Exklusives Interview mit Sandra Studer
«Ich hätte gerne früher gewusst, dass man etwas gegen die Beschwerden tun kann.»
Autor: ANTJE LUZ
Jede Frau ist einzigartig. Ihre Wechseljahr-Symptome auch. astreaAPOTHEKE hat die beliebte Moderatorin Sandra Studer zu ihren Erfahrungen befragt.
Frau Studer, Sie sind sehr bekannt und haben sich bereit erklärt, öffentlich über dieses «intime» Thema zu sprechen. Haben Sie gezögert, ja zu sagen?
Überhaupt nicht! Das ist ein sehr wichtiges Thema, das mich und meine Freundinnen ja auch gerade aktuell beschäftigt.
Die Auswirkungen der Menopause sind sehr individuell: Welches war Ihr erstes Symptom?
Ich hatte sehr starke Schlafprobleme und sie drei Jahre ausgehalten, bis ich endlich zur Ärztin gegangen bin. Ich bin nie auf die Idee gekommen, dass die Schlafprobleme etwas mit der Menopause zu tun haben könnten, weil ich schon immer eine schlechte Schläferin war. Ausserdem hatten meine Mutter und meine zwei älteren Schwestern keine Symptome und deshalb dachte ich, ich würde das auch nicht haben. Ich hatte dann zusätzlich nachts Wallungen bekommen und dieses Schwitzen kannte ich natürlich als Symptom der Menopause. Das habe ich dann auch noch ein paar Monate ertragen, aber dann bin ich zur Ärztin gegangen.
Hatten Sie weitere Symptome?
Meine Symptome waren die Schlafprobleme, das Schwitzen, Gewichtszunahme und dann noch Stimmungsschwankungen. Ich habe meist gute Laune, aber habe mich zeitweise gewundert, weil ich dachte, «Warum bin ich denn so garstig?» Manchmal war ich dabei auch etwas schwermütig, aber das ist alles besser geworden.
Körper im Wandel
Was hat Ihnen geholfen?
Ich habe von Freundinnen erfahren, dass sie eine Hormonersatztherapie machen. Und dann auch angefangen, Hormone zu nehmen. Die haben sofort geholfen und ich konnte innerhalb kürzester Zeit wieder schlafen, das war wunderbar. Ich schlafe noch nicht super, aber es ist kein Vergleich zu damals. Der Schlaf ist die Basis, aus der wir Kraft schöpfen. Wenn man das nicht mehr kann …
Fühlten Sie sich zuweilen allein gelassen?
Ich hatte zuerst eine Ärztin, die das nicht so gut gemacht hat. Sie hätte anhand meiner Symptome merken müssen, dass ich in der Menopause bin. Ich musste von mir aus auf sie zugehen und fragen, ob die Hormonersatztherapie eine Möglichkeit sein könnte. Im Nachhinein ist mir bewusst, wie erschöpft ich war. Ich hatte irgendwoher die Energie für den Tag, aber schlimm waren die Nächte, wenn man stundenlang wach liegt und weiss, in drei Stunden muss ich wieder aufstehen, und die drei Stunden wären so kostbar, aber du kannst nicht mehr einschlafen.
Und dann?
Ich habe die Gynäkologin gewechselt. Diese ist ganz anders, sie hat mir Mut gemacht und gesagt, dass meine Symptome total normal sind und ich etwas dagegen tun kann. Von ihr fühle ich mich gut beraten – und von anderen Frauen, mit denen ich mich austausche.
Neben Schlaf sind laut Wissenschaft Ernährung, Bewegung und Stressreduktion in und nach den Wechseljahren wichtig. Machen Sie Entspannungsübungen, zum Beispiel Autogenes Training?
Sie haben es genau getroffen! Ja, das mache ich. Ich habe es nicht regelmässig in meinen Alltag integriert, es gibt Zeiten, da vergesse ich es. Aber ich beginne gerade wieder damit, weil ich weiss, dass jetzt eine stressige Zeit kommt, und weil ich weiss, wie sehr mich das Autogene Training unterstützen kann. Es beruhigt und stärkt einen in kürzester Zeit. Man programmiert sich selbst positiv. Das ist faszinierend und wirklich effizient. Ich kann es nur jedem empfehlen.
Wie empfinden Sie die öffentliche Diskussion über die Wechseljahre?
Meine erste bewusste Begegnung mit dem Thema Menopause war vor acht oder zehn Jahren in einer Radiosendung, in der ich zu Gast war. Damals wurde es als Tabuthema anmoderiert. Als ich später selbst betroffen war, war schon viel mehr Öffentlichkeit für das Thema da. Ich habe sehr schnell Informationen gefunden oder konnte Diskussionen sofort anstossen. Da bin ich in einen Aufbruch reingekommen und jetzt habe ich das Gefühl, dass die Frauen entspannter darüber sprechen. Ich meine, sexy ist das Thema nicht, aber so what.
Menstruation ist auch nicht sexy …
Nein, aber die jungen Frauen sind da schon sehr klar und beziehen ihre Partner stärker mit ein, wenn sie ihnen sagen, «Eigentlich kannst Du mir auch mal die Tampons bezahlen oder die Pille.» Ich finde, die machen das schon viel besser. Das gehört zum Selbstbewusstsein dazu, dass man als Frau darüber sprechen kann, und dieser entspannte Umgang mit einem normalen Thema ist ja dann vielleicht auch wieder sexy. (lacht).
Gibt es etwas, das Sie gerne vorher über die Menopause gewusst hätten?
Ich hätte gerne gewusst, dass man etwas gegen die Beschwerden tun kann. Dass man nicht jahrelang ausharren und durchhalten muss, bevor man sich helfen lässt. Auch wenn ich nicht leichtfertig mit dem Thema Hormone umgegangen bin. Es gehörten Gespräche und Austausch dazu, bevor ich mich dafür entschieden habe. Je offener die Kommunikation, desto mehr kann das jungen Frauen später helfen.
Welche Haltung haben Sie für sich entwickelt?
Ich habe kein Problem, mir einzugestehen, dass ich in der Menopause bin, und dass da gerade was mit mir passiert. Ich gehe offen damit um und habe null Komma null Scham. Auf der anderen Seite will ich dem Thema auch nicht so viel Raum geben, dass es mich bestimmt. Ich bin nicht die Menopause, ich bin die Sandra. Und die hat jetzt einfach ein bisschen Meno-Pause. (lacht).
Zur Person Sandra gehört schliesslich sehr viel mehr als nur die Menopause.
Oh ja! Seehr viel mehr!!
Phasen der hormonellen Umstellung:
- Prämenopause – die Lebenszeit vor Beginn der Wechseljahre.
- Perimenopause – erste Phase: Die Zeit, die der Körper braucht, um kein Östrogen mehr zu produzieren. Erste Symptome wie Müdigkeit, Schlappheit, Gereiztheit sind ab 35 Jahren möglich. Im Verlauf können Hitzewallungen, Schlaflosigkeit, Erschöpfung, Konzentrationsschwierigkeiten, Stimmungsschwankungen, Panikattacken, Bluthochdruck, Kopfschmerzen u.v.m. entstehen. Die Periode wird durch weniger Östrogen unregelmässig, bis der monatliche Zyklus komplett endet. Diese Phase kann wenige Monate oder bis zu zehn Jahren dauern.
- Menopause – zweite Phase: Wenn eine Frau ein Jahr lang keine Periode hatte. Häufigstes Symptom ist eine Gewichtszunahme (v.a. um die Körpermitte), ohne dass Ernährung oder Bewegung verändert wurden. Die Eierstöcke haben aufgehört, reproduktive Hormone herzustellen. Etwas Östrogen wird im Fettgewebe gebildet.
- Postmenopause – dritte Phase: Die Lebenszeit, nachdem eine Frau ein Jahr oder länger keine Periode mehr hatte. Permanente Beschwerden sind jetzt zum Beispiel vaginale Trockenheit oder steigende gesundheitliche Risiken wie Herzinfarkt, Arteriosklerose, Schlaganfall, Demenz, Diabetes oder Osteoporose (auch aufgrund weniger Muskelmasse).
N.B.: Kardiovaskuläre Krankheiten, die tödlich verlaufen, sind bei Frauen nach der Menopause häufiger als bei Männern, da Östrogen auch einen Gefässschutz bietet. Häufigste Todesursache bei Frauen sind Herz-Kreislauf-Krankheiten, zweithäufigste ist Demenz.
Was hilft?
bei Schlafstörungen
bei vaginaler Trockenheit

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