Zukunftsmedizin – Themen und Trends
Wie wird die Medizin von morgen aussehen? Was können wir die nächsten zehn Jahre von unserem Gesundheitssystem erwarten? Die neuen Technologien werfen bedeutende Grundsatzfragen auf!
Die digitale Gesundheit ist auf dem Vormarsch. Die Medizin steht vor einem entscheidenden Wendepunkt in ihrer Geschichte und moderne Technologien spielen dabei eine tragende Rolle. In zahlreichen Bereichen sind bereits jetzt beträchtliche Fortschritte zu verzeichnen.
Die Art und Weise, wie Ärzte, Versicherer und Patienten miteinander interagieren, wird auf digitalem Weg revolutioniert und unser Verhältnis zur Medizin verändert sich. Der Einzug neuer Technologien in den medizinischen Wissenschaften ermöglicht massgebliche Fortschritte in der Erforschung und Behandlung von Krankheiten. Zusätzlich verändert der digitale Wandel, den die Gesellschaft derzeit durchläuft, unser Verhältnis zu unserer Gesundheit und zu den Angehörigen der Gesundheitsberufe völlig. So ist es heute möglich, die Art einer Krankheit, die sich erst viel später entwickeln könnte, im Voraus zu bestimmen, eine Operation aus der Ferne durchzuführen oder künstliche Intelligenz zur Erhaltung der Gesundheit einzusetzen.
Vernetzte Gesundheit
Zahlreiche neue Anwendungen sind im Gesundheitsbereich entstanden. Einige sind reine Gadgets, also technische Spielereien, andere tragen zur Prävention bei, indem sie klinische Parameter wie Puls, Blutdruck und Blutzuckerspiegel überwachen oder Patienten an die Einnahme von Medikamenten oder sogar an einen Kontrolltermin beim Arzt erinnern.
Gesundheitsanwendungen ermutigen Patienten insbesondere dazu, Daten zu sammeln. Sie können auch Empfehlungen zu Ernährung oder körperlicher Aktivität geben. In Verbindung mit sozialen Netzwerken und bei täglicher Nutzung erzeugen sie eine sehr grosse Menge an Informationen, deren Nutzen für den Einzelnen nicht immer offensichtlich, für die Angehörigen der Gesundheitsberufe jedoch erheblich ist.
Vernetzte Gegenstände wie Fitnessarmbänder, Kleidungsstücke, Blutdruckmessgeräte, Kontaktlinsen, Pillendosen usw. haben ebenfalls Hochkonjunktur. Als echte Innovationen im Dienste der Gesundheit spielen sie in der Prävention eine zunehmend bedeutende Rolle. Insbesondere Fitnessarmbänder fungieren als regelrechte Coaches, die den Benutzer den ganzen Tag über mit einer Vielzahl von Informationen versorgen (etwa zu Schlafqualität, Herzfrequenz, Ernährung, körperlicher Bewegung etc.).
Was passiert mit den gesammelten Daten?
Für die Kontrolle ihrer Gesundheit im Alltag scheuen die Menschen sich nicht, eine Vielzahl von Daten ins Netz zu stellen, ohne über jegliche Garantie für den Schutz ihrer persönlichen Angaben zu verfügen. Für das Gesundheitswesen ist ihre Auswertung von grossem Interesse: Identifizierung von Risikofaktoren gewisser Krankheiten, Unterstützung bei der Diagnose, Auswahl und Überwachung der Wirksamkeit einer Behandlung, Arzneimittelsicherheit und vieles mehr. Dennoch stellt sie viele Herausforderungen an Technik und Mensch und wirft ebenso viele ethische Fragen auf.
Die Pandemie hat der Telemedizin Rückenwind verschafft
Die Telemedizin profitiert von der digitalen Entwicklung hin zum «Service on demand, anytime, anywhere». Sie bietet zudem den Angehörigen der Gesundheitsberufe die Möglichkeit, Erfahrungen auszutauschen und Kompetenzen zu bündeln. Insbesondere das Coronavirus hat einen entscheidenden Wendepunkt für die Telemedizin in der Schweiz bewirkt, da es den Einsatz von Fernmedizin fördert, um die Schwächsten zu schützen und eine Überlastung des Gesundheitssystems zu vermeiden.
Die Pandemie hat der bereits zuvor begonnenen Digitalisierung der Medizin einen grossen Schub eingebracht.
Die elektronische Krankenakte
Die Strategie eHealth Schweiz hat zum Ziel, die Digitalisierung und Verbreitung des Projekts «elektronisches Patientendossier» voranzutreiben (EPD). Es geht darum, für jeden Patienten in der Schweiz ein online verfügbares elektronisches Patientendossier anzulegen. Das EPD wurde im Jahr 2017 beschlossen, um die Koordinierung von Krankenakten und Behandlungen zu optimieren. Die ursprünglich für 2020 vorgesehene Einführung wurde auf das Jahr 2021 verschoben. Es wird ermöglichen, alle für die Behandlung eines Patienten relevanten medizinischen Daten wie Röntgenbilder, die verschiedenen Arztrezepte für Apotheken, den Impfpass oder den Entlassungsbericht eines Krankenhauses nach einem Eingriff zusammenzufassen. Autorisierte Angehörige der Gesundheitsberufe werden somit überall und jederzeit Zugang zu diesen Daten haben.
In diesem Zusammenhang geniessen der Schutz und die Sicherheit der Daten weiterhin höchste Priorität. Die Patienten werden frei entscheiden können, ob sie ein EPD anlegen möchten. Die Teilnahme am EPD wird für Krankenhäuser und Kliniken obligatorisch sein. Die grosse Herausforderung wird darin bestehen, niedergelassene Ärzte und die Patienten selbst davon zu überzeugen, sich diesem Verfahren anzuschliessen.
Die Vorreiterrolle der sozialen Netzwerke
Die für Gesundheitsfachleute und Patienten am besten zugänglichen digitalen Werkzeuge sind die sozialen Netzwerke. Auch sie haben einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung des Gesundheitswesens geleistet! Diese Netzwerke tragen insbesondere dazu bei, den Erfahrungsaustausch zwischen Patienten und medizinischen Fachkräften zu fördern, Patienten mit Infektionskrankheiten ausfindig zu machen, die Suche nach Organspendern zu verbessern oder aber sämtliche Arten an nützlichen Informationen im Gesundheitsbereich zur Verfügung zu stellen.
Gerade während der Pandemie wurde die epidemiologische Überwachung anhand von Daten vorgenommen, die in sozialen Netzwerken hinterlassen wurden, um gegen die Verbreitung von Covid-19 vorzugehen.
Tracking-Anwendungen haben Kontakte zwischen Smartphones aufgezeichnet, wodurch Personen im Falle einer Exposition gegenüber der Krankheit informiert werden und ihnen geeignete Strategien empfohlen werden können.
Auch Facebook und Twitter spielen für Patienten eine immer wichtigere Rolle. Online-Communitys zu bestimmten Krankheiten helfen dabei, die Erkrankung besser bekämpfen zu können. Die betroffenen Patienten sind mithilfe dieser Netzwerke in der Lage, persönlich gewonnene Erkenntnisse weiterzugeben, die wiederum anderen Erkrankten helfen können.
Personalisierte Medizin
Ein ganzer Bereich der Zukunftsmedizin beschäftigt sich dank neuer Analysetechniken damit, Krankheiten eher vorzubeugen, anstatt sie später heilen zu müssen. Je nach Lebensstil (Ernährung, Rauchen, Sport etc.) und der Sequenzierung des Genoms wird es bald möglich sein, den Gesundheitszustand für die nächsten zehn bis dreissig Jahre zu veranschaulichen.
Hauptauslöser für die personalisierte Medizin war die DNA-Sequenzierung. Diese wissenschaftliche Technik birgt gleich zwei Vorteile: die Limitierung kostspieliger Untersuchungen sowie genauere Diagnosen für den Patienten.
Die personalisierte Medizin wird, zumindest ist das die Hoffnung, die Genauigkeit von Behandlungen verbessern. Ein Medikament soll zukünftig dann nur denjenigen Patienten verordnet werden, die auch positiv darauf ansprechen. Dies wird zu grösserer Wirksamkeit, weniger Nebenwirkungen und einer geringeren Verschwendung von Zeit oder Ressourcen durch unwirksame Behandlungen führen.
Jeder Mensch ist einzigartig und möchte auch so behandelt werden. Die personalisierte Medizin liefert uns das Versprechen, dass medizinische Fachkräfte in Zukunft dank dieser neuen Technologie der Erfüllung dieses Grundbedürfnisses näherkommen.