Deutsch

Über Stock und Stein

Die Schweizerinnen und Schweizer sind ein wanderfreudiges Volk. Vor allem das Bergwandern und Klettern birgt jedoch auch Unfallgefahren. Eine gute Planung ist das A und O.

Siebenundfünfzig Prozent der Schweizer Bevölkerung, also mehr als vier Millionen Menschen, sind laut der Studie «Sport Schweiz 2020» auf Wanderwegen unterwegs – insgesamt während 199 Millionen Wanderstunden pro Jahr. Sechs Jahre früher waren noch 44 Prozent der Bevölkerung auf Schusters Rappen unterwegs. Wandern ist jedoch nicht gleich wandern, denn man unterscheidet zwischen verschiedenen Aktivitäten wie Wandern, Bergwandern, Alpinwandern, Bergsteigen und Sportklettern (siehe auch Infobox).

Stolpern und stürzen

Mit 30 000 Unfällen pro Jahr ereignen sich beim Wandern laut Monique Walter, Beraterin Sport und Bewegung bei der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU), zwar viele Sportunfälle, doch im Vergleich zur Anzahl Personen, die wandern, sei die Unfallgefahr relativ gering. Die häufigsten Verletzungen betreffen die Unterschenkel, die Knie, das Sprunggelenk, die Füsse und – wenn man sich bei einem Sturz auffangen will – die Arme und Hände. Kopfverletzungen kommen, so Monique Walter, eher selten vor. Beim Wandern verzeichnet man jedoch die meisten Todesfälle pro Sportart, meist im Zusammenhang mit Abstürzen. Fast die Hälfte der Opfer sind Männer ab sechzig Jahren. «Unfälle beim Wandern passieren meist, weil man stolpert oder ausrutscht», erklärt Monique Walter. Dabei spielen oft fehlende Trittsicherheit, Müdigkeit, Unkonzentriertheit, Zeitdruck oder rutschige Wege eine Rolle. Beim Abstieg passieren die meisten Unfälle, weil man dann schneller unterwegs ist, die koordinativen Anforderungen höher sind, die Müdigkeit sich bereits spürbar macht und man dank der Schwerkraft eher stürzt. «Eine BFU-Studie hat gezeigt, dass sich viele Wanderinnen und Wanderer überschätzen und dann überfordert sind», gibt die BFU-Beraterin zu bedenken.

Gute Planung zu Hause

Die Vorbeugung von Unfällen beim Wandern beginnt bereits zu Hause – zum Beispiel bei der Auswahl der Wanderroute. «Die richtige Einschätzung der Tour wie auch der eigenen Fähigkeiten und Kondition ist entscheidend», sagt Monique Walter. Für jeweils hundert Höhenmeter im Aufstieg und zweihundert Höhenmeter im Abstieg rechnet man mit circa einer Viertelstunde. Dabei sind Pausen nicht mitberücksichtigt. Auf der Website sicher-bergwandern.ch hilft ein Selbsttest, die eigenen Wanderfähigkeiten besser einzuschätzen. Zur Planung gehört es unter anderem, die Länge der Tour, den Schwierigkeitsgrad und den Rückweg zu berücksichtigen. Hierzu braucht es gutes Kartenmaterial. Wichtig ist auch das Wetter, das in den Bergen schnell umschlagen kann. «Wer sich für eine anspruchsvolle Bergwanderung entscheidet, sollte über Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sowie eine gewisse Kondition verfügen», empfiehlt Monique Walter.

Schichtenprinzip

Bei der Ausrüstung spielen feste Schuhe mit gutem Profil eine zentrale Rolle. Je nach Person und Route eignen sich auch die weniger hoch geschnittenen «Trail-Running»-Schuhe. Hinzu kommen wetterfeste Kleider, idealerweise im Schichtenprinzip, sowie Sonnenschutz und Kopfbedeckung. Und was gilt es bei der Verpflegung zu beachten? Monique Walter rät, genügend Flüssigkeit mitzunehmen, mindestens ein Viertelliter pro Wanderstunde. Neben Wasser oder Tee eignen sich zum Beispiel auch Fruchtsäfte oder Sirup, aber kein Alkohol! Die Nahrung sollte je nach Dauer und Schwierigkeitsgrad der Wanderung lange vorhalten und etwa in Form von Vollkornbrot oder Getreideriegeln mitgenommen werden. Kohlenhydrate liefern Energie, die für den Körper leicht zugänglich ist und verwertet werden kann. Weiter gehören eine Notfallapotheke, eine Rettungsdecke und ein Mobiltelefon in den Wanderrucksack.

Auf Gehtechnik und Pausen achten

Um Stürze oder Überbeanspruchungen zu vermeiden, kommt es auch auf die richtige Tritt- bzw. Gehtechnik an. Hier gilt es, nicht allzu grosse Schritte zu nehmen und den ganzen Schuh aufzusetzen. Denn: Je mehr Reibung das Profil am Boden hat, umso grösser ist der Halt. Um beim Abstieg die Kniegelenke zu entlasten, empfiehlt Monique Walter einen etwas federnden Gang mit leicht gebeugten Knien und etwas Vorlage. Wanderstöcke entlasten die Gelenke beim Abstieg ebenfalls. Ein leicht breitbeiniger Gang sorgt beim Abstieg für ein besseres Gleichgewicht. Regelmässige Pausen wirken vorbeugend gegen mangelnde Konzentration und Übermüdung. Ausserdem tragen sie zur Regeneration der Muskeln bei.

Arnikasalbe und Magnesium

Schürfungen nach einem Sturz werden am besten mit Desinfektionsmittel und Pflaster behandelt. Gegen Blasen an den Fersen helfen Blasenpflaster, die bereits zu Hause aufgeklebt werden können. Daheim angekommen, ist erst einmal Schonen angesagt. Bei Muskelkater beispielsweise sorgen die Inhaltsstoffe der Arnikasalbe dafür, dass Massagen mit der Salbe ähnlich wie Lymphdrainagen wirken und die Durchblutung der involvierten Muskulatur fördern. Hilfreich ist etwa auch Magnesium: Es wirkt sich zwar nicht unmittelbar auf den Muskelkater aus, kann aber den Regenerationsprozess fördern.

Unfälle in den Bergen
passieren meist,
wenn der Körper müde ist.

Die wichtigsten Tipps beim Bergwandern

Wanderung sorgfältig planen

  • Schwierigkeit (Wegkategorie) und körperliche Anforderungen, Zeitbedarf, Fähigkeiten der Wandergruppe, Wegverhältnisse und Wetter berücksichtigen.
  • Wer allein unterwegs ist, informiert eine Drittperson.

Passende Ausrüstung wählen

  • Feste Wanderschuhe mit griffigem Profil, warme und wetterfeste Kleidung, Sonnenschutz, Karte, Proviant, Notfallapotheke und Mobiltelefon sind immer dabei.

Unterwegs aufmerksam bleiben

  • Regelmässig Pause machen, trinken und essen. Zeitplan, Wetter, Wegverhältnisse und Verfassung der Wandergruppe beobachten. Im Zweifelsfall rechtzeitig umkehren oder eine Alternativroute wählen.

Linktipps

  • sicher-bergwandern.ch
  • bfu.ch
  • schweizer-wanderwege.ch