Sommergesundheit

Hilft Sonne gegen Akne?

Autor: SAMANTHA MEGEL UND MARTINA TSCHAN, SCHWEIZERISCHER APOTHEKERBERBAND PHARMASUISSE

Der Sommer ist da und alle freuen sich über das Badewetter. Weit verbreitet ist die Meinung, dass die Sonne gegen Pickel und Pickelmale hilft. Stimmt das? Hier klären wir gängige Irrtümer auf.

Was ist Akne und wer bekommt es?

Akne vulgaris ist eine chronisch-entzündliche, hormonabhängige Hauterkrankung der Talgdrüsenfollikel. Charakteristisch sind Mitesser (Komedonen), entzündliche Papeln, Pusteln (Pickel), Knoten oder Zysten – meist im Gesicht, auf dem Rücken oder Dekolleté. Rund 85 % der 12- bis 24-Jährigen sind betroffen. In 10–40 % der Fälle bleibt Akne über das 25. Lebensjahr hinaus bestehen, bei Frauen kann sie auch später erstmals auftreten (Spätakne). Akne tritt bei beiden Geschlechtern gleich häufig auf, bei männlichen Jugendlichen oft schwerer.

Vier Hauptfaktoren begünstigen Akne:

  1. Übermässige Talgproduktion (Seborrhö)
  2. Verstärkte Verhornung am Haarfollikel (Hyperkeratose)
  3. Vermehrung von Cutibacterium acnes
  4. Entzündungsreaktion

Auch genetische Veranlagung, hormonelle Störungen, Ernährung (Milchprodukte, Fast Food), Rauchen und Stress können eine Rolle spielen.

Akne, Mallorca-Akne, Sonnenallergie – was ist der Unterschied?

Von der «normalen» Akne abzugrenzen ist die sogenannte «Mallorca-Akne», eine Sonderform der Akne, welche umgangssprachlich oft auch als «Sonnenallergie» bezeichnet wird. Sie entsteht vor allem dort, wo die Haut fettig ist – also an Armen und Schultern, am Dekolleté oder Rücken und dies durch das Zusammenspiel von fetthaltiger Sonnencreme, körpereigenem Talg und UVA-Strahlung. Cremes mit antiallergischen Wirkstoffen (Antihistaminika) helfen, den Juckreiz zu lindern. Zudem wird empfohlen, fettfreie Sonnencremes zu verwenden. In der Regel hinterlässt eine Mallorca-Akne keine Narben und dies grenzt sie von einer Akne vulgaris ab.

Schlecht oder nicht behandelte Akne vulgaris kann nämlich im Gegensatz zur Mallorca-Akne (Sonnenallergie) später zu Narben oder Hyperpigmentierung – sogenannten Pickelmalen – führen. Pickelmale sind rötlich bis dunkel-bräunliche Flecken, welche an den von Akne betroffenen Hautbereichen entstehen können (also häufig im Gesicht, Dekolleté und Rücken). Ihre Farbe haben sie einer erhöhten Produktion von Melanin, unserem körpereigenen Farbpigment, zu verdanken.

Die Sonne und somit die UV-Strahlung reduzieren Pickelmale nicht – im Gegenteil

Werden diese Hautbereiche der UV-Strahlung der Sonne ausgesetzt, ist dort eine erhöhte Produktion von Melanin die Folge. Man spricht dann von einer Hyperpigmentierung. Ein wirksamer Sonnenschutz (LSF50+) ist besonders wichtig, um bestehende Pickemale nicht durch UV-Strahlung zu verstärken und die Entwicklung von neuen Pickelmalen vorzubeugen. Damit neue Pickelmale gar nicht erst entstehen, sollten Pickel und Mitesser nicht eigenständig von Hand ausgedrückt werden. Eine erfahrene Kosmetikerin kann eine Ausreinigung der Unreinheiten vornehmen.

Welche Akne-Schweregrade gibt es?

Je nachdem, welche Akne-Hautveränderungen dominieren und wie stark das Ausmass ist, werden verschiedene Akne-Schweregrade unterschieden:

  • Acne comedonica: hauptsächlich Mitesser
  • Acne papulopustulosa: Mitesser (Komedonen) plus Papeln und Pusteln
  • Acne papulopustulosa nodosa: grössere, schmerzhafte Knoten
  • Acne conglobata: schwerste Form mit gruppierten Mitessern, Knoten, Zysten und Narbenbildung
  • Acne fulminans: selten, aber Notfall – begleitet von hohem Fieber und Gelenkschmerzen

Mitesser sind typisch für Akne und helfen bei der Abgrenzung zu anderen Erkrankungen wie Rosazea (Gesichtsrose), eine nicht ansteckende, chronische, entzündliche Hauterkrankung, oder perioraler Dermatitis (Mundrose), ein roter Ausschlag rund um den Mund und am Kinn. Die Narbenbildung durch Akne ist die schwerwiegendste Folgeerkrankung. Deshalb ist das Ziel, diese durch eine frühzeitige, angemessene Behandlung zu vermeiden.

Wie kann Ihnen Ihre Apotheke bei Akne helfen?

Die Fachpersonen in der Apotheke können Patientinnen und Patienten, die oft sehr lange auf einen Termin beim Hautarzt / der Hautärztin warten müssen, schnell und unkompliziert helfen. Für die Wahl der Therapie ist die Bewertung des Akne-Schweregrads entscheidend. Darum bestimmen Apothekerinnen und Apotheker als erstes den Schweregrad der Akne. Dies findet im Rahmen einer «Konsultation in der Apotheke» statt und bildet die Basis für die weitere Behandlung.

Milde bis moderate Fälle von Acne vulgaris können direkt in der Apotheke behandelt werden. Je nachdem darf Ihnen der Apotheker / die Apothekerin dafür auch rezeptpflichtige Crèmen abgeben – auch ohne vorgängigen Arztbesuch oder Vorliegen eines Arztrezeptes. Hierfür stehen z. B. zwei neue Medikamente der «Liste B+» zur Verfügung. «Liste B+»-Medikamente sind verschreibungspflichtige Medikamente, die Apothekerinnen und Apotheker bei bestimmten Indikationen seit 2019 rezeptfrei abgeben dürfen.

Eine moderate bis schwere Akne ist immer mit einer Narbenbildung verbunden. Deshalb kann sie nicht in der Apotheke behandelt werden, sondern gehört in die Hände eines Hautarztes oder einer Hautärztin. Diese Fälle brauchen stärkere Medikamente, welche nicht auf der Liste B+ stehen. Falls eine äusserliche Behandlung mit Crèmen nicht ausreicht, eine frühe Tendenz zu Narbenbildung besteht oder bei starker psychischer Belastung ist eine orale Therapie mit Tabletten angezeigt.

Akne-Schweregrade und wo diese behandelt werden können

Die Behandlungsstrategie für Akne umfasst eine Induktionsphase von mindestens 3 Monaten, gefolgt von einer Erhaltungsphase, welche mindestens 6 bis 12 Monate dauert. Zusätzliche Behandlungen mit Licht, Peeling oder kosmetische Behandlungen ergänzen die Erhaltungsphase oft wirkungsvoll.

Wichtig zu wissen ist, dass der Wirkeintritt nur langsam erfolgt, eine Besserung ist erst nach 4 bis 8 Wochen zu verzeichnen. Kommen Retinoide (Wirkstoffe, die mit dem Vitamin A verwandt sind) zum Einsatz, kann es zudem zu einer Erstverschlimmerung kommen. Der Patientin / dem Patienten wird in diesem Fall empfohlen, die Therapie nicht abzubrechen, sondern die Crème eine Zeit lang nur jeden zweiten Tag anzuwenden, bis sich die Haut daran gewöhnt hat. Die Apothekerin oder der Apotheker berät gerne und fachkundig und kann während der gesamten Therapie Unterstützung leisten. Bei einer milden bis moderaten Akne sollte der Patient oder die Patientin nach 4 Wochen zur Überprüfung der Wirksamkeit des Medikaments nochmals in der Apotheke vorbeikommen. Hat die Patientin oder der Patient nur eine milde Akne, kann dies auch etwas später, nach ca. 6 bis 8 Wochen, erfolgen.

Achtung: Akne-Medikamente und Sonnenschutz

Bestimmte Akne-Therapien (z. B. Benzoylperoxid, Retinoide, gewisse Antibiotika) erhöhen die Lichtempfindlichkeit der Haut. Intensive UV-Bestrahlung sollte vermieden und konsequent ein Lichtschutzfaktor 50+ verwendet werden – auch bei bewölktem Himmel.

Zusatztipps bei Akne

Reinigung

  • Reinigen Sie Ihre Haut vor dem Auftragen eines Aknemittels sanft mit seifenfreien Hautreinigungsmitteln (schwach saure Syndets; pH 4,5 bis 5,5).

Hautpflege

  • Benützen Sie leichte, feuchtigkeitsspendende Produkte (Öl-in-Wasser-Emulsion).
  • Tages- und Nachtpflegelotionen müssen fettfrei und ohne komedogene Inhaltsstoffe (z. B. Paraffin) und mit hohem Lichtschutzfaktor sein. Benützen Sie emulgator- und fettfreie Lotionen.

Zu beachten bei einer Therapie mit Retinoiden oder Benzoylperoxyd

  • Diese Aknemittel wirken sehr gut, können aber die Haut zum Teil etwas austrocknen oder empfindlicher gegen UV-Strahlung machen. Wenn Sie topische Retinoiden oder Benzoylperoxyd benutzen:
  • Wenden Sie die Arzneimittel abends an (unerwünschte Arzneimittelwirkungen weniger störend).
  • Sorgen Sie stets für ausreichenden Sonnenschutz (LSF 50) in einer passenden Formulierung (Gel, Fluid), wenn Sie sich im Freien aufhalten.
  • Bei Hauttrockenheit: Verwenden Sie nichtfettende, befeuchtende Dermatokosmetika und geeignete Lippenpomade.

Ergänzungstherapien

  • Entfernung der Komedonen (Pickel): Dies kann unter Umständen bei offenen und geschlossenen Komedonen sinnvoll sein. Aber:
  • Pickel nicht selbständig ausdrücken! Lassen Sie diese von einer erfahrenen Kosmetikerin entfernen (kosmetische Akne-Toilette). Sie beugen so der Narbenbildung vor.
  • Licht-Therapie: Die UV-Licht-Therapie wird mittlerweile bei allen Akne-Schweregraden nicht mehr empfohlen. Eine Blaulicht-Behandlung kann bei milder bis moderater (papulopustulöser) Akne in Betracht gezogen werden. Diese wird jedoch von der Krankenkasse nicht zurückerstattet.
Fazit: Sonne hilft nicht zwingend gegen Akne – sie kann Hautprobleme unter Umständen sogar verschlimmern. Lassen Sie sich frühzeitig und individuell in Ihrer Apotheke beraten.

Von A wie Akne bis Z wie Zeckenstich. Am besten konsultieren Sie immer zuerst die Apotheke Ihres Vertrauens: wir-machens-moeglich.ch

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