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Keine Angst vor dem Stillen

Muttermilch stellt die natürliche Anfangsnahrung für Säuglinge dar. Sie ist den Bedürfnissen des neuen Erdenbürgers optimal angepasst und enthält alle Nährstoffe und Vitamine, die für die ersten Lebensmonate nötig sind, in einem ausgewogenen Verhältnis.

Neben der für die Entwicklung des Babys perfekten Zusammensetzung bietet Muttermilch noch andere Vorteile. Sie enthält mütterliche Antikörper, die den Säugling bis über die Stillzeit hinaus vor verschiedenen Krankheiten schützen. Vor allem das Kolostrum, das kurz nach der Geburt gebildet wird, ist besonders reich an Antikörpern. Muttermilch enthält zudem Bifidobakterien, welche die noch nicht fertig ausgebildete Darmflora des Säuglings günstig beeinflussen. Und: Stillen fördert die Bindung zwischen Mutter und Säugling. Diese Geborgenheit begünstigt die emotionale Entwicklung und die psychische Gesundheit des Kindes.
Aus diesen Gründen entscheiden sich viele Frauen fürs Stillen. Doch gerade bei Erstgebärenden tauchen häufig Unsicherheiten im Zusammenhang mit diesem Thema auf. Interessieren Sie oft gestellte Fragen?

Wie häufig soll mein Neugeborenes gestillt werden?
Auch wenn direkt nach der Geburt erst sehr wenig Milch gebildet wird, sollte das Neugeborene mehrmals angelegt werden. So lernt es das Saugen an der Brust und regt dadurch die Milchproduktion an: Der Milcheinschuss erfolgt in der Regel zwischen dem dritten und fünften Tag nach der Geburt. In den ersten Wochen sollte das Baby mindestens acht- bis zwölfmal innerhalb von 24 Stunden angelegt werden, und zwar nach seinem ganz eigenen Rhythmus. Das kann sehr kräftezehrend und erschöpfend sein, tatkräftige Unterstützung der jungen Mutter kann hier enorm entlasten.


Bekommt mein Kind genügend Milch?
Diese Frage lässt sich in den allermeisten Fällen mit «Ja» beantworten. Auch wenn eine direkte Mengenkontrolle nicht möglich ist, gibt es doch einige Anzeichen dafür, dass es mit dem Stillen klappt: Eine normale Gewichtszunahme, ein aktives und zufriedenes Baby, fünf bis sechs nasse Windeln in 24 Stunden oder mehrmals täglich weicher Stuhlgang in den ersten Lebenswochen zeigen, dass alles im grünen Bereich liegt. Durch das schubweise Wachstum des Kindes kann es vorkommen, dass vorübergehend die Milchmenge etwas knapp ist. Dann meldet sich das Kind öfter und durch das häufigere Anlegen pendelt sich die Milchproduktion schnell auf den wachsenden Energiebedarf des Kindes ein.

Auf was muss ich bei meiner Ernährung achten?
Eine frische, gesunde und ausgewogene Nahrung ist wichtig, um den während der Stillzeit erhöhten Vitamin-, Mineralstoff- und Nährstoffbedarf zu decken. Wer sich vegetarisch oder vegan ernährt, sollte unbedingt geeignete Vitaminpräparate und eine DHA-Nahrungsergänzung, also spezielle Omega-3-Fettsäuren, zu sich nehmen, auch um seinem Kind diese wichtigen Nahrungsbausteine über die Muttermilch zugänglich zu machen. Koffeinhaltige Getränke sollten auf zwei bis drei Tassen pro Tag beschränkt werden. Auf alkoholische Getränke sollte man in der Regel verzichten und von selbst versteht sich, dass Nikotin und Drogen tabu sind, da sie ebenfalls in die Muttermilch übergehen und dem Kind schaden können. Ansonsten gibt es keine Einschränkungen, was die Ernährung betrifft.

Was tun bei schmerzenden Brustwarzen?
In den ersten Wochen nach der Geburt können die Brustwarzen sehr empfindlich reagieren oder durch das Stillen gar wund werden und vor allem während der ersten Saugbewegungen einer Stillmahlzeit schmerzen. Das ist normal und verschwindet meist, wenn das Kind etwas älter wird. Verschiedene Stillpositionen ausprobieren, eine sanfte Massage der Brustwarze vor dem Anlegen des Babys, die Behandlung der Brustwarze mit reinem Wollfett oder spezielle Wundauflagen für wunde Brustwarzen fördern die Heilung. Im Notfall, wenn das Stillen gar zu schmerzhaft ist, kann auch so lange abgepumpt werden, bis Besserung eingetreten ist.

Was muss ich beim Abpumpen beachten?
Wenn das Kind vorübergehend nicht trinken kann, bei auswärtiger Arbeit, wenn die Milchproduktion angeregt werden soll, bei einer Brustentzündung oder einem Milchstau kann eine Milchpumpe gute Dienste leisten. So kann das Stillen simuliert und später wieder aufgenommen werden, ohne abstillen zu müssen. Moderne Milchpumpen ahmen die Saugbewegungen des Babys nach und lösen den Milchspendereflex (das Einschiessen der Milch über die Milchgänge Richtung Brustwarze zu Beginn des Saugens an der Brust) aus, sodass die Milch fliessen kann. Abgepumpt wird etwa in der Frequenz, in der das Kind normalerweise trinken würde. Oft braucht es etwas Übung und Geduld, bis das Abpumpen klappt. Sanftes Massieren der Brust und eine ruhige, entspannte Umgebung tragen zum Erfolg bei.

Wie kann ich meine Milch aufbewahren?
In erster Linie ist auf eine einwandfreie Hygiene zu achten: Die Muttermilch sollte in ein sauberes Gefäss gepumpt werden und auch die Teile der Pumpe, die mit der Milch in Berührung kommen, müssen nach jedem Gebrauch mit warmem Wasser und Geschirrspülmittel gereinigt werden. So ist eine grösstmögliche Keimfreiheit garantiert. Die Faustregel fürs Aufbewahren lautet: vier Stunden bei Raumtemperatur, vier Tage im Kühlschrank und sechs Monate im Tiefkühler. Zum Auftauen sollte man die Muttermilch in den Kühlschrank stellen und kalte Milch im warmen Wasserbad erwärmen.

Und wenn mein Kind die Brust verweigert?
Ein zu starker oder schwacher Milchspendereflex, eine unruhige Umgebung, eine verstopfte Babynase, Schmerzen wie Koliken oder eine Mittelohrentzündung sowie ein ungewöhnlicher Geschmack der Muttermilch (z. B. durch bestimmte Lebensmittel, Nikotin, Medikamente oder eine Brustentzündung) können hier eine Rolle spielen. Meist handelt es sich um vorübergehende Probleme, die mit Geduld und der nötigen Ruhe behoben werden können.

Wie lange soll ich stillen?
Laut Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation sollten Kinder etwa sechs Monate lang ausschliesslich gestillt werden beziehungsweise Schoppenmilch erhalten. Dann brauchen die Kleinen zusätzlich Beikost. Diese darf frühestens ab dem fünften Monat gegeben werden, spätestens jedoch zu Beginn des siebten Lebensmonats. Schritt für Schritt wird das Kind an neue Lebensmittel – zunächst in Form von Brei – gewöhnt, bis es schliesslich ab etwa einem Jahr am Familientisch geeignete Speisen mitessen darf. Auch während und nach der Umstellung auf normale Kost darf das Kind weitergestillt werden, solange Mutter und Kind das möchten.