Deutsch

Festtage mit unschönen Folgen

Wer kennt das nicht? Nach den Feiertagen zeigt die Waage zuverlässig einige Pfunde mehr an als üblich. Wie lässt sich dies verhindern? Lieber Knäckebrot statt Zimtstern?

Süsser die Glocken nie klingen. Und spätestens nach dem Weihnachtsschmaus läuten die Alarmglocken beim Gang auf die Waage. Alle Jahre wieder! Nach einer Studie, die im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde, beträgt die durchschnittliche Gewichtszunahme während der Feiertage etwa ein Pfund. In dieser Studie wurde über einen Zeitraum von zwölf Monaten das Körpergewicht beziehungsweise der Body-Mass-Index (BMI) bei 1781 US-Amerikanern, 760 Deutschen und 383 Japanern beiderlei Geschlechts gemessen. Es zeigte sich eine messbare Gewichtszunahme bei allen drei Bevölkerungsgruppen.

Vorsicht mit Alkohol

«Grundsätzlich kommt es immer dann zu einer Gewichtszunahme, wenn über längere Zeit mehr Energie aufgenommen wird, als der Körper verbrauchen kann», sagt Stéphanie Bieler, Fachexpertin Ernährung der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung SGE in Bern. Der Energieüberschuss werde in Form von Körperfett gespeichert. Dabei gebe es keine Lebensmittel, die per se «stärker ansetzen». Doch: «Bestimmte Gerichte und Speisen, die besonders um die Weihnachtszeit gegessen werden, tragen zu einer positiven Energiebilanz bei. Ich denke da an Guetzli, Pralinen, mehrgängige üppige Festessen und nicht zuletzt an Alkohol.» Laut Stéphanie Bieler hat der Alkohol selbst nicht nur die unschöne Eigenschaft, Kalorien zu liefern, er hemmt zudem die Fettverbrennung über mehrere Stunden. «Wer also sein Gewicht im Auge behalten möchte, reduziert auch den Alkoholkonsum», empfiehlt die Ernährungsexpertin.

Reduzierte körperliche Aktivität

Ein weiterer Faktor, der die Gewichtszunahme zwischen Heiligabend und Silvester begünstigt, sind die klimatischen Verhältnisse in dieser Jahreszeit. Die körperliche Aktivität ist bei manchen Personen in der kalten Jahreszeit im Vergleich zum Sommer deutlich reduziert: Joggen und Schwimmen als Hobbys fallen für viele weg. «Durch die reduzierte körperliche Aktivität verbrennt der Körper weniger Energie», erklärt Stéphanie Bieler. Letztlich hänge es stark von den individuellen Vorlieben und vom Verhalten jeder Person ab, ob sie im Winter wirklich zunimmt oder nicht.

«Wer sein Gewicht im Auge
behalten möchte,
reduziert den Alkoholkonsum.»

Auf Sättigungssignale achten

Auf welche Gerichte beziehungsweise Lebensmittel sollte man besser verzichten, um über die Festtage kein böses Wunder auf der Waage zu erleben? Komplett weggelassen werden müsse nichts, sagt Stéphanie Bieler. Denn: Was verboten ist, sei erst recht interessant. Und von einem einzelnen Lebensmittel oder einer einzelnen Einladung hänge der Gewichtsverlauf nicht ab. Aber es lohne sich, auch während der Festtage ein paar Ratschläge zu beherzigen: «Empfehlenswert ist es, auch während der Festtage auf die Sättigungssignale zu achten und die Mahlzeit zu beenden, wenn man sich gesättigt fühlt», rät die SGE-Expertin. Während der Adventszeit stehen gerne auch überall Leckereien wie Guetzli und Schokolade herum. Wer jedoch ständig zugreift, schiebt dem Körper laufend Kalorien zu und verhindert, dass er in «essfreien» Phasen auf seine Reserven zurückgreifen muss. «Wir Fachpersonen sprechen hier vom sogenannten ‹Snacking›. Es spricht nichts gegen ein paar Guetzli, aber diese sollten ganz bewusst, zum Beispiel zum Dessert, konsumiert und nicht während des ganzen Tages ständig genascht werden.»

Dämpfen, dünsten oder grillieren

Der Festtagsschmaus beginnt bekanntlich bereits im Laden. Gross ist die Auswahl an Speisen und Kalorienlieferanten – ebenso die verschiedenen Labels wie etwa für Bioprodukte. Biologische Produkte haben laut Stéphanie Bieler jedoch keinen Einfluss auf die Gewichtszunahme. «Bio-Milch enthält gleich viel Kohlenhydrate, Fette und Protein wie konventionell produzierte Milch.» Dafür seien die Zubereitungsarten entscheidende Faktoren rund um Kalorienzufuhr und Gewichtszunahme. Grundsätzlich werden fettsparende Zubereitungsarten wie dämpfen, dünsten oder grillieren empfohlen. Die SGE empfiehlt 20 bis 30 Gramm Öle für die Zubereitung von Speisen pro Person und Tag. Beim Panieren oder Frittieren wird diese Menge jedoch schnell überschritten. Soll man deshalb darauf verzichten? «Wenn man an den übrigen Tagen im Jahr auf die Zubereitungsformen und eine eher fettarme Speisenauswahl achtet, spricht nichts gegen ein etwas üppigeres Menü über die Festtage», findet Stéphanie Bieler. Kalorienzählen sei in dieser Zeit «vermutlich» die falsche Strategie. Zusätzliches Gewicht, das sich über die Festtage angesammelt hat, verliere man in der Regel wieder relativ schnell, sobald man wieder zum alten Ess- und Bewegungsrhythmus zurückgefunden habe.

Weitere Informationen: sge-ssn.ch

Tipps für weniger Gewichtszunahme während der Feiertage

  • Achten Sie auf eine ausreichende Trinkmenge und bevorzugen Sie ungesüsste Getränke wie etwa Wasser und Tee.
  • Halten Sie auch während der Festtage einen regelmässigen Mahlzeitenrhythmus mit drei Hauptmahlzeiten pro Tag ein, um unkontrolliertem «Snacking» und Heisshungerattacken vorzubeugen.
  • Regelmässige Bewegung an der frischen Luft hilft nicht nur, Kalorien leichter zu verbrennen, sondern fördert auch das allgemeine Wohlbefinden.
  • Achten Sie schon beim Füllen Ihres Tellers darauf, dass dieser nicht überladen ist.
  • Schöpfen Sie sich reichlich Salat und Gemüse. Diese tragen bei einem vergleichsweise tiefen Energiegehalt zu einer guten Sättigung bei.
  • Der Magen meldet erst nach etwa zwanzig Minuten, dass er satt ist. Essen Sie deshalb bewusst und langsam. Geniessen Sie das Essen.