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Rückenschmerzen im Visier

Einer der häufigsten Gründe für Krankschreibungen bei Männern sind Erkrankungen des Bewegungsapparates. Darunter fallen auch Rückenschmerzen, die zwar meist ungefährlich sind, aber dennoch sehr schmerzhaft sein können. Was kann man dagegen tun?

Es gibt einige männlich dominierte Berufe, die den Rücken stark belasten können. Sofort denkt man dabei an Tätigkeiten, die das Heben schwerer Lasten oder harte körperliche Arbeit beinhalten. Vergessen wird oft, dass auch sitzende oder stehende Tätigkeiten ganz schön ins Kreuz gehen können. Klar ist: Der Rücken braucht regelmässiges Training, um fit zu bleiben. Eine zu grosse Belastung kann auf Dauer schaden – Inaktivität allerdings auch!

Die Schmerzen richtig einordnen

«Hexenschuss», «Ischias», «Bandscheibenprobleme», «Lumbago» oder «Kreuzschmerzen» sind einige Begriffe, die im Grunde genommen alle das Gleiche bezeichnen: Nämlich Schmerzen im unteren Teil des Rückens, die manchmal auch in andere Körperregionen ausstrahlen können. Akute Rückenschmerzen setzen oft ziemlich plötzlich ein und verschwinden meist schon nach ein paar Tagen oder nach wenigen Wochen von alleine. 
Chronische Rückenschmerzen sind seltener und können über einen längeren Zeitraum bestehen. Bei wiederkehrenden oder starken Schmerzen ist es deshalb besonders wichtig herauszufinden, was der Auslöser ist. Davon hängen die richtige Wahl der Therapie und somit auch die Aussicht auf Besserung oder Heilung ab.

Schwachpunkt Kreuz

Ein Blick auf die Anatomie des Rückens zeigt, wie komplex dessen Aufbau ist. Die Wirbelsäule ist wie ein «S» geschwungen und fungiert als Tragsäule des Körpers. Sie besteht aus vierundzwanzig knöchernen, gegeneinander beweglichen Wirbelkörpern, die im unteren Bereich durch Kreuzbein und Steissbein fortgesetzt werden. Über zweihundert Muskeln, Sehnen und Bänder sorgen im Rückenbereich für Halt und Bewegung. Zwischen den Wirbelkörpern befinden sich fest verwachsen die Bandscheiben. Sie bestehen aus weichem Faserknorpel, wirken als Stossdämpfer und sind verantwortlich für Elastizität und Biegsamkeit der gesamten Wirbelsäule.
Sowohl Wirbelkörper als auch Bandscheiben und Muskulatur können Anlass zu Rückenschmerzen sein. Auf Ebene der Wirbelkörper ist die Problemzone Nummer eins sicherlich das «Kreuz», das heisst der Übergang der beweglichen Wirbelsäule zum verwachsenen und fixierten Bereich des Kreuzbeins. Rund siebzig Prozent der Beuge- und Streckbewegungen finden hier statt, dementsprechend gross sind auch Belastung und Verschleiss. Durch Verschiebungen der Bandscheiben und der Wirbelkörper können Nerven gequetscht werden, was extreme Schmerzen verursachen kann. Sehr häufig sind auch schmerzhafte Verspannungen der Muskulatur anzutreffen, die ihrerseits wiederum in einer Fehlbelastung der Wirbelsäule resultieren und zu zusätzlichen Problemen führen können.

Das entlastet den Rücken

Bei akuten Rückenschmerzen gibt es verschiedene Möglichkeiten, sich Erleichterung zu verschaffen.

  • Bei verspannter Rückenmuskulatur kann Wärme Linderung bringen. In der Apotheke sind Wärmepflaster, wärmende Rheumasalben, medizinische Badezusätze oder Wärmepackungen erhältlich.
  • Professionelle Massagen können die Muskeln lockern und dadurch den Schmerz besänftigen.
  • Zum Schlafen sind oft bestimmte Liegepositionen besser als andere. Meist sind die Schmerzen in der Seitenlage am erträglichsten. Ein Kissen zwischen den Knien entlastet die Wirbelsäule zusätzlich.
  • Bewegung hilft, schneller wieder auf die Beine zu kommen, denn dadurch trainiert und kräftigt man unter anderem die Rückenmuskulatur. Bettruhe ist nur bei extremen Schmerzen angesagt und auch dann nur so kurz wie möglich.

Medikamente machen Sinn

Schmerzen verleiten dazu, eine «Schonhaltung» einzunehmen. Gerade dadurch aber kann die Wirbelsäule falsch belastet werden und wiederum mit Schmerzen antworten. Deshalb ist bei stärkeren Rückenschmerzen der Gebrauch von schmerzlindernden Medikamenten sinnvoll. Aber Achtung: Generell dienen Schmerzmittel dazu, akute Schmerzzustände zu überbrücken, sie sind keine Dauerlösung! Um eine grösstmögliche Schmerzfreiheit zu erlangen, sollte das Mittel regelmässig (aber ohne ärztliche Anweisung nicht länger als ein paar Tage) eingenommen werden. Die Zähne so lange zusammenzubeissen, bis man es vor Schmerzen kaum mehr aushält, bringt nicht viel. Die frühzeitige Bekämpfung der Rückenschmerzen erlaubt es, aktiv zu bleiben und somit noch stärkere Verspannungen zu vermeiden. Die Wahl des Arzneimittels richtet sich nach dem Schweregrad der Schmerzen. Folgende häufig verwendete Wirkstoffe sind rezeptfrei erhältlich: Ibuprofen, Diclofenac, Acetylsalicylsäure und Paracetamol. Reicht deren Wirkung nicht aus, kann der Arzt noch potentere Medikamente verschreiben. In besonders schweren chronischen Fällen kann ein chirurgischer Eingriff oft eine dauerhafte Lösung bringen.

Bewegung bringt viel

Sowohl gegen akute Schmerzen als auch zur Vorbeugung von weiteren Rückenschmerzen hat sich Bewegung bestens bewährt. Eine kräftige Rückenmuskulatur entlastet die Wirbelsäule. Wer zu Rückenproblemen neigt, sollte seinen Rücken regelmässig trainieren. Einerseits bieten sich verschiedene Sportarten wie Schwimmen, Velofahren, Gymnastik, Skilanglauf oder Krafttraining (unter fachkundiger Anleitung) dafür an. Ausserdem gibt es mancherorts auch spezielle Kurse für Rückengymnastik. Andererseits lassen sich auch im Alltag immer wieder kleine Trainingseinheiten einbauen: Der Körper sollte nie lange in einer bestimmten Position bleiben. Gut ist es, die Muskulatur zwischendurch immer wieder zu bewegen und zu entspannen. Wer möglichst viel zu Fuss geht und den Gebrauch von «Bewegungsbremsen» wie beispielsweise Auto, Lift und Fernbedienung minimiert, trägt viel zu einer guten Rückengesundheit bei.

Wann zum Arzt?

  • Wer unter starken, länger dauernden oder immer wiederkehrenden Rückenschmerzen leidet, sollte die Ursache der Beschwerden abklären lassen.
  • Wenn Lähmungserscheinungen, Gefühlsstörungen, Muskelschwäche oder Taubheitsgefühl auftreten, muss sofort ein Arzt aufgesucht werden.
  • Bei starken Bewegungseinschränkungen, z. B. wenn das Bücken unmöglich ist, sollte gehandelt werden.
  • Bei Rückenschmerzen, die mit Fieber und anderen Symptomen einhergehen, ist Vorsicht geboten.
  • Bei Verdacht auf einen Wirbelbruch ist eine ärztliche Konsultation angebracht.