Stunde, manchmal zwei Stunden, bis sie sich wieder geschmeidig bewegen können. Die Beweglichkeit und die Kraft nehmen ab. Natalie Georgiadis weiss: «Viele Patientinnen und Patienten können plötzlich Trinkflaschen nicht mehr selbst öffnen.» Sie leiden zudem oft an Müdigkeit, Unwohlsein, Nachtschweiss, leichtem Fieber und einer Abnahme der Leistungsfähigkeit. Die Fachfrau rät Menschen, die erste Anzeichen verspüren, sich baldmöglichst von der Hausärztin oder dem Hausarzt für eine rheumatologische Abklärung überweisen zu lassen.

Der Verlauf der rheumatoiden Arthritis

Bei der rheumatoiden Arthritis handelt es sich um eine chronische Autoimmun-Erkrankung, die sich unterschiedlich äussern kann. «Oft verläuft die Krankheit in Schüben», sagt die Expertin der Rheumaliga Schweiz. Viele Erkrankte könne man aber gut mit Medikamenten behandeln, dass die rheumatoide Arthritis sich lediglich mit milden Symptomen bemerkbar mache. Entscheidend sei eine frühe Diagnose und Behandlung, so Natalie Georgiadis. Ohne Behandlung könne es zu einer Verformung oder im schlimmsten Fall zu einer Zerstörung der Gelenke kommen. Auch andere Organe wie das Herz, die Lunge, die Haut oder die Augen können in Mitleidenschaft gezogen werden. Eine rheumatoide Arthritis kann das Risiko für Arterienverkalkung (Arteriosklerose) erhöhen.

Die Ursachen der rheumatoiden Arthritis

Bei der Krankheit richtet sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper und greift Zellen an. Bis heute sind die Ursachen nicht geklärt. Man weiss, dass Menschen, die Geschwister oder Eltern mit rheumatoider Arthritis haben, ein dreimal höheres Risiko für die Krankheit aufweisen. Laut Natalie Georgiadis sei es jedoch schwer zu bestimmen, in welchem Masse Vererbungsfaktoren oder aber der gleiche Lebensstil dafür verantwortlich sind.

Die Diagnose der rheumatoiden Arthritis

Um eine rheumatoide Arthritis zu diagnostizieren, braucht es ein ausführliches Gespräch mit einer Rheumatologin oder einem Rheumatologen und eine sorgfältige körperliche Untersuchung. In einem Bluttest wird nach Entzündungsmarkern, Antikörpern und allgemeinen Rheumafaktoren gesucht. Natalie Georgiadis erklärt dazu: «Eine rheumatoide Arthritis kann genauso vorliegen, wenn die Bluttests negativ ausfallen.» Letztlich können bildgebende Untersuchungen beigezogen werden. Mithilfe des Ultraschalls können die Gelenkschleimhaut untersucht und Entzündungsherde gefunden werden. Im Röntgenbild sind Erosionen am Knochen und Verschmälerungen des Gelenkspalts sichtbar. In manchen Fällen wird auch ein MRI durchgeführt.

Der erste Schock

Da es sich bei der rheumatoiden Arthritis um eine chronische Krankheit handelt, die Betroffene ein Leben lang begleitet, sind viele geschockt, wenn sie mit der Diagnose konfrontiert werden. Natalie Georgiadis rät Betroffenen, bei Notwendigkeit psychologische Beratung in Anspruch zu nehmen und sich von der Rheumaliga Schweiz beraten zu lassen. Wichtig sei auch, dass man sich alle Fragen laufend notiere und diese beim nächsten Arzttermin stelle.

Die rheumatoide Arthritis behandeln

Zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis kommen Medikamente zum Einsatz, deren Ziel es ist, die Entzündungen zu reduzieren und somit das Fortschreiten der Krankheit zu stoppen. Als Basismedikament werden synthetische Immunsuppressiva eingesetzt, deren Wirkung jedoch meist erst nach ein paar Monaten eintritt. Bleibt der Therapieerfolg aus, kommen sogenannte Biologika zur Anwendung, die zwar spezifischer wirken als synthetische Präparate, aber auch mehr kosten und das Immunsystem eher beeinträchtigen. Um die akuten Entzündungen zu mildern, braucht es häufig Kortison, das man laut Natalie Georgiadis hingegen nur so niedrig dosiert und kurzfristig wie möglich einsetzen sollte. Die Fachfrau dazu: «Kortison kann Osteoporose auslösen, wenn es in höheren Dosen und längerfristig verwendet wird.»

Das hilft bei rheumatoider Arthritis

Neben der medikamentösen Behandlung wird Patientinnen und Patienten auch Physiotherapie empfohlen. Natalie Georgiadis erklärt, weshalb: «Physiotherapie trägt dazu bei, die Beweglichkeit und Kraft zu erhalten. Eine starke Muskulatur schützt die Gelenke.» Dank einer Ergotherapie kann die Selbstständigkeit oft erhalten werden, zum Beispiel durch die Verbesserung der Fingerfertigkeit. Grundsätzlich ist Bewegung für Menschen mit rheumatoider Arthritis äusserst wichtig. Die Rheumaliga Schweiz bietet zahlreiche Kurse an.

Auch von komplementärmedizinischen Angeboten und einer Ernährungsumstellung profitieren viele Betroffene. So bietet die Rheumaliga Schweiz zum Beispiel eine kostenlose Broschüre zur entzündungshemmenden Ernährung im Webshop und berät darüber hinaus am Telefon.

Bild: ©New Africa/stock.adobe.com

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