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Fit für die Wandertour

Die Tage werden kürzer, die Luft klar, mit erstem Herbstnebel morgens. Zeit für eine Wanderung mit Tiefblick, Fernsicht und Steinwild. Wie weit ist es, wie viele Höhenmeter sind zu bewältigen, wie lange werden wir brauchen und was gehört in den Tagesrucksack?

Wenn es langsam herbstlich wird und es morgens noch frisch ist, dann strahlen die Farben der Natur in den ersten Sonnenstrahlen kräftig. Was gibt es Schöneres als eine Höhenwanderung mit Tiefblick auf einen türkisblauen See und Ausblick auf weisse Viertausender? Gerne nehme ich Sie mit von der Lombachalp aufs Augstmatthorn. Mit etwas Glück können wir dort Steinböcke und Gämsen beobachten. Anschliessend führt eine spektakuläre Gratwanderung hoch über dem Brienzersee zum Harder Kulm. Wer erinnert sich nicht ans Spiel in der Schule «Ich packe meinen Rucksack»? Genau das haben wir jetzt vor. 

Ausrüstung

Für eine Tageswanderung nehme man einen zwanzig bis dreissig Liter fassenden Rucksack, eventuell mit Hüftgurt zur Entlastung der Schultern. Es ist jetzt der richtige Zeitpunkt, bequeme Wanderschuhe und gute Wandersocken bereitzustellen. Wer es leichter und schneller mag, kann auch Trailrunner mit Vibramsohle wählen. Für mehr Stabilität und zur Entlastung der Knie empfiehlt sich ein Wanderstock. Immer in den Rucksack gehört eine Regenjacke, denn in den Bergen sind die Wetterwechsel häufig und schnell. Die Jacke schützt auch vor Wind und ein Pullover vor Kälte. Ebenfalls sollte man einen Sonnenhut, eine Sonnenbrille, leichte Handschuhe, ein Stirnband oder eine Mütze einpacken. In der Höhe ist die Sonnenstrahlung intensiver: Eine Sonnencreme mit hohem Schutzfaktor sowie ein Sonnenstift für Lippen, Nase und Ohren sind unerlässlich. Taschentücher, ein kleines Händedesinfektionsmittel, eine Wanderkarte und das aufgeladene Handy mit Notfallnummern passen auch noch rein.

Wanderung planen

Ausgangspunkt unserer Wanderung ist die Lombachalp. Mit dem Zug gelangt man bis Interlaken West, mit dem Postauto nach Habkern Zäundli und mit dem Rufbus (vorgängige Reservation unter Telefon 033 843 13 43) zur Lombachalp. Der Wanderweg aufs Augstmatthorn und über den Brienzergrat ist weiss-rot-weiss markiert – ein Bergweg (T3). Dieser erfordert Trittsicherheit und ist nicht geeignet für kleine Kinder (oder dann am Seil gesichert). Auch in die Tiefe hinunterschauen sollte kein Bauchweh verursachen. Die Distanz beträgt gut zehn Kilometer, Höhenmeter hinauf 725 und hinunter 980. Das erfordert eine gute Ausdauerkondition. Die Wanderzeit beträgt etwa 41/4 Stunden (man rechnet pro vier Kilometer eine Stunde, pro 400 Höhenmeter aufwärts eine Stunde und zählt zusammen). Auf dem Höhenprofil und der Karte sind die Details zu entnehmen. Am Schluss fährt man mit der Standseilbahn von Harder Kulm nach Interlaken hinunter und erreicht in sechs Gehminuten den Bahnhof Interlaken Ost.

Wer es gerne weiter mag, kann von Habkern mit 1100 Meter Aufstieg und 1350 Meter Abstieg bis Interlaken die Tour auf sechzehn Kilometer verlängern. Die Wanderzeit beträgt dann rund sechs Stunden.

Verpflegung

Bei dieser Wanderung befindet sich am Anfang und am Ende ein Restaurant; Öffnungszeiten beachten. In den Rucksack packen wir eine Trinkflasche (ca. ein Liter), Zwischenverpflegung (Apfel, Rüebli, getrocknete Früchte und Nüsse, Schokoriegel) sowie ein Sandwich für die Mittagspause. Nicht vergessen sollte man ein Sackmesser fürs Rüsten von Apfel und Rüebli sowie einen kleinen Abfallsack. Der Natur zuliebe gilt schliesslich: «Hinterlasse nichts als deine Fussspuren – nimm nichts mit als deine Eindrücke.»

Rucksackapotheke

Wer kennt sie nicht, die lästigen Blasen an den Füssen? Spezielle Blasenpflaster schützen empfindliche Stellen. Oft sind ungeeignete Socken oder schlecht gebundene Schuhe Verursacher von Blasen. Schnell ist zudem ein Ausrutscher mit kleiner Schürfwunde passiert. Darum sollte pro Gruppe eine Verbandsapotheke mit Desinfektionsmittel, Wundsalbe, Zeckenkarte, Pinzette, Schere und Pflastern in verschiedenen Grössen mitgetragen werden. Mit Steri-Strips kann nach der Desinfektion eine kleine Schnittwunde geklebt werden. Nach einem Misstritt oder Sturz ist eine Gabe Arnica Globuli C200 zu empfehlen. Eine Schmerzsalbe lindert und eine elastische Binde stützt das betroffene Gelenk. Eventuell kann man auch ein Schmerzmittel (Paracetamol oder Ibuprofen) in geeigneter Dosierung verabreichen. Mit einer Rettungsdecke schützen Sie Verletzte vor Unterkühlung oder Überhitzung.

Notfall in den Bergen

Auf der Wanderung ist jemand schwer gestürzt und kann nicht mehr weitergehen. Bewahren Sie einen kühlen Kopf! Schützen Sie sich und dann den Verletzten vor weiteren Gefahren, vor Witterung und Kälte (Rettungsdecke). Leisten Sie erste Hilfe – lassen Sie sich die Rucksackapotheke von einem Gruppenmitglied bringen. Alarmieren Sie die Rega unter der Nummer 1414 oder setzen Sie über die Rega-App einen Notruf ab. Die internationale Notrufnummer lautet 112. Lassen Sie den Verletzten nicht allein.

Ausdauer stärken – Ruhe tanken

Die Schweiz ist ein einzigartiges Wanderland, denn sie bietet 65 000 Kilometer gekennzeichnete Wanderwege. So überrascht es auch nicht, dass Wandern die beliebteste Freizeit- und Sportaktivität der Schweizer und Schweizerinnen ist. Wandernde geniessen die Landschaft, entdecken für sich Neues, erhöhen ihre Fitness und stärken damit ihre Gesundheit. Wichtig ist, dass die Wanderung der ganzen Familie oder Gruppe Freude macht. Die Wanderung sollte weder zu lang noch zu schwierig sein. Tasten Sie sich langsam die Schwierigkeitsgrade (T1–T6) hoch. Dasselbe gilt für die Länge. Kinder lieben einen kleinen Bergbach zum Spielen – rechnen Sie dafür aber genügend Zeit ein. Dann haben auch Sie Zeit, um Ruhe und frische Luft zu tanken.

Allgemeine Wandertipps

  • Prüfen Sie die Wetterprognosen – Gewitter in den Bergen sind nicht ungefährlich!
  • Benutzen Sie die signalisierten Wege.
  • Rasten Sie regelmässig und trinken Sie genügend.
  • Bei plötzlichem Unwohlsein oder Schwierigkeiten rechtzeitig umkehren oder abkürzen.
  • Weidende Nutztiere: Schliessen Sie Zäune und Weidegatter, führen Sie Ihren Hund an der Leine. Umgehen Sie Rinderherden ruhig mit mindestens zwanzig Meter Distanz.
  • Beachten Sie die Vorschriften in Naturschutzreservaten.
  • Blindgänger: Nie berühren, Fundort markieren und der Polizei melden (Tel. 117).

Web
www.sicher-bergwandern.ch
www.wandern.ch