Blasenschwäche

Kein Tabuthema

TEXT: MONIKA LENZER

Die Ursachen für eine Blasenschwäche sind vielfältig. Zum Glück gibt es verschiedene Möglichkeiten, um unser intimes Organ zu stärken. Finden Sie heraus, was für Sie passt!

Rund 500 000 Personen leiden in der Schweiz an Blasenschwäche, wobei ältere Menschen häufiger betroffen sind. Nach der Geburt kann es passieren, dass die beanspruchte Beckenbodenmuskulatur den Schliessmuskel der Harnröhre nicht mehr so stark unterstützen kann wie zuvor. Ältere Frauen werden manchmal in den Wechseljahren mit dem Thema Harninkontinenz konfrontiert. Durch den sinkenden Östrogenspiegel können nämlich das Bindegewebe und Muskeln im Harntrakt geschwächt werden. Doch auch Männer können von dieser Problematik betroffen werden. Bei ihnen ist oftmals der Grund, dass die Prostata mit dem Alter grösser wird und dann auf die Harnröhre drückt.

Ein starker Beckenboden
ist die beste Stütze
für eine gesunde Blase.

Verschiedene Formen

Bei der Belastungsinkontinenz können mechanische Belastungen wie starkes Lachen, Heben von schweren Gegenständen oder Husten einen plötzlichen Urinabgang auslösen. Bei der Dranginkontinenz kann sich die überaktive oder überempfindliche Blase unkontrolliert zusammenziehen und einen plötzlichen Harndrang verursachen – Betroffene halten ständig Ausschau nach einer Toilette für den Fall der Fälle. Bei der Überlaufinkontinenz blockiert ein Hindernis oder eine Nervenschädigung das Organ, sodass es sich nicht vollständig entleeren kann. Die Patienten verlieren ohne Vorwarnung öfter kleine Urinmengen aus der vollgefüllten Blase, wobei sie keinen Harndrang verspüren.

Kraft aus der Natur

Kürbiskerne werden traditionell bei leichter Blasenschwäche und Prostatavergrösserung eingesetzt. Es werden allerdings nicht gewöhnliche Speisekürbisse aus dem Supermarkt verwendet, sondern es handelt sich um spezielle Arzneikürbisse: Cucurbita pepo L. convar. citrullina var. styriaca. Die einjährige Pflanze wurde von den spanischen Eroberern aus Mexiko und Texas nach Europa mitgebracht, wo sie erstmals 1523 von dem Botaniker Leonhart Fuchs (1501–1566) in seinem Kräuterbuch beschrieben wurde. Die mittlere Tagesdosis beträgt zehn Gramm Kerne.

Medikamente im Fokus

Scheuen Sie sich nicht, mit Ihrem Arzt zu sprechen, wenn Sie mit sanften Mitteln keinen Erfolg haben. Bei einem Östrogenmangel in den Wechseljahren kann beispielsweise ein Hormonpräparat in Form einer Vaginalsalbe oder -zäpfchen helfen. Bei Männern gibt es Arzneimittel (5-alpha-Reduktasehemmer), die die Grösse der Prostata positiv beeinflussen können. Oder bestimmte Wirkstoffe (alpha-1-Blocker) entspannen die glatten Muskelzellen in der Prostata, wodurch sich der Harnabfluss verbessert.

Speziell für die Behandlung der Inkontinenz gibt es eine Reihe von Anticholinergika, die die glatte Blasenmuskulatur entspannen und oft bei Dranginkontinenz eingesetzt werden. Häufige Nebenwirkungen können Mundtrockenheit und Verstopfung sein. Neuere Wirkstoffe aus dieser Gruppe oder spezielle Darreichungsformen wie Pflaster können aber helfen, diese Beschwerden zu minimieren.

Starker Beckenboden

Auf jeden Fall ist es hilfreich, den Beckenboden mit gezieltem Training zu stärken. Am besten werden die Übungen in den Alltag eingebaut und mehrmals täglich durchgeführt. In Ihrer Nähe gibt es bestimmt Kurse, wo Sie die passenden Übungen erlernen können. Ausserdem ist es schön, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Es gibt übrigens auch Vaginalkugeln, mit denen Frauen zusätzlich trainieren können.

Noch ein Geheimtipp für den Notfall: Setzen Sie sich auf einen Stuhl und fahren Sie mit dem Fussknöchel mit konstantem Druck am Schienbein des anderen Beins entlang. Der sensorische Reiz kann helfen, den Harndrang zu mindern.

Falls doch zwischendurch etwas daneben geht, gibt es spezielle Inkontinenzprodukte wie Slipeinlagen und Einweghöschen, die sehr saugfähig sind und Gerüche gut einschliessen.

Zögern Sie nicht, offen über dieses Thema zu sprechen. Die richtigen Massnahmen können Ihre Lebensqualität enorm steigern, damit das Leben wieder Spass macht.

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