Gesunde Bräune?
Durch Bräunung versucht die Haut, sich vor UV-Strahlen zu schützen. Die Krebsliga rät vor dem Vorbräunen im Frühling in Solarien und in der Natur dringend ab.
Eine sonnengebräunte Haut gilt nicht mehr als so attraktiv und gesund wie noch vor wenigen Jahren. Das Schönheitsideal wandelt sich zu Recht. «Eine gesunde Bräune gibt es nicht», weiss Benjamin Furrer, Spezialist für Prävention bei der Krebsliga. «Zwar erreicht die Haut durch Bräunen einen gewissen Schutz, aber gleichzeitig kommt es auch zu einer Schädigung.» Unter dem Einfluss der kurzwelligen und energiereichen UV-B-Strahlen bilden die Pigmentzellen den Farbstoff Melanin, der die Haut braun werden lässt. So versucht die Haut, sich vor den UV-Strahlen zu schützen. Die langwelligeren UV-A-Strahlen dringen tief in die Haut ein und schädigen das Erbgut und Bindegewebe. Das Hautkrebsrisiko steigt. Zudem verliert die Haut an Elastizität. Die Folgen sind Falten, Altersflecken und eine vorzeitige Hautalterung.
Solarien und Krebsrisiko
Vor einigen Jahren war die Meinung verbreitet, dass Vorbräunen im Solarium die Haut optimal auf die Sommersonne vorbereite. Davor rät die Krebsliga heute dringend ab. Benjamin Furrer erklärt: «Wer vor dem 35. Lebensjahr regelmässig ins Solarium geht, hat ein fast doppelt so hohes Risiko, an einem Melanom zu erkranken.» Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat Solarien im Jahr 2009 in die oberste Kategorie der Krebsrisiken eingestuft. UV-Strahlen sind die Hauptursache von Hautschädigungen und Hautkrebs. In der Schweiz erkranken jährlich rund 3100 Menschen an schwarzem Hautkrebs. Fünf Jahre nach der Diagnosestellung beträgt die Überlebensrate 94 Prozent. Rund 300 Menschen sterben jedes Jahr an einem Melanom. Wird der schwarze Hautkrebs früh erkannt, sind die Chancen auf eine erfolgreiche Behandlung gut.
Schutz für die Haut
Jeder Sonnenbrand führt zu einer Schädigung der Haut und hinterlässt Spuren, die die Haut nie vergisst. Die Krebsliga empfiehlt, sich vor UV-Strahlen zu schützen. Benjamin Furrer erläutert: «Am besten hält man sich zwischen 11 und 15 Uhr im Schatten auf, schützt exponierte Stellen mit Kleidung, Sonnenhut und Sonnenbrille. Ausserdem cremt man sich mit einem Sonnenschutzmittel ein, das sowohl vor UV-A- als auch vor UV-B-Strahlen schützt.»
Sonne fördert Falten
Sonnenlicht lässt die Haut deutlich schneller altern und verändert die Hautstruktur erheblich. Wie gravierend der Einfluss ist, zeigte eine Studie in der renommierten Fachzeitschrift New England Journal of Medicine. Wissenschaftler analysierten den Fall eines 69-jährigen Patienten, der auf der linken Gesichtshälfte viele Falten, krankhafte Veränderungen und eine ungewöhnliche Verdickung der Haut aufwies, während die Haut auf der anderen Gesichtshälfte in einem guten Zustand war. Es stellte sich heraus, dass der Mann während 28 Jahren als Lastwagenfahrer gearbeitet hatte und die dem Fenster zugewandte Gesichtshälfte den Sonnenstrahlen, die durch das Seitenfenster gelangten, ausgesetzt war. Offensichtlich reflektierte die Frontscheibe die schädlichen UV-A-Strahlen nicht, was letztlich zur starken Hautalterung lediglich auf der linken Gesichtshälfte führte. Wer sich also möglichst lange an faltenfreier Haut erfreuen will, tut gut daran, Gesicht, Hals, Dekolleté und Handrücken konsequent mit Sonnencreme zu schützen.
Bräune ohne Sonne
Seit einigen Jahren sind neben Selbstbräunern aus der Tube ebenfalls Nahrungsergänzungsmittel in Form von Kapseln, Tabletten und Dragees zur Bräunung der Haut erhältlich. Verantwortlich für den Bräunungseffekt ist der Pflanzenfarbstoff Beta-Carotin, der zum Beispiel in Karotten und Tomaten vorkommt.
Das Auftragen von Sonnenschutzmitteln
verhindert die Vitamin-D-Produktion
in der Haut nicht.
Erste Ergebnisse sind etwa zwei Wochen nach der ersten Einnahme sichtbar. Die Krebsliga rät von der Verwendung von Selbstbräunern und Beta-Carotin-Produkten ab. Beta-Carotin-Produkte sind namentlich nicht für Raucher, Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schwangere geeignet. Benjamin Furrer dazu: «Die Krebsliga empfiehlt das Bräunen grundsätzlich nicht. Diese Produkte bräunen zudem nur die oberste Hautschicht, die nicht vor Strahlen schützt.»
Vitamin D tanken
Für die Bildung von Vitamin D sind die UV-B-Strahlen der Sonne verantwortlich. Stellt sich nun die Frage, ob das Auftragen von Sonnencreme diesen Prozess behindert. Eine Studie aus dem Jahr 2017 kommt zum Schluss, dass das Auftragen von Sonnenschutzmitteln die Vitamin-D-Produktion in der Haut nicht verhindert. Benjamin Furrer ergänzt: «Auch bei Sonnenschutzmitteln mit Lichtschutzfaktor 50 und mehr werden nicht alle Strahlen blockiert. Die Haut produziert genauso im Schatten und an bewölkten Tagen Vitamin D, wenn man sich regelmässig im Freien aufhält.»
So reduzieren Sie das Risiko für Hautkrebs
Die Krebsliga empfiehlt:
- Halten Sie sich zwischen 11 und 15 Uhr im Schatten auf.
- Schützen Sie sich durch Kleidung, Sonnenhut und Sonnenbrille vor den UV-Strahlen.
- Tragen Sie Sonnenschutzmittel mit einem Lichtschutzfaktor von mindestens 50 auf.
- Verzichten Sie auf Solariumbesuche.