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Gesichtskosmetik: Hautbehandlung der Zukunft

Die Haut ist das grösste Organ des Menschen. Und wie kein zweites trägt sie wesentlich zum persönlichen Erscheinungsbild bei. Zugleich sind Hautbehandlungen ein Spiegelbild der Gesellschaft, wie uns Dr. med. Piotr Michel von der Dermatologie Klinik Zürich bestätigt.

Fabrice Müller

Mit welchen Hautthemen werden Sie derzeit häufig konfrontiert?
Dr. med. Piotr Michel*: Ein Trend, den ich persönlich seit einiger Zeit beobachte, ist, dass vermehrt junge Patientinnen und Patienten mit Hautkrebs zu mir in die Praxis kommen. Noch vor zehn Jahren etwa waren vor allem Menschen ab sechzig vom weissen Hautkrebs betroffen. Allein im letzten Monat habe ich vier junge Patienten mit Hautkrebs operiert. In der Dermatologie geht es aber auch immer häufiger darum, das Aussehen der Haut zu verbessern. Dabei sind es längst nicht mehr nur Frauen, die an ihrer Haut arbeiten wollen, sondern vermehrt auch Männer. Ausserdem achten immer mehr Menschen auf die Auswahl der Pflegeprodukte, deren Inhaltsstoffe und Herkunft.

Wie haben sich die Hautbeschwerden in den letzten zwanzig Jahren verändert?
Ein gutes Aussehen und damit verbunden eine gesunde Haut stehen zunehmend im Zentrum bei unserer Arbeit. 
Die Menschen werden heutzutage mit verschiedenen Schönheitsidealen konfrontiert und von ihnen inspiriert. So gibt es schon sehr junge Menschen, viele von ihnen im Alter zwischen fünfundzwanzig und fünfunddreissig Jahren, die sich einer Schönheitsbehandlungen unterziehen. Sie wollen einfach hübscher aussehen und haben dabei klare Vorstellungen. Männer beispielsweise wünschen sich breitere Kieferknochen und ein stärkeres Kinn, man spricht hier von der sogenannten Maskulinisierung; Frauen wollen nicht selten seitlich hochgezogene Augenbrauen und eine filigranere Nase.

Kann die Haut mit ihren Bedürfnissen sozusagen als ein Spiegelbild der Gesellschaft betrachtet werden?
Auf jeden Fall. In der heutigen Zeit misst man bei einer Begegnung dem ersten Eindruck einer Person eine hohe Bedeutung zu. Die Haut spielt hier eine ganz besondere Rolle und trägt wesentlich zum ersten Eindruck eines Menschen bei. Die Medizin ist heute wesentlich weiter und hat bei der dermatologischen Behandlung beispielsweise mit der Lasertechnik grosse Fortschritte gemacht. Zugleich sind Schönheitsoperationen kein Tabuthema mehr.

Wie haben sich aus Ihrer Sicht die Schönheitsideale verändert?
Heute wird ein Gesicht nicht einfach mehr ausgefüllt und «gebotoxt». Das natürliche Aussehen steht im Zentrum. Die Patientinnen und Patienten wünschen sich ein hübsches Gesicht, wollen aber trotzdem ihrem Alter entsprechend authentisch aussehen. Man kennt diesen Trend unter dem Begriff «Well-Aging».

Schönheitsoperationen liegen im Trend. Wie stark prägen sie Ihren Alltag als Hautarzt?
Schönheitsbehandlungen oder grundsätzlich ästhetische Eingriffe nehmen einen grossen Teil meiner Arbeit ein. Da wir in unserem Haut-Kompetenzzentrum mehrere Fachärzte sind, die sich alle auf diverse Fachgebiete spezialisiert haben, spüren wir solche Entwicklungen natürlich ganz besonders, was vielleicht in einer Einzelpraxis eher weniger der Fall ist. Kommt hinzu, dass bei uns jeder Eingriff einen hohen, ästhetischen Stellenwert einnimmt.

Tätowierungen sind ja ebenfalls weitverbreitet. Rechnen Sie damit, dass Sie künftig vermehrt mit der Entfernung von solchen Tattoos zu tun haben werden?
Die Entfernung von Tätowierungen ist schon jetzt ein grosses Thema. Weil es unterschiedliche Techniken, Ausführungen und Pigmentierungen bei den Tattoos gibt, sind wir als Dermatologen entsprechend gefordert.

Wie hat sich die Situation um den Hautkrebs entwickelt?
Die Bevölkerung ist heute in Sachen Hautkrebs sicher aufgeklärter als noch vor zwanzig oder dreissig Jahren. Wer heute einen weissen Hautkrebs aufweist, hat früher mit grosser Sicherheit keine Sonnencreme verwendet. Heute indes ist der Sonnenschutz bei den meisten Menschen eine Selbstverständlichkeit. Zudem weiss man, dass die UV-Strahlen der Sonne aggressiver geworden sind. Dadurch hat sich das Hautkrebsrisiko zusätzlich erhöht.

Welche weiteren Themen rund um unser grösstes Organ dürften Sie als Hautarzt in Zukunft beschäftigen?
Das Entfernen von Tätowierungen, diverse Schönheitsbehandlungen wie auch der Umgang mit Hautallergien werden uns in Zukunft vermutlich weiter oder sogar noch stärker beschäftigen. Besonders bei den Allergien rechne ich mit einer weiteren Zunahme, weil sich viele Menschen, die in der Stadt leben, allzu stark von der Natur entfernt haben und dadurch anfälliger auf Allergien sind als Personen aus ländlichen Gegenden. Auch die Hauttherapie ist eine Entwicklung, der sich ein modernes Kompetenzzentrum nicht verschliessen darf. Das Zusammenspiel zwischen Arzt, Hauttherapeutin und medizinischer Kosmetikerin wird je länger je wichtiger.

Wie hautverträglich ist ein Mund-Nasen-Schutz?
Wenn die Maske korrekt getragen wird, sollte es grundsätzlich keine Hautprobleme geben. Die Maske muss allerdings trocken und sauber sein und sollte nicht zu eng auf der Haut aufliegen. Zudem empfehle ich, die Maske alle vier Stunden zu wechseln. Bei Hautirritationen ist vor allem die mittlere Hautschicht betroffen. Hier befinden sich die Zellgefässe, Nerven, Haarwurzeln sowie Schweiss- und Talgdrüsen. Letztere etwa verfügen über empfindliche Strukturen, die – wenn sie nass und mit Bakterien besiedelt sind – sich leicht entzünden. Als Folge davon können zum Beispiel Akne oder eine sogenannte Mundrose entstehen.

* Dr. med. Piotr Michel von der Dermatologie Klinik Zürich (www.dermatologie-klinik.ch).

Schwarzer und weisser Hautkrebs
Hautkrebs tritt in verschiedenen Formen auf. Die gefährlichste Form ist das Melanom, auch schwarzer Hautkrebs genannt, weil es Metastasen bilden kann. Häufiger, aber weniger gefährlich sind die hellen Hautkrebsarten (weisser Hautkrebs) wie das Basaliom (Basalzellkarzinom) und das Spinaliom (Stachelzellkarzinom). Die genaue Anzahl der Neuerkrankungen für die Schweiz ist nicht bekannt, da die meisten Krebsregister die hellen Hautkrebsarten nicht erfassen. Pro Jahr wird in der Schweiz bei schätzungsweise 20 000 bis 25 000 Menschen ein Basaliom oder Spinaliom diagnostiziert.
www.krebsliga.ch