Deutsch

Darmgesunde Adventszeit

Nicht jeder Magen-Darm-Trakt kommt mit der Völlerei über die Festtage gut zurecht. Wer über die Stränge gehauen hat, findet in der Apotheke wohltuende Mittel.

In der Adventszeit sind wir geradezu umgeben von wenig gesunden Esswaren: Wo man hinsieht, verführen uns Schöggeli und Guetzli, der Samichlaus leert seinen Sack mit spanischen Nüssli und Lebkuchen aus, der erste Fondueplausch lockt, am Weihnachtsmarkt stossen wir mit Glühwein an und beissen herzhaft in frittierte Apfelküchlein, wir hauen am Geschäftsessen über die Stränge – und dann steht erst noch das grosse Weihnachtsmahl an. Mit dem Einbruch der kalten und dunklen Tage hat man mehr Lust auf kalorienreiche Nahrungsmittel mit viel Zucker und Fett. Die Gründe dafür liegen tief zurück in der Evolution: Früher war das Essen im Winter knapp, also musste man sich ein Vorratspolster zulegen.

Heute hingegen sind solche Polster meist unerwünscht. Weil viele sie wieder loswerden wollen, erfreuen sich Fitnesszenter und Ernährungsberaterinnen im Januar regen Zulaufs. Doch Übergewicht ist nicht die einzige negative Folge von zu süsser und fettiger Nahrung. Der übermässige Zuckerkonsum – die Schweizer Bevölkerung isst etwa doppelt so viel wie empfohlen – begünstigt auch den Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf- und Lebererkrankungen sowie Karies. Menschen mit empfindlichem Magen-Darm-Trakt haben auch oft Schwierigkeiten beim Verdauen grösserer Zucker- und Fettmengen.

Saure Folgen fetter Speisen

Nach einem üppigen Mahl leiden einige unter saurem Aufstossen – in der Fachsprache: Reflux. Besonders häufig tritt das Problem in der Schwangerschaft und bei Übergewicht auf. Bei manchen Menschen ist auch einfach der Magenschliessmuskel zu lose, wodurch Magensäure in die Speiseröhre fliessen kann. Treten die Beschwerden nur gelegentlich auf, darf man sich mit rezeptfreien Medikamenten aus der Gruppe der Antazida oder der Protonenpumpeninhibitoren (PPI) Abhilfe verschaffen. Einen regelmässigen Reflux hingegen sollte man ärztlich abklären.

Menschen mit empfindlichem
Magen-Darm-Trakt haben oft
Schwierigkeiten beim Verdauen
grösserer Zucker- und Fettmengen.

Viele Süssigkeiten und Kohlenhydrate können darüber hinaus diverse Probleme im Verdauungstrakt verursachen: Manche reagieren mit Blähungen, andere mit Völlegefühl und Verstopfung, wieder andere mit Durchfall oder gar Darmkrämpfen. Denn ein hoher Zuckerkonsum kann die Darmflora stören sowie Darmpilze wie Candida albicans fördern. Der Hefepilz ist bei den meisten Menschen vorhanden. Breitet er sich jedoch übermässig aus, kann er sich durch diverse Beschwerden im Magen-Darm-Trakt bemerkbar machen oder durch Rötungen und Brennen der Mund- und Rachenschleimhaut.

Zucker gärt im Darm

Auch das Reizdarmsyndrom, unter dem zwischen sechs und zwölf Prozent der Menschen leiden, geht mit äusserst lästigen Beschwerden wie Bauchschmerzen, Krämpfen und Stuhlunregelmässigkeiten einher. «Eine häufige Ursache dieser Magen-Darm-Beschwerden ist der ungenügende Abbau von Zuckermolekülen», erklärt Daniel Pohl, leitender Arzt am Universitätsspital Zürich. Der Zucker kann nicht verdaut werden, weil die Enzyme dazu fehlen oder weil zu viel Zucker aufs Mal im Dünndarm ankommt, zum Beispiel, weil der Dünndarm die Glukose nur mangelhaft in die Blutbahn abgeben kann.

Werden grössere Zuckermoleküle wie Lactose nicht aufgespalten, wandern sie weiter Richtung Dickdarm. «Dort kommt es zu einem Gärprozess, bei dem Gase entstehen», führt der Gastroenterologe weiter aus. Zudem würden die Zuckerstoffe Wasser in den Darm ziehen, sodass sich das Darmvolumen weitet. Dies könne zusätzlich zu Beschwerden führen, vor allem bei Personen mit empfindlichem Magen-Darm-System.

Gemüse nicht vergessen

Durchfall und andere Verdauungsprobleme können auch von stark fetthaltigen Lebensmitteln verursacht werden. Die meisten Fertigmahlzeiten enthalten zu viel und oft minderwertiges Öl, hingegen zu wenig Ballaststoffe. Wer selbst kocht, mit viel Gemüse, Hülsenfrüchten und Vollkornprodukten, lebt deshalb meist gesünder. Wenn die Zeit dazu nicht reicht, kann man Convenience-Produkte mit Gemüse oder einem grossen Salat ergänzen. Auch in Restaurants sind die Portionen oft sehr üppig. Statt sich zu überessen, kann man sich den Rest einpacken lassen. Dafür bestellt man noch einen Salat.

Gern wird zudem nach dem Essen ein Gläschen Schnaps empfohlen. Doch dieses Hausmittelchen ist mit Vorsicht zu geniessen: Der Alkohol mag zwar einstweilen ein wohliges Wärmegefühl auslösen. Doch gleichzeitig kann Hochprozentiges die Magenschleimhaut reizen – keine gute Idee also bei empfindlichem Magen.

So überstehen Sie die weihnachtlichen Versuchungen

  • Bei Unwohlsein nach einem reichhaltigen Essen wirkt ein warmer Kräutertee wohltuend. Besonders nützlich für Magen-Darm-Beschwerden sind Pflanzen wie Löwenzahn, Echte Kamille, Schafgarbe, Melisse, Rosmarin, Fenchel, Kümmel oder Artischocke. Einige davon kann man auch prophylaktisch dem Essen als Gewürze zufügen. Andere sind in Form von Tinkturen oder Pastillen erhältlich.
  • Um die Darmflora zu unterstützen, eignen sich fermentierte Lebensmittel wie Joghurt, Kefir, Sauerkraut oder Kimchi. Diese enthalten Milchsäurebakterien. Und wie bereits Seefahrer Captain Cook wusste: Eine kleine Portion rohes Sauerkraut täglich versorgt den Körper mit Vitamin C.
  • Essen Sie gesunde Hauptmahlzeiten mit vielen Vollkornprodukten, Gemüse und Salat – am besten aus saisongerechten Wurzel- und Kohlpflanzen wie etwa Rüebli, Kabis, Sellerie oder Randen. Ausreichend Ballaststoffe sättigen, ohne zu viele Kalorien zu enthalten, vermindern die Lust auf ungesunde Zwischenmahlzeiten und verhindern Verstopfung.