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Ein Stechen und Saugen

Stechmücken sind oft schon wieder weg, bevor man ihre Stiche überhaupt bemerkt. Die bei uns häufigsten Arten unterscheiden sich in Grösse, Form und Stichwirkung. Mit modernen und altbewährten Behandlungsmöglichkeiten lassen sich Schwellungen und Juckreiz lindern.

Während sich männliche «Schnooge» ausschliesslich von Pflanzensäften ernähren, benötigen die Weibchen für die Reifung ihrer Eier Blut. Dabei scheinen manche Menschen anziehender zu wirken als andere. Gemäss einer amerikanischen Studie können Stechmücken noch aus dreissig Meter Entfernung ausgeatmetes Kohlendioxid «erschnüffeln». Aber auch der Duft der Milch- und Fettsäuren auf der Haut wirkt ausgesprochen attraktiv. Vor dem eigentlichen Blutabzapfen leiten die Plagegeister jedoch über ihren Speichel spezielle Proteine in die Einstichstelle, die sowohl betäuben als auch die Blutgerinnung verhindern. Diese Proteine werden von bestimmten Abwehrzellen bekämpft, indem Histamine freigesetzt werden. Letztere verursachen Entzündungsreaktionen wie Rötungen und Schwellungen. Gleichzeitig stimulieren sie die Nerven – und hier beginnt der Juckreiz.

Unterschiedliche Plagegeister

Unter den rund 35 Mückenarten in der Schweiz ist die Gemeine Stechmücke (auch Hausmücke genannt) eine der häufigsten. Sie ist dämmerungs- und nachtaktiv und hält sich gern in der Nähe von Siedlungen auf. Hingegen nutzen die rund sechs Millimeter grossen Überschwemmungsmücken Auwälder und die Uferbereiche von Tümpeln, wo sie ihre Eier ablegen. Sobald das Gebiet überschwemmt wird und die Eier unter Wasser gelangen, schlüpft der Nachwuchs in Massen. Überschwemmungsmücken sind besonders in Hochwasserzeiten sehr aggressiv. Zudem reagiert unser Immunsystem stärker auf die Stiche dieser Art. Ringelmücken sind mit zehn bis dreizehn Millimetern hingegen deutlich grösser. Hinterleib und Beine sind weisslich geringelt, weswegen sie gern mit der Asiatischen Tigermücke verwechselt werden. Wie die Hausmücken halten sie sich oft in bebauten Gebieten auf.

Das erste Gebot bei Mückenstichen heisst:
Nicht kratzen!

Nur zwei bis sechs Millimeter gross sind die Kriebelmücken, die von ihrer Gestalt eher kleinen schwarzen Fliegen ähneln. Sie reissen mit ihren Mundwerkzeugen winzige Wunden auf, aus denen sie das austretende Blut aufsaugen. Die Folgen sind Juckreiz, schmerzhafte Quaddeln und Knötchen. Auch Gnitzen sind sehr kleine Stechmücken, die vor allem abends und in der Nacht aktiv sind. Trotz ihrer geringen Grösse von ein bis drei Millimetern sind die Stiche der Gnitzenweibchen sehr schmerzhaft und können grössere Quaddeln verursachen. In letzter Zeit wurden in der Schweiz immer wieder Asiatische Tigermücken gesichtet, beispielsweise in den Kantonen Tessin und Aargau, im Berner Obstbergquartier, in Zürich oder Basel. Im Gegensatz zu den meisten anderen Arten sind diese recht kleinen, kontrastreich schwarz-weiss geringelten Einwanderer tagaktiv. In den Tropen überträgt die ziemlich aggressive Art verschiedene Krankheiten, weshalb sie in der Schweiz derzeit gezielt bekämpft wird.

Kühlen oder erhitzen

Auch wenn es manchmal unglaublich schwerfällt: Das erste Gebot bei Mückenstichen heisst «Nicht kratzen!» Denn durch das Kratzen werden weitere Histamine freigesetzt, die wiederum das Jucken verstärken. Zudem besteht die Gefahr, dass durch das Kratzen Bakterien in die Haut eindringen und es zu infektiösen Entzündungen kommt.

Prinzipiell hilft es, die betroffenen Stellen zu kühlen. Das kann mit Wasser, kalten Kompressen, Cool Packs oder Eiswürfeln geschehen. Allerdings sollte zwischen Kälteelement und der Haut stets ein Küchenpapier oder ein dünnes Tuch liegen. Zur Abheilung von Schwellungen und Schmerzen und stärkerem Juckreiz tragen auch Antihistaminika bei. Solche Gele aus der Apotheke richten sich gegen die Histamine und besitzen eine kühlende Wirkung. Bei stärkeren Reaktionen können Kortisonsalben auf die Stichstellen aufgetragen werden. Sie sollten jedoch nur zur kurzfristigen Anwendung kommen.

Ganz auf Wärme setzen hingegen sogenannte elektronische Stichheiler oder Wärmestifte. An der Spitze dieser Geräte wird eine Keramik- oder Metallplatte auf 50 bis 60 Grad Celsius erhitzt und dann für einige Sekunden auf den Mückenstich gehalten. Man geht davon aus, dass durch die entstehende Wärme auf der Haut die Proteine des Insektengiftes zersetzt werden. Auch die Histaminausschüttung der Abwehrzellen reduziert sich dadurch. Dies führt zu einer Linderung der Symptome und zu einer Reduktion des Juckreizes. Dabei spielt es keine Rolle, ob zuvor eine Mücke, Biene, Wespe oder Bremse zugestochen hatte – eine solche lokale Thermotherapie soll bei sehr unterschiedlichen Insektenstichen Linderung verschaffen.

Mit Hausmitteln gegen die Stiche

Auch eine ganze Reihe von Hausmitteln und natürlichen Produkten versprechen bei Insektenstichen etwas Erleichterung. So hemmt eine auf die betroffene Stelle gelegte aufgeschnittene Zwiebel Entzündungen, wirkt antibakteriell und desinfiziert. Auch Essig oder der Saft aus bestimmten Naturheilpflanzen (z. B. Spitzwegerich, Gänseblümchen) sollen kühlend und entzündungshemmend wirken. Die Aloe-vera-Pflanze wirkt ebenfalls entzündungshemmend, mildert den Juckreiz und hat einen leichten Kühleffekt. Der aus den Blättern gewonnene Extrakt ist als Gel oder Spray erhältlich. Schliesslich werden auch ätherische Öle gegen Mückenstiche eingesetzt. So wirkt Teebaumöl, das auch bei anderen Hautproblemen verwendet wird, bei Insektenstichen entzündungshemmend und leicht desinfizierend.

Normalerweise sind Mückenstiche kein Grund für einen Arztbesuch. Wenn sich die Schwellung jedoch ausbreitet, heiss wird oder zu pochen beginnt, sollte schnellstmöglichst eine Fachperson aufgesucht werden.