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Verdauung: Beschwerdefrei durch die Weihnachtszeit

Ob Guetzli, Schokolade oder köstliche Festmahlzeiten: Die Weihnachtszeit lässt kulinarisch keine Wünsche offen – und stellt unseren Magen und Darm vor eine grosse Herausforderung.

Bereits während wir das erste Weihnachtsgebäck genüsslich im Mund zerkauen, beginnt die Verdauung. Ein Schluck und die Leckerei gleitet die Speiseröhre hinunter in den Magen, wird ordentlich durchgeknetet und mit Magensäure vermischt. Klein genug, gelangt unser Guetzli in den Dünndarm, wo es von fleissigen Verdauungsenzymen weiter verkleinert wird, bis es von den Darmzellen aufgenommen werden kann. Unverdauliche Nahrungsbestandteile wandern weiter Richtung Dickdarm und werden von unseren Darmbakterien verwertet, bevor wir die Reste ausscheiden. Häufiges Naschen oder üppige Mahlzeiten bescheren dem Magen-Darm-Trakt ganz schön viel Arbeit. Kein Wunder also, dass uns das eine oder andere etwas schwer im Magen liegt.

Magenbrennen

Je mehr wir essen, desto mehr dehnt sich die Magenwand aus. Damit auch alles drin bleibt, schliesst ein Muskel zwischen Magen und Speiseröhre nach dem Essen den Eingang wieder. Fettreiche Mahlzeiten oder Genussmittel wie Süssigkeiten, Alkohol und Nikotin können diesen Muskel etwas lockern und Magensäure gelangt in die Speiseröhre. Schmerzen hinter dem Brustbein und ein brennendes Gefühl zwischen Bauch und Hals sind Anzeichen für Magenbrennen. Säureneutralisierende Medikamente, sogenannte Antazida, lindern die Beschwerden, und auch pflanzliche Arzneimittel wie Fenchel, Anis und Kümmel regen die Verdauung an und verbessern die Symptome. Da Druck in der Magengegend durch Bücken oder Liegen die Magensäure ebenfalls nach oben treiben kann, wird geraten, sich nach dem Essen nicht direkt hinzulegen. Machen Sie doch stattdessen noch einen schönen Winterspaziergang an der frischen Luft!

Blähungen

Satt und zufrieden – ein voller Bauch kann durchaus ein wohliges Gefühl verbreiten. Weicht das behagliche Völlegefühl jedoch einem geblähten und schmerzhaften Bauch, wird der Verdauungsvorgang unangenehm. Grund für die Beschwerden ist eine übermässige Menge Gas im Darm, welche unsere Darmbakterien bei der Verwertung von Nahrungsmitteln wie Zwiebeln, Hülsenfrüchte und Kohl bilden. Auch hastiges Essen, kohlensäurehaltige Getränke, Alkohol oder künstliche Süssstoffe erhöhen die Gasmenge im Darm. Im Normalfall vergehen Blähungen nach einigen Stunden von alleine wieder. Entschäumende und gasbindende oder gar krampflösende Arzneimittel helfen, die Symptome zu lindern. Fenchel, Anis und Kümmel, zum Beispiel in Form eines Magen-Darm-Tees, helfen Ihnen bei der Verdauung. Auch Huminsäuren aus Braunkohle wirken unterstützend, indem sie Schadstoffe binden und die Darmflora positiv beeinflussen. Die zusätzliche Einnahme von Verdauungsenzymen kann zudem helfen, dass weniger Nahrungsbestandteile unverdaut bei unseren Darmbakterien landen. Dies beugt ebenfalls Blähungen vor.

Laktose- und Fruktoseintoleranz

Um den Weihnachtsschmaus in unseren Kreislauf aufzunehmen, wird er im Darm von Verdauungsenzymen zerkleinert und durch die Darmwand transportiert. Fehlen entsprechende Werkzeuge oder Transporter, werden Nahrungsbestandteile weiter in den Dickdarm geleitet und von den Darmbakterien zersetzt, was zu Blähungen, Bauchschmerzen und Durchfall führen kann. Ein bekanntes Beispiel dafür ist die Laktoseintoleranz. Grund dafür ist ein Mangel des milchzuckerspaltenden Enzyms Laktase, welches von unserer Darmschleimhaut hergestellt wird. Während Kinder Milchprodukte in der Regel gut vertragen, fährt unser Körper die Laktaseproduktion mit dem Alter herunter, sodass teilweise nur noch kleine Mengen Milchzucker verdaut und aufgenommen werden können. Mit laktosefreien Milchprodukten oder der zusätzlichen Einnahme von Laktase beugen Sie Unannehmlichkeiten vor.
Auch Fruchtzucker kann in grösseren Mengen Blähungen, Bauchschmerzen und Durchfall auslösen. Anders als beim Laktasemangel ist die Ursache hier eine beschränkte Anzahl Transporter in der Darmwand, welche für die Aufnahme der Fruktose zuständig ist. Während täglich eingenommenes Obst kaum Probleme verursacht, werden heutzutage immer mehr Produkte mit Fruchtzucker gesüsst: Ob Joghurt, Ketchup oder Getränke – wir erreichen unsere Fruktose-Toleranzgrenze oft schneller, als wir denken.

Zöliakie

Was passiert, wenn unverdauliche Nahrungsbestandteile fälschlicherweise doch aufgenommen werden? Dies geschieht zum Beispiel bei der Glutenunverträglichkeit, auch Zöliakie genannt. Gluten kommt in verschiedenen Getreidearten vor und ist mit Wasser vermischt für die Formbarkeit von Teig verantwortlich. Es gehört nicht in unsere Körperzellen und wird deshalb normalerweise unverdaut ausgeschieden. Bei einigen Menschen kann es allerdings trotzdem durch die Darmzellen wandern. Das Immunsystem reagiert unverzüglich mit einer Entzündungsreaktion, wobei leider auch die Darmzotten in Mitleidenschaft gezogen werden. Bauchschmerzen, häufige Müdigkeit, Wachstumsschwierigkeiten bei Kindern und eine Abnahme der Leistungsfähigkeit sind eine Auswahl der möglichen Folgen. Die einzige Therapiemöglichkeit ist der vollständige Verzicht auf glutenhaltige Lebensmittel – was beim steigenden Produkteangebot glücklicherweise immer einfacher wird.

Verstopfungen

Regelmässige Essenszeiten, bekannte Nahrungsmittel und einheitliche Portionsgrössen: Unser Darm ist ein Gewohnheitstier. So reagiert er bei Veränderungen schnell einmal irritiert, hält inne und konzentriert sich erst mal ganz auf das, was oben reinkommt – weniger Stuhlgänge sind die Folge. Bei weniger als drei Stuhlgängen pro Woche, welche zusätzlich besonders hart sind, starkes Pressen notwendig machen und ein anschliessendes Gefühl der unvollständigen Entleerung hinterlassen, spricht man von Verstopfung. Mit einer genügenden Flüssigkeits- und Ballaststoffzufuhr bringen wir wieder Schwung in die Darmtätigkeit. Auch Bauchmassagen im Uhrzeigersinn und ein Glas Fruchtsaft vor dem Frühstück regen die Verdauung an. Primär muss die Ursache für die Verstopfung herausgefunden und behandelt werden. Ist diese bekannt, darf kurzfristig mit einem Abführmittel nachgeholfen werden. Ihre Apotheke berät Sie dazu gerne und hilft Ihnen, ein geeignetes Präparat zu finden!

Verdauung gut, alles gut

Rund hundert Billionen Bakterien leben in unserem Darm. Sie helfen, unverdauliche Ballaststoffe aus Getreide, Obst und Gemüse zu verwerten, bestimmte Vitamine zu bilden und krankheitserregende Keime abzuwehren. Eine gesunde Darmflora ist somit nicht nur für eine gut funktionierende Verdauung, sondern auch für unser Immunsystem wichtig. Schenken Sie ihr deshalb hin und wieder etwas Aufmerksamkeit! Ballaststoffreiche Mahlzeiten mit sogenannten Präbiotika, also Nahrung für unsere Darmbakterien, sorgen für ein gesundes Wachstum der Mikroben. Gerät die Verdauung etwas in Schieflage und äussern sich Beschwerden häufiger, kann der Einsatz von probiotischen Arzneimitteln angezeigt sein. Probiotika enthalten im Gegensatz zu Präbiotika lebende Bakterien, welche die bestehende Darmflora ergänzen und somit die Verdauung stärken und Krankheitskeime verdrängen können. So bleiben Sie und Ihre Verdauung gesund – und können sich weiterhin an der weihnachtlichen Schlemmerzeit erfreuen.

Gut gekaut ist halb verdaut

Mit unseren Zähnen zerteilen wir zunächst grobe Bissen in kleine Stücke. Die Kauaktivität erhöht aber auch den Speichelfluss. Dies ist aus folgenden Gründen wichtig:

  • Durch das Vermischen mit Speichel wird der Speisebrei so weich und gleitfähig, dass er problemlos über die Speiseröhre in den Magen rutschen kann.
  • Enzyme aus dem Speichel spalten Nahrungsbestandteile bereits in kleine Einheiten auf und bereiten sie für die Magen-Darm-Passage vor.
  • Über den Speichel werden erste Keime abgetötet.
    Um von diesen Vorteilen zu profitieren, sollten Sie langsam essen, jeden Bissen geniessen und erst schlucken, wenn der Speisebrei beinahe flüssig ist.