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Insektenstiche: Nicht mit mir!

Kennen Sie das nervtötende, nächtliche Surren einer Stechmücke, das einem nicht nur den Schlaf, sondern auch die Nerven raubt? Wie mühsam ist es letztlich, wenn dem Biest ein Stich geglückt ist und die Stelle furchtbar zu jucken beginnt. Doch kann dies auch gesundheitliche Folgen haben?

Wussten Sie, dass sich unter den Stechmücken nur die Weibchen an unserem Blut erfreuen? Sie brauchen diese besondere Proteinquelle, um ihre Brut aufzuziehen. Für die Männchen sind wir Menschen uninteressant. Sie ernähren sich ausschliesslich von Nektar und Pflanzensäften. Neben den fünfunddreissig einheimischen Stechmückenarten leben schweizweit noch drei invasive, also eingeschleppte Arten, die mitunter auch ein Wirt für Krankheitserreger sind. Können wir uns somit hierzulande über einen Stich mit gefährlichen Erkrankungen wie Malaria infizieren und wie sieht die Situation in fernen Ländern aus? Muss man sich nur in den Tropen vor den surrenden Blutsaugern schützen oder gibt es auch Gründe, warum sich ein Mückenschutz auf europäischem Boden lohnt?

Juckreiz, Schwellung, Rötung

Richtig bedrohlich für unsere Gesundheit sind Mückenstiche in der Schweiz nicht. Zumeist kann es aber bekanntlich zu sehr unangenehmen Hautreaktionen kommen. Der Juckreiz bleibt für Tage bestehen, die Stelle ist gerötet und geschwollen. Auslöser ist das Drüsensekret der Mücke, das die Blutgerinnung während der Blutmahlzeit verhindert, aber auch als Fremdstoff zu körpereigenen Abwehrreaktionen führen kann. Mit antiallergisch wirksamen Tinkturen, Gelen oder Tabletten lassen sich die Beschwerden zumeist gut lindern.

Tipp: Dicht gewebte, helle und wallende Kleider und ein Mückenschutzmittel (Repellent) für nicht bedeckte Körperstellen helfen, die Anzahl der möglichen Stiche auf ein Minimum zu reduzieren.

Hautinfektionen

Durch die Verletzung der Haut beim Stich oder durch anschliessendes Kratzen kann es zu sogenannten Sekundärinfektionen kommen. Dabei dringen beispielsweise Bakterien in die verletzte Haut ein und verursachen eine lokale Entzündung, die sich mit starker Rötung, Hitze und Schwellung äussert. In seltenen Fällen kann unter diesen Umständen sogar ein Antibiotikum notwendig werden.

Tipp: Versuchen Sie, die juckende Stelle nach Möglichkeit nicht aufzukratzen. Antiallergische Mittel mit einer lokalanästhesierenden Komponente lindern den Juckreiz sehr effizient.

Tropenkrankheiten

Krankheiten wie Malaria, die wir primär aus den Tropen kennen, sind in der Schweiz derzeit (noch) nicht zu befürchten. Dennoch müssen einige Stechmückenarten, wie die ins Tessin eingeschleppte asiatische Tigermücke, im Auge behalten werden. Sie ist tagaktiv und kann unter gewissen Umständen zum Beispiel Denguefieber (siehe unten) übertragen. Auch wenn von ihr momentan noch kein Infektionsrisiko ausgeht, ist dies theoretisch nicht auszuschliessen. Die Mücken könnten den Erreger nämlich von infizierten Fernreisenden über eine Blutmahlzeit aufnehmen und dann an ihr nächstes Stichopfer weitergeben. In einigen zumeist südlichen Nachbarländern der Schweiz werden Erkrankungen wie Dengue- oder West-Nil-Fieber bereits jetzt immer häufiger verzeichnet. Das Schweizer Tropeninstitut setzt somit laufend Massnahmen, damit man sich in der Schweiz dahingehend keine Sorgen zu machen braucht.
Tipp: Denken Sie auch bei Reisen nach Südfrankreich, Italien oder Griechenland an mögliche, durch Stechmücken übertragbare Infektionskrankheiten und konsultieren Sie zur Sicherheit einen Arzt, wenn Sie nach der Reise an grippeähnlichen Symptomen leiden.

Malaria

Weltweit zählt man mehr als 225 Millionen Neuerkrankungen an Malaria pro Jahr. Hierbei bringt die nachtaktive Anophelesmücke bei einem Stich Parasiten (Plasmodien) in unsere Blutbahn. Nach frühestens einer Woche kommt es zu Fieber über 38 Grad, Kopf- und Muskelschmerzen, gelegentlichem Erbrechen und Durchfall. Unbehandelt befallen die Plasmodien zunächst die Leber, später auch die roten Blutkörperchen. 2018 kam es durch Malaria zu über 400 000 Todesfällen, was diese Erkrankung vor allem in den Entwicklungsländern mehr als bedrohlich macht.

Tipp: Informieren Sie sich rechtzeitig über die aktuelle Malariasituation Ihrer Reisedestination. Je nach Risikogebiet werden Malariamedikamente zur Vorbeugung oder Therapie empfohlen. Ein tropentaugliches Repellent sollte auf jeden Fall mit ins Gepäck und bei Einbruch der Dunkelheit Anwendung finden.

Denguefieber

Die WHO geht davon aus, dass jährlich fünfzig bis hundert Millionen Menschen am viralen «Knochenbrecherfieber» erkranken. Auch wenn die Symptome wie hohe Körpertemperatur mit starken Gelenk-, Kopf- und Muskelschmerzen sehr peinigend sein können, ist das Denguefieber dennoch meist ungefährlich. Vierzig bis achtzig Prozent der Fälle verlaufen sogar symptomlos. Selten kann der Verlauf aber auch kritisch werden. Dann nämlich, wenn es (vielfach nach einer Zweitinfektion) zu unkontrollierten inneren Blutungen (hämorrhagisches Fieber) kommt. Zur Vorbeugung oder Therapie stehen keine spezifischen Medikamente zur Verfügung. Das A und O ist somit ein effektiver Mückenschutz.

Tipp: Nehmen Sie bei Schmerzen und Fieber in Dengue-Risikogebieten kein Aspirin ein. Die blutverdünnende Wirkung könnte die Blutungsneigung erhöhen und zu Komplikationen führen.

Tropentauglich

In den Tropen ist ein hochwertiger Insektenschutz unerlässlich. Achten Sie beim Kauf eines insektenabwehrenden Mittels immer auf die Zertifizierung durch das Tropeninstitut (siehe Abbildung). Doch auch hierzulande kann es Sinn machen, sich die Plagegeister vom Leib zu halten. Wenn auch Sie beispielsweise Ihren nächsten Waldausflug oder den lauen Sommerabend ohne Stechmückenattacke geniessen möchten, holen Sie sich am besten in Ihrer Apotheke ein auf Ihre Bedürfnisse abgestimmtes Repellent. Und sollten Sie bereits zu einem Stechmückenopfer zählen, versorgt man Sie dort mit lindernden Präparaten, sodass die Stiche schnell wieder erträglich werden.

So wirkt ein Repellent

Mückenschutzmittel zum Aufbringen auf die Haut wirken wie eine Dufttarnkappe und maskieren den Geruch unseres Körpers, sodass wir für Mücken quasi nicht mehr riechbar sind. Dies gelingt durch den Eigengeruch der Produkte, aber auch durch eine Blockade der Riechrezeptoren des Insekts.
Gute Wirkung zeigen beispielsweise DEET, Icaridin und natürliches Citriodiol. Für einen sicheren Schutz sollte das Repellent eine ausreichend hohe Wirkstoffkonzentration besitzen, zehn Minuten bevor man ins Freie geht flächendeckend auf die unbedeckten, intakten Körperstellen aufgetragen werden und spätestens vor Ablauf der deklarierten Schutzwirkung oder nachdem man gestochen wurde, erneuert werden.
Zu beachten ist zudem, dass starkes Schwitzen und mechanischer Abrieb die Schutzwirkung verringern. Ausserdem sind Mückenschutzmittel nicht wasserfest.