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Nur eine zweite Chance: Zahnpflege

Haben Sie sich manchmal auch schon überlegt, das Zähneputzen einfach ausfallen zu lassen? Muss denn Mundhygiene wirklich täglich sein? Sind für ein kraftvolles Zubeissen tatsächlich all die Zahnpflegeprodukte nötig, wo doch ein Haifisch das alles auch nicht braucht?

Man kann es drehen und wenden, wie man will: Ein Hai braucht sich fürwahr keine grossen Gedanken ums Zähneputzen zu machen. Während seiner zwanzig- bis dreissigjährigen Lebenszeit wachsen seine wurzellosen Beisserchen nämlich unbegrenzt nach. So kann der Verschleiss an Haifischzähnen pro Exemplar schon einmal die Dreissigtausendergrenze überschreiten. Das schaut bei uns Menschen definitiv ganz anders aus: Unsere zwanzig Milchzähne werden bekanntlich nur ein einziges Mal durch maximal zweiunddreissig bleibende Zähne ersetzt. Der Griff zur Zahnbürste bleibt für uns somit unerlässlich, wenn wir unsere vergleichsweise wenigen Zähne ein Leben lang erhalten wollen. Zähneputzen ist aber aus vielen weiteren Gesichtspunkten wichtig. Interessiert es Sie, warum es sich nicht nur der Frische wegen lohnt?

Zahnverlust stoppen

Im Vordergrund der Mundhygiene steht der Erhalt der Zähne. Lange Zeit ging man davon aus, dass unser Gebiss einfach im Verlauf des Lebens aufgrund von Abnützungserscheinungen ausfällt. Man dachte, dass ein Rückgang des Zahnhalteapparats (Parodonts) mit zunehmendem Alter unvermeidbar ist. Heute aber weiss man, dass es massgeblich Bakterien sind, die für den Zahnverlust sorgen. Setzen diese nämlich beispielsweise am Zahnfleischrand Gifte (Toxine) frei, reagiert unser Körper darauf mit einer Entzündung, die man auch Parodontitis nennt. Zunächst ist das Zahnfleisch meist nur gerötet, geschwollen und blutet beim Zähneputzen. Bleibt dieser Entzündungsprozess allerdings unbehandelt, kann er sich sogar auf das Knochen- und Bindegewebe des Zahnbetts, sprich auf den gesamten Zahnhalteapparat, ausweiten. Als letzte Konsequenz lockert sich der Zahn und geht verloren. Regelmässige Mundhygiene reduziert das Bakterienwachstum und verzögert somit den frühzeitigen Zahnverlust.

Zahnstein verhindern

Zahnreinigung hat auch das Ziel, die sogenannte Zahnplaque zu entfernen. Das ist ein zäher, aber zunächst unsichtbarer Biofilm, der sich täglich auf den Oberflächen der Zahnkronen ablagert. Dieser besteht aus Keimen, Kohlenhydraten, Phosphat und Eiweiss und lässt sich durch Zähneputzen gut entfernen. Tut man dies allerdings nicht, bildet sich darüber immer wieder ein nächster Belag und wenn diese überlagerten Schichten gar mineralisieren und aushärten, entsteht hartnäckiger Zahnstein, der nur mehr durch professionelle Dentalhygiene entfernbar wird. Wie stark und wie schnell Zahnstein entsteht, hängt zwar auch von der Zusammensetzung des Speichels ab und ist somit sehr individuell, mit der richtigen Putztechnik lässt er sich aber in jedem Fall gut unter Kontrolle halten.

Löcher vermeiden

Heikel wird es vor allem dann, wenn wir die Zahnplaque noch zusätzlich mit zuckerhaltigen Getränken oder Speisen nähren. Dies führt dazu, dass sich die im Biofilm enthaltenen Bakterien ungebremst vermehren und gleichzeitig den konsumierten Zucker innerhalb von wenigen Minuten zu Milchsäure umbauen. Diese Säure, wie auch die Säure aus Nahrungsmitteln und Getränken, wirkt letztlich entkalkend und greift den Zahnschmelz und in weiterer Folge die Zahnsubstanz an. Karies, also ein «Loch» im Zahn, kann entstehen.

Schmerzen abwenden

Kariesbedingte Zahnschmerzen entstehen, wenn die Zahnfäule sogar bis zum Zahnmark und den sich dort befindlichen Nerven vordringt. Oft reicht es aber auch schon, wenn die Kanälchen innerhalb des Zahnbeins (Dentintubuli) frei liegen und äussere Reize wie Kälte an die Nerven weiterleiten. Werden die nur ein bis zwei Mikrometer grossen Hohlräume nicht mit Spezialzahnpasten, die beispielsweise Arginin enthalten, versiegelt, kommt es schnell zu erhöhter Schmerzempfindlichkeit.

Ernste Erkrankungen reduzieren

Bakterien im Mundraum können nicht nur der Zahngesundheit schaden. Über den Mundraum können Keime auch in die Blutbahn gelangen und dort sogar das Risiko für ernsthafte Erkrankungen wie Diabetes oder Herzerkrankungen steigern. Wenn beispielsweise ein Patient mit einer transplantierten Herzklappe zum Zahnarzt geht, sollte er deshalb vor einem geplanten Eingriff auch immer prophylaktisch ein Antibiotikum einnehmen. Eine Entzündung in der Herzgegend könnte problematisch werden. Mit regelmässiger Mundhygiene lassen sich krank machende Keime zusätzlich reduzieren.

Achtsamkeit stärken

Zähneputzen kann auch meditativ sein. Es ist wunderbar geeignet, um all seine Sinne bewusst wahrzunehmen. Versuchen Sie doch das nächste Mal beim Zähneputzen, die Zahnpasta zu schmecken und zu riechen. Fühlen Sie, wie die Bürstenborsten sanft Ihr Zahnfleisch massieren. Hören Sie auf die Geräusche, die dabei entstehen. Und auch wenn Sie dadurch aus der kontemplativen Phase gerissen werden könnten, aktivieren Sie in diesem Zusammenhang auch zwischendurch Ihren Sehsinn und schauen Sie sich den Zustand Ihrer Zahnbürste wieder einmal etwas genauer an.

So lohnt sich Mundpflege

  • Zähne zweimal täglich mit hochwertigen, zahnschmelzschonenden Bürsten und Zahnpflegeprodukten putzen, dabei niemals zu festen Druck ausüben (putzen, nicht schrubben!).
  • Einmal täglich die Zahnzwischenräume mit Zahnseide oder Zwischenraumbürsten reinigen.
  • Einmal wöchentlich dem Zahnschmelz eine Intensivkur mit einem Fluoridgel gönnen.
  • Nach dem Konsum von Zucker sofort die Zähne putzen, damit sich Kariesbakterien daran nicht stärken.
  • Nach dem Verzehr von sauren Lebensmitteln (z. B. Orangen) mindestens dreissig Minuten mit der Mundhygiene warten, um den aufgeweichten Zahnschmelz nicht abzuschmirgeln.
  • Zahnbürste den Keimen wegen immer an der Luft trocknen lassen und mindestens alle zwei bis drei Monate ersetzen.

Zahnrekorde aus dem Tierreich

  • Mäusezähne sind am härtesten. Mit 9,6 Punkten auf der Härtegradskala sind sie fast so hart wie Diamant, der einen Härtegrad von 10 beziffert.
  • Gürteltierzähne sind äusserst zahlreich, denn wer hat sonst schon hundert Beisserchen im Mund?
  • Elefantenzähne sind am schwersten, schliesslich kann ein Stosszahn bis zu über hundert Kilogramm wiegen.
  • Ameisenbärzähne sind eine Wunschvorstellung, da die Röhrenschnauze des ameisenhungrigen Säugetiers völlig zahnlos ist.