Wechseljahre: Mehr Frau denn je
Die Wechseljahre bezeichnen einen wichtigen Abschnitt im Leben einer Frau, der nach der fast schon vergessenen Pubertät noch einmal eine grössere emotionale Herausforderung bedeuten kann. Wie immer lohnt sich ein Blick auf die Sonnenseite.
Tanja Bärtschiger, Pharma-Assistentin
Viele bringen mit den Wechseljahren vor allem Hitzewallungen und Schlafstörungen in Verbindung, dabei geht damit ein prägender und äusserst vielschichtiger Wandel der gesamten Gefühlswelt einer Frau einher, der Chancen für emotionales Wachstum und neue Perspektiven bietet.
Verrückt
Ganz schön chaotisch kann es während der Abänderung zu und her gehen: Heisshungerattacken wie während der Schwangerschaft, Aggressionen wie zu Teenagerzeiten, Schwindel wie bei einem Alkoholrausch und Schweissausbrüche wie während einer jugendlichen Tanznacht sind keine Seltenheit. Tausend Erinnerungen holen uns ein, verschmelzen miteinander und bahnen sich einen Weg ins Aussen. Das hebt unsere eigene kleine Welt zu Beginn der Wechseljahre unter Umständen etwas unerwartet aus den Angeln, lässt die Nacht zum Tag werden und die eigenen Kinder mögen sich fragen, ob diese «Fremde» wirklich ihre Mutter ist. Auf einmal so streng wie nie zuvor, dann wieder viel zu lasch in Momenten, in denen mehr Konsequenz vielleicht angebracht gewesen wäre.
Hier treffen zwei spannungsgeladene Lebensalter aufeinander: Das kindlich-naive, das mit dem Erwachsenwerden so seine Schwierigkeiten hat und dasjenige, welches eigentlich der Fels in der Brandung sein, diesen Stürmen trotzen müsste, sich jedoch gerade selbst in einem befindet. Auch wenn es ein schwacher Trost sein mag, erinnern die Worte Charlie Chaplins daran, dass manchmal selbst Sterne aufeinanderprallen und so neue Welten entstehen.
Wer bin ich?
Früher oder später stellen sich diese Frage wohl alle. Klassischerweise kennen wir das Klimakterium als die berühmte «Krise in der Lebensmitte». Der Grund, weshalb wir uns so fühlen, sind die abnehmenden Geschlechtshormone. Schwankungen bei der Östrogenproduktion beeinflussen neben unserer Stimmung unser gesamtes körperliches Wohlbefinden: Hitzeschübe, innere Unruhe und einen gestörten Schlaf-wach-Rhythmus sind ebenso Begleiterscheinungen wie Kreislaufstörungen, Wassereinlagerungen und Vergesslichkeit. Wie sanft oder ausgeprägt uns die Symptome treffen, hängt nicht zuletzt mit unserer Einstellung zusammen: Nehmen wir den Wechsel als Chance und werden von der Raupe zum Schmetterling oder hadern wir mit dem Älterwerden und unserer bevorstehenden Unfruchtbarkeit? Veränderungen sind selten leicht, doch selbst der Schmetterling war nicht schon immer einer. Wenn wir uns auf den Wandel einlassen und ihm mit Humor begegnen, statt uns gegen ihn zu wehren, werden uns metaphorische Flügel über diese mehr oder weniger anstrengende Lebensphase hinwegtrösten.
Vitalität macht Spass
Mit ausgewogener, leicht verdaulicher und mild gewürzter Kost, genügend Flüssigkeit sowie moderatem, dafür regelmässigem Sport kann man nicht nur Wechseljahrbeschwerden ein Schnippchen schlagen. Ballaststoffreiche Ernährung beugt Verstopfung und Hämorrhoiden vor, zwei bis drei Liter Wasser täglich spülen die Nieren durch und sorgen für einen besseren Abtransport von Schadstoffen und Stoffwechselgiften, während Sport, frische Luft und Sonne Stress abbauen und stabilisierend auf unsere Psyche wirken. Ein Zaubermittel, welches uns die Auswirkungen der Menopause erspart, gibt es zwar leider nicht, aber mit diesen gezielten Massnahmen werden Sie sich grundsätzlich vitaler und leistungsfähiger fühlen. Wussten Sie, dass es überdies sogenannte Phytoöstrogene gibt, also pflanzliche Hormone, die die schwächer werdende Eigenproduktion unterstützen? Phytoöstrogene finden sich in namhaften Mengen in Sojabohnen, also beispielsweise in Tofu, sowie in Rosenkohl, Leinsamen und Knoblauch.
Wiedererwachende Weiblichkeit
Frauen, Zyklen und der Mond haben vieles gemeinsam, das wussten schon die Heiden, die an Göttinnen geglaubt und Frauen verehrt haben sollen. Und zwar nicht nur die Jungfrauen, sondern gleichermassen die Mütter und die «Alten». Sie waren für sie die Weisen, die man um Rat fragte, die Kräuterkundigen, die Wunden und Krankheiten behandelten, also Frauen, denen höchster Respekt gezollt wurde. Das ist zwar zugegebenermassen lange her, doch diese wunderbare Vorstellung hilft mir immer wieder, mich daran zu erinnern, dass uns nicht nur Jugend und Fruchtbarkeit, sondern auch Erfahrung, Reife und Persönlichkeit zur Frau machen. In diesem seltsamen «Zwischenalter», in welchem wir nicht mehr jung und doch noch nicht alt sind, laden uns viele Gelegenheiten zu neuem Leben ein. Unsere Kinder sind keine Kleinkinder mehr und wir können langsam aber sicher auch wieder eigenen Interessen nachgehen und neue Wege einschlagen. Was hat uns früher Freude bereitet? Kleider, Kinobesuche oder ein Hobby wie Tanzen, Schauspielerei oder Malen? Ganz unbemerkt ist sie in unser Leben geschlichen, die Zeit, in der wir uns neu erfinden und unseren Körper zurückerobern, ihn neu entdecken und erleben – ganz so wie einst die Göttinnen der alten Mythologien und Sagen.
Wechseljahrbeschwerden und was ausser rezeptpflichtigen Hormonpräparaten dagegen hilft
Hitzewallungen/Schwitzen | Tees oder Präparate aus Salbei, Frauenmantel, SchafgarbeWechselwarme Fussbäder und Teilgüsse |
Kreislaufstörungen/Bluthochdruck | Weissdorn-Präparate |
Ein- und Durchschlafprobleme | Produkte aus Baldrian, Passionsblume, Hopfen |
Nervenstärkung/Stressbewältigung | Vitamine des B-Komplexes, MagnesiumRosenwurzextrakt Entspannungsübungen/Meditation |
Stimmungsschwankungen | Johanniskraut-Präparate |
Scheidentrockenheit | Salben, (Gleit-)Gele oder Zäpfchen, z. B. mit Hyaluronsäure |
Natürlicher Hormonausgleich | Produkte aus Mönchspfeffer, Traubensilberkerze, Rotklee, Yams |
Aufgedunsene Glieder und Gesicht (Ödeme) | Tees aus Brennnesseln, Birkenblättern und Schachtelhalm |
Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit | L-Glutaminsäure, Vitamine des B-Komplexes, Magnesium, Omega-3-Fettsäuren (v. a. DHA) |
Möglichst vermeiden, vor allem abends: Kaffee, Schwarztee, Alkohol, scharfe Speisen. Lassen Sie sich gerne in Ihrer Apotheke individuell beraten.