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Allergien reisen mit!

Von allergischen Reaktionen ist man auch im Ausland nicht gefeit. Je nach Beschwerdebild helfen unterschiedliche Massnahmen. Egal, ob juckender Mückenstich oder Nahrungsmittelallergie: Mit der richtigen Vorbereitung lassen sich die Ferien überall auf der Welt beruhigt geniessen.

Kennen Sie das? Kurz vor der geplanten Reise kommt alles zusammen. Es stehen noch unzählige Erledigungen an und Ihre Nerven sind mehr als angespannt. Jetzt reicht nur ein falsches Wort Ihres Gegenübers und Sie explodieren. Als Sie nach wenigen Tagen – gänzlich gelöst und von karibischen Rhythmen berieselt – noch einmal an diese Situation zurückdenken, wird Ihnen schnell klar: Ihr Verhalten war masslos übertrieben.
Das Immunsystem eines Allergikers handelt ähnlich überreizt. Trifft es nämlich auf an sich harmlose Strukturen, beispielsweise von Pollen, Nüssen oder
Insektengift, überreagiert es völlig. Es schüttet reichlich Histamin aus und provoziert dadurch allergische Symptome. Gut, wenn man dann die richtigen Mittel aus dem Koffer zaubern kann!

Heuschnupfen

Rund 1,2 Millionen Schweizer leiden an einer Pollenallergie. Sie auch? Während die Frühblüher wie Hasel und Birke aktuell keine Beschwerden mehr machen, laufen Gräser und Beifuss in den kommenden Monaten zur Höchstform auf. Ein Tapetenwechsel in Feriendestinationen, in denen diese Pflanzen nicht blühen, kann schnell Entlastung bringen. Auch ein Aufenthalt in höheren Regionen hilft, wenn der jeweilige Pollenflug am Berg noch nicht eingesetzt hat. Ist die Pollenbelastung am Ferienort hingegen hoch, sollten Sie keinesfalls auf Ihre Sonnenbrilleverzichten, um die staubförmigen Übeltäter von den Augen abzuschirmen. Juckreiz, Schwellung, lästiges Nasenlaufen und Augentränen lassen sich zudem lindern mit:

  • Nasendusche oder Meerwasserspray:
    Damit werden die Pollenkörnchen elegant aus der Nase gespült.
  • Antiallergischen Augentropfen und
    Nasensprays.
  • Antiallergika in Tablettenform:
    In der Apotheke berät man Sie gerne, ob ein chemisches, pflanzliches oder
    homöopathisches Mittel für Sie das Beste ist.

Sonnenallergie

Viele Urlauber entwickeln vor allem im Frühsommer beim ersten intensiven Kontakt mit UV-Strahlen rote, juckende Pusteln an sonnenexponierten Stellen wie Dekolleté oder Armaussenseiten. Wer nun aber meint, es handle sich dabei um eine Sonnenallergie, irrt. Eine Allergie läuft medizinisch gesehen nämlich nach einem ganz konkreten Schema ab. Die juckende Hautreaktion auf zu viel Sonne (polymorphe Lichtdermatose) entsteht auf andere Weise, auch wenn noch nicht gänzlich geklärt ist, wie genau. Um Ihre Haut schon im Vorfeld zu stärken, sind hochwertige Pflegeprodukte und die Einnahme von Antioxidantien (z. B. Carotinoide, Vitamin C und E) sowie mehrfach ungesättigte Fettsäuren empfehlenswert. Am Ferienort sollten Sie schattige Plätzchen bevorzugen, die Mittagssonne zwischen 11 und 15 Uhr restlos meiden und stets eine Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor verwenden. Auch ein Sonnenhut mit breiter Krempe liefert gute Dienste. Hautberuhigende After-Sun-Lotionen oder -Sprays helfen bei leichten Irritationen. Gele mit antiallergischen Wirkstoffen oder Kortisoncremes lindern den Juckreiz. Intensiviert wird dieser Effekt mit Antihistaminika in Tablettenform.

Sonnenbedingte Medikamentenallergie

Manche Arzneimittel sind besonders lichtempfindlich. Sie müssen deshalb auch vor Licht geschützt gelagert werden. Wussten Sie aber, dass bestimmte Wirkstoffe auch dann noch von Sonnenlicht verändert werden können, wenn sie bereits eingenommen oder auf die Haut aufgetragen wurden? Durch die UV-Strahlung entstehen Abbauprodukte, die sich an körpereigene Strukturen binden. Diese können zu sogenannten «photoallergischen Reaktionen» führen. Bekannt dafür sind Diuretika, also entwässernde Arzneistoffe wie Hydrochlorothiazid, das Malariamittel Chloroquin oder Psychopharmaka wie Amitriptylin. Erkundigen Sie sich in der Apotheke, ob jene Medikamente, die Sie regelmässig anwenden, auch dazu zählen und wie Sie sich im Bedarfsfall an der Sonne verhalten sollen.

Insektengiftallergie

Wer kennt ihn nicht, den juckenden Insektenstich, der einen fast zur Verzweiflung bringt. Insektenabweisende Mittel, sogenannte Repellents, sorgen dafür, dass Stechmücken oder Bremsen erst gar nicht «zuschlagen». Auch helle, wallende Kleider oder nachts ein Mückennetz halten die lästigen Blutsauger fern. Wer dennoch gestochen wurde, kann mit kühlenden Gelen oder Roll-ons mit antiallergischen Zusätzen schnelle Linderung erzielen. Bei starkem Juckreiz kann ein Antiallergikum eingenommen werden. Besondere Vorsicht ist allerdings geboten, wenn eine Bienen- oder Wespengiftallergie vorliegt. Diese kann zu einem lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock führen. Betroffene müssen immer ein Notfallset bei sich tragen, damit sie nach einem Stich umgehend handeln können. Auch bei Flügen soll es mit ins Handgepäck (siehe Box)!

Nahrungsmittelallergie

Wenn Sie an einer Nahrungsmittelallergie leiden, sind die Auslöser strikt zu meiden. Damit Ihnen dies auch im Ausland gelingt, stellen Sie sich am besten vor Reisebeginn eine Liste jener Lebensmittel zusammen, auf die Sie allergisch reagieren. Übersetzen Sie diese in die Sprache, die am Ferienort gesprochen wird und verwahren Sie die Aufstellung gut sichtbar z. B. in Ihrem Portemonnaie. So sind Sie bei Verständigungsschwierigkeiten gut ausgerüstet und können sicher sein, dass man Sie versteht. Ob Sie zusätzlich ein Notfallset einpacken sollen, hängt davon ab, ob Sie unter einer echten Nahrungsmittelallergie oder lediglich einer Unverträglichkeit (Intoleranz) leiden. Arzt und Apotheker wissen dazu mehr.
Mit all diesen Tipps sind Sie nun hoffentlich gut auf Ihre wohlverdienten Ferien vorbereitet. Schliesslich sollen sich in der Ferne nicht nur Ihre Nerven entspannen, sondern auch Ihr überreiztes Immunsystem!

Flugreise geplant?

Wer unter Allergien leidet, die mitunter lebensbedrohlich werden können, sollte Folgendes in seinem Handgepäck mitführen:

  • Mehrsprachiger Allergiepass für das Ausland.
  • Verordnetes Notfallset (Antiallergikum, Kortison und eventuell sogar ein Adrenalin-Pen).
  • Ärztliche Bescheinigung für das Notfallset (v. a. wenn es Injektionslösungen enthält): Um auf Flugreisen sein Notfallset im Handgepäck mitnehmen zu dürfen, braucht es ein ärztliches Bestätigungsschreiben. Vorlagen dafür sind auch in der Apotheke erhältlich.
  • Kopie der Medikamentenverordnung mit Präparatenamen und Wirkstoff. Bei Verlust Ihrer Medikamente kann so im Ausland schnell ein Ersatz gefunden werden.