Osteoporose

Mögliche Vorboten sind Rückenschmerzen

INTERVIEW: STEFAN MÜLLER

Regelmässiger Sport hilft gegen die Osteoporose. Rheumatologe Dr. med. Martin Toniolo von der Hirslanden Klinik Im Park gibt Auskunft.

«Fast 20 Prozent der Frauen und rund 5 Prozent der Männer ab 50 Jahren sind von
Osteoporose betroffen.»

Herr Toniolo, für viele ist Osteoporose ein Schreckgespenst im Alter. Ist da etwas dran?

Dr. med. Martin Toniolo: Bereits ab dem 30. Lebensjahr beginnen unsere Knochen auf natürliche Weise langsam zu altern und ihre Stabilität nimmt schrittweise ab. Bei der Osteoporose kommt es jedoch zu einem übermässigen Verlust der Knochenmasse und Stabilität, wodurch Brüche drohen.

Was passiert in den Knochen?

Osteoporose ist eine schleichende Erkrankung, die die Knochensubstanz im Skelett abbaut und so den Knochenaufbau verändert. Die Knochen werden brüchiger und können schon bei geringer Belastung oder ohne erkennbaren Grund brechen.

Wie erkennt man Osteoporose?

Leider erkennt man die Osteoporose erst, wenn ein Bruch auftritt, denn der Abbau der Knochenmasse selbst verursacht keine Beschwerden. Umso wichtiger ist es, auf bestimmte Anzeichen einer möglichen Osteoporose zu achten, zum Beispiel Rückenschmerzen, zunehmende Verkrümmung der Wirbelsäule oder eine Abnahme der Körpergrösse um mehr als vier Zentimeter.

Wie diagnostiziert man die Krankheit?

Mit einer Knochendichtemessung mittels schwacher Röntgenstrahlung. Man liegt dafür ein paar Minuten bequem auf dem Rücken. Diese Art der Messung ist sehr genau. Daher ist es auch möglich, eine Verlaufsmessung zu machen, um beispielsweise zu prüfen, ob eine Behandlung wirkt.

Ab wann tritt die Krankheit auf?

Von Osteoporose spricht man bei Frauen nach der Menopause und bei Männern nach dem 50. Lebensjahr. Gerade Frauen nach der Menopause haben wegen des natürlichen Östrogenmangels ein höheres Risiko, an Osteoporose zu erkranken. Zwar nimmt auch bei Männern die Testosteronproduktion ab, dies aber sehr viel langsamer und in geringerem Ausmass. Osteoporose kommt daher häufiger bei Frauen vor. Sie betrifft fast 20 Prozent der Frauen ab 50 Jahren und rund fünf Prozent der Männer ab 50 Jahren.

Was sind die Ursachen von Osteoporose?

Eine erbliche Veranlagung und der normale Alterungsprozess führen vor allem im höheren Alter zu einer primären Osteoporose, also einer Osteoporose, die ohne erkennbare Ursachen entsteht. Im Gegensatz zu einer sekundären Osteoporose, die durch eine Grundkrankheit oder Medikamente verursacht wird.

Gibt es äussere Einflüsse, die Osteoporose besonders begünstigen?

Bekannte Risikofaktoren sind beispielsweise Bewegungsmangel, eine kalziumarme Ernährung, ein Vitamin-D-Mangel und – wie oben angesprochen – hormonelle Veränderungen. Wichtig ist zudem zu wissen, dass Alkohol und Rauchen ebenfalls eine massgebliche Verminderung der Knochendichte und Verschlechterung der Knochenqualität zur Folge haben können. Neben Medikamenten kann auch eine Reihe von Krankheiten Osteoporose begünstigen.

Wie behandelt man die Krankheit?

Die Behandlung der Osteoporose zielt darauf ab, Knochenbrüche zu vermeiden und das Risiko für Knochenbrüche zu senken. Bei der Diagnose einer Osteoporose wird individuell mit der Patientin oder dem Patienten das Risiko für osteoporotische Knochenbrüche erfasst. Berücksichtigt werden dabei alle bekannten Risikofaktoren. Wenn das Risiko für Brüche über einem gewissen Schwellenwert liegt, werden Medikamente eingesetzt. Diese Medikamente hemmen entweder den Knochenabbau oder aber sie fördern den Knochenaufbau.

Welche Bedeutung hat Kalzium und Vitamin D bei der Behandlung und Prävention von Osteoporose?

Man kann es sich so vorstellen: Während Kalzium ein wichtiger Baustein der Knochen ist, sorgt Vitamin D dafür, dass Kalzium in die Knochen eingebaut wird. Optimalerweise sollte Kalzium mit der Nahrung über den Tagesverlauf zugeführt werden. Falls dies nicht gelingt, kann zusätzliches Kalzium abends zusammen mit Vitamin D eingenommen werden, jedoch nicht auf nüchternen Magen.

Was können Betroffene selbst tun?

Nicht medikamentöse Massnahmen sind wichtig bei der Behandlung von Osteoporose, aber auch zum Vorbeugen:

  • Ausgewogene, frisch zubereitete Ernährung, möglichst protein- und kalziumhaltig.
  • Bei Mangel Einnahme von Vitamin D.
  • Wenig Alkoholkonsum und Nikotinverzicht.
  • Regelmässige Bewegung an der frischen Luft, leichtes Krafttraining.
  • Geeignet sind auch sportliche Aktivitäten wie Tanzen, Wandern, Laufen, Walken, Yoga oder Pilates.
  • Sturzprophylaxe: vermeiden von Stolperfallen in der Wohnung.

Bild: ©Daniel/stock.adobe.com

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