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Deine Augen: Dürfen wir uns vorstellen?

Schon Kinder wissen, dass es uns Augen zum Sehen braucht. Doch was alles nötig ist, damit wir auch wirklich einwandfrei funktionieren, ist beachtlich. Lest und staunt!

Liebe Leserin, lieber Leser, wir sind in der Tat zwei ganz besondere Gesellen: Dank unserer hochkomplexen Ausstattung können wir viel dazu beitragen, dass Mensch und Tier sich immer gut orientieren können. Dabei sind wir extrem anpassungs- und widerstandsfähig. Wenn ihr Menschen zu uns Sorge tragt, helft ihr mit, dass wir gesund bleiben und euch ein Leben lang treu dienen.

Wir bestehen aus fünf Häuten

Unsere äusserste Hülle ist die Lederhaut. Sie schützt uns rundum vor schädlichen Einflüssen und verleiht uns die nötige Stabilität. Zusätzlich beschützt uns die Hornhaut von aussen. Sie befindet sich an der Stelle, wo wir für euch sichtbar sind. Sie hat aber noch eine andere Funktion: Sie bricht das Licht, das auf unsere Oberfläche trifft. Ohne diesen Vorgang wäre Sehen unmöglich. Die Innenseite der Lederhaut wird von der Aderhaut ausgekleidet. Diese versorgt uns mit Sauer­stoff und allen nötigen Nährstoffen.

“Die Tränenflüssigkeit sorgt dafür,
dass wir nicht austrocknen.”.

Unsere innerste Schicht wird Netzhaut genannt. Auf ihr sitzen die Sinneszellen, also die Stäbchen und Zäpfchen, die das ankommende Licht in Nervenimpulse umwandeln. Die Regenbogenhaut schliesslich kennt ihr wahrscheinlich auch unter dem Namen Iris. Sie kommt in verschiedenen Farben daher und sorgt wie die Blende eines Fotoobjektivs dafür, dass immer die richtige Menge Licht durch die Pupille gelangt.

Die Linse, unser anatomisches Meisterwerk

Unser gesamtes Inneres ist übrigens mit dem so­genannten Glaskörper ausgefüllt. Das ist eine durchsichtige, gelartige Masse, die uns zu innerer Stabilität verhilft. Damit ihr Menschen nicht nur ganz verschwommen seht, muss das Bild auf der Netzhaut scharf abgebildet sein. Dafür benötigen wir die Linse. Sie sitzt zwischen Glaskörper und Regenbogenhaut und ist mit festen Fasern an Muskeln befestigt. Ziehen sich die Muskeln zusammen, verändern sich Wölbung und Form unserer hochelastischen Linse. Dadurch kann sie die Brechung des einfallenden Lichts so anpassen, dass wahlweise Objekte in der Nähe oder in der Ferne scharf ein­gestellt werden können. Die Fachleute kennen einen Ausdruck für dieses Kunststück: Sie nennen es Akkomodation.

Ohne Tränen geht es nicht

Eine richtige Wohltat ist der Tränenfilm. Durch das ständige Blinzeln der Lider wird die hochkomplex zusammengesetzte Flüssigkeit stets gut auf unserer gesamten Oberfläche verteilt. Sie sorgt dafür, dass wir nicht austrocknen. Wenn das passieren würde, könnten uns zum Beispiel Krankheitserreger oder Fremdkörper ungehindert Schaden zufügen. Auch Nährstoffe, die in der Tränenflüssigkeit enthalten sind, würden uns fehlen. Das wäre äusserst schlecht für unser Wohlbefinden, denn wir würden rot werden und anfangen zu jucken, zu brennen und zu tränen. Daran hättet ihr Menschen gewiss keine Freude!

Gute Hilfe kommt nie zu spät

Zugegeben, es ist sicher nicht immer einfach, all unsere Wünsche zu erfüllen. Doch auch wenn mal nicht alles so gut klappt und wir Gefahr laufen, zu sehr auszutrocknen, könnt ihr uns helfen. Wie? Das Zauberwort lautet «künstliche Tränen».
Was hat es damit auf sich? Künstliche Tränen oder Tränenersatzmittel sind Augentropfen, -sprays oder -gele, die das Auge befeuchten und schmieren. Ihre Eigenschaften kommen denjenigen der natürlichen Tränen sehr nahe. Sie enthalten keine eigentlichen Wirkstoffe, sind nebenwirkungsfrei und entlasten uns, indem sie lange auf unserer Oberfläche verbleiben, uns schützen und befeuchten.

Die Qual der Wahl

Es gibt verschiedene Tränenersatzmittel. Wenn wir euch nur leichte Beschwerden machen, reichen meist dünnflüssige Präparate, zum Beispiel auf Basis von Polyvinylalkoholen oder Polyvidonen. Dickflüssigere oder gelartige Tropfen, beispielsweise mit Hyaluronsäure oder Carbomeren, könnt ihr bei stärkeren Symptomen verwenden. Dann gibt es noch die Augensprays: Sie enthalten unter anderem Phospholipide. Deren Anwendungsart? Kaum zu glauben, sie werden tatsächlich auf unser geschlossenes Augenlid gesprüht! Auf diese Weise gelangen sie an den Lidrand und schützen uns vor einer zu starken Verdunstung des Tränenfilms. Das alles klingt vielleicht etwas kompliziert. Ist es aber nicht. Fragt doch einfach in eurer Apotheke nach – die wissen, was uns guttut! Mit diesen praktischen Tipps verabschieden wir uns von euch, liebe Leserin und lieber Leser, mit einem fröhlichen Augenzwinkern …

So könnt ihr uns verwöhnen

  • Fast am meisten leiden wir unter Zugluft im Auto und unter trockener Luft aus der Klimaanlage. Bitte achtet doch darauf, dass wir davor geschützt werden.
  • Luftbefeuchter in trockenen Räumen lieben wir hingegen. Denn feuchtere Luft trägt dazu bei, dass unser Tränenfilm geschont wird. Auch eine ordentliche Trinkmenge kommt uns sehr zugute. Selbst ein wenig über den Durst zu trinken hat noch niemandem geschadet.
  • Je ausgewogener und vitaminreicher die Ernährung, desto besser. Nicht nur für uns, sondern für alle eure Organe und Körperfunktionen.
  • Bitte sorgt für eine rauchfreie und möglichst wenig schadstoffbelastete Umgebung. Jedes unnötige Partikel in der Luft reizt und belastet uns.
  • Vermeidet wenn möglich lange Sitzungen vor dem Bildschirm. Denn das ständige Fixieren eines Gegenstands lässt das Blinzeln oft vergessen. Aber ohne Blinzeln keine Verteilung der Tränenflüssigkeit auf unserer Oberfläche. Wir drohen auszutrocknen!
  • Zu guter Letzt: Gönnt uns und euch regelmässige Erholung durch genügend Schlaf.