Deutsch

Das A und O der Gesichtspflege

Das Angebot an Produkten für die Gesichtshaut ist riesig. Im Interview erklärt Dr. med. Marianne Meli was es für die tägliche Pflegeroutine wirklich braucht.
Susanna Steimer Miller im Gespräch mit Dr. med. Marianne Meli, ärztliche Leiterin Dermatologie und Venerologie in der Dermanence Hautarztpraxis in Zürich

Welche Rolle spielt der Hauttyp für die Auswahl der Gesichtspflege?
Dr. med. Marianne Meli: Eine sehr wichtige. Je nach Hauttyp verlangt die Haut nach anderen Pflegeprodukten. Fettige Haut benötigt keine rückfettende Creme, da sie ja schon selbst zu viel Talg produziert. Für diesen Hauttyp eignen sich Produkte, die Feuchtigkeit spenden. Die trockene Haut hingegen ist auf Rückfettung angewiesen. Wer an Hautkrankheiten wie Akne oder Rosazea leidet, braucht speziell auf diese Probleme abgestimmte Pflegeprodukte.

Wie sieht die optimale Pflegeroutine der Gesichtshaut aus?
Ich rate, das Gesicht unabhängig vom Hauttyp morgens und abends gründlich zu reinigen. Bei trockener Haut sind Reinigungsöle sinnvoll. Eine milde, pH-neutrale Flüssigseife ist für jeden Hauttyp geeignet. Nach der Reinigung trägt man bei fettiger Haut eine Feuchtigkeits- und bei trockener Haut eine rückfettende Creme auf. Um die Haut vor vorzeitiger Alterung sowie Hautkrebs zu schützen, ist das Auftragen eines Sonnenschutzmittels mit hohem Lichtschutzfaktor jeden Morgen sinnvoll, bevor man das Haus verlässt. Dazu rate ich auch, wenn es draussen bewölkt ist, denn die schädlichen UV-Strahlen gelangen genauso durch die Wolken.

Sind teure Cremes besser als günstige?
Bei Cremes gilt nicht: je teurer, desto besser. Die Qualität der Inhaltsstoffe einer Creme hängt nicht linear vom Preis ab. Oft bezahlt man einfach für eine bestimmte Marke mehr. Allerdings muss man sich bei sehr günstigen Produkten aber bewusst sein, dass sie häufig nicht die hochwertigsten Inhaltsstoffe enthalten. Sehr gute Produkte haben somit oft ihren Preis.

Hyaluronsäure ist der beste Feuchtigkeitsspender,
reizt die Haut nicht und wird von
allen Hauttypen sehr gut vertragen.

Dr. med. Marianne Meli

Sind Cremes mit natürlichen Inhaltsstoffen besser für die Haut als Produkte mit chemisch-synthetischen Wirkstoffen?
Nein, das lässt sich so nicht sagen. Natürlich heisst nicht unbedingt unbedenklich. Auch natürliche Duftstoffe oder Pflanzenextrakte können zum Beispiel eine allergieauslösende Wirkung haben. Ausserdem gibt es natürliche Wirkstoffe, die genauso wie chemisch-synthetische Wirkstoffe phototoxisch wirken und das Risiko einer sonneninduzierten Entzündung bergen.

Braucht die Gesichtshaut in der kalten Jahreszeit mehr Fett?
Im Winter benötigt die Haut einen Kälteschutz, denn tiefe Temperaturen greifen sie an. Zudem führen die Heizungsluft und die geringe Luftfeuchtigkeit im Winter dazu, dass sich die Haut von Personen mit trockener Haut oft spröde anfühlt. Betroffene brauchen in den Wintermonaten eine Creme mit mehr Fett als im Sommer. Menschen, die eher fettige Haut haben, sollten diese aber im Winter nicht zusätzlich überfetten.

Worauf sollten Menschen, die zu Hautunreinheiten neigen, bei der Auswahl der Pflegeprodukte achten?
Produkte für die Aknehaut sollten nicht zu viel Öl enthalten, da diese in der Regel schon zu viel Talg produziert. Weiter dürfen die Produkte die bereits verstopften Poren nicht noch zusätzlich verstopfen. Solche Produkte sind mit dem Begriff «nicht komedogen» gekennzeichnet. Ausserdem sollten sie eine desinfizierende Substanz enthalten, die die Anzahl Aknebakterien auf der Haut reduziert. Diese spielen bei der Entstehung von Akne eine Rolle. Ebenfalls empfehlenswert sind salicylsäure- und fruchtsäurehaltige Produkte. Sie öffnen die Poren und tragen dazu bei, dass Talg besser abfliessen kann und sich weniger Mitesser und Pickel bilden. Zudem wirken sie entzündungshemmend.

Welche Inhaltsstoffe können Fältchen bzw. Altersflecken nachweislich vorbeugen?
Diverse Studien haben gezeigt, dass ein Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor sowie Vitamin-A-Präparate, also Produkte aus der Gruppe der Retinoide wie z. B. das Retinol, am besten vor vorzeitiger Hautalterung und Pigmentveränderungen schützen. Da Fältchen auch entstehen, wenn die Haut trocken ist, empfehle ich zudem die wasserbindende Hyaluronsäure. Sie ist der beste Feuchtigkeitsspender, reizt die Haut nicht und wird von allen Hauttypen sehr gut vertragen.

Brauchen auch Männer Gesichtspflegeprodukte?
Ja, auch Männer brauchen ein Produkt zur Reinigung der Haut. Da Männer aber eher zu fettiger Haut neigen, benötigen sie meist keine rückfettenden Cremes, sondern eher eine Feuchtigkeitscreme. Natürlich ist der Sonnenschutz bei den Männern genauso wichtig wie bei den Frauen. ‹

Wissenswertes zur Haut

Die Haut ist das grösste und mit 3,5 bis zehn Kilogramm gleichzeitig das schwerste Organ des Menschen. Bei einem Erwachsenen misst sie etwa zwei Quadratmeter. Obwohl sie nur wenige Millimeter dünn ist, schützt sie den Körper zum Beispiel vor der UV-Strahlung der Sonne und bewahrt ihn vor dem Austrocknen. Durch Schwitzen reguliert die Haut die Körpertemperatur. Sie ist in der Lage, Wasser und Fett zu speichern und Vitamin D zu bilden.
Die Haut besteht aus drei Schichten: der Oberhaut (Epidermis), der Lederhaut (Dermis) und der Unterhaut (Subcutis). Die einzelnen Hautschichten können noch weiter unterteilt werden: Die äusserste Schicht der Oberhaut, auch Hornschicht genannt, besteht aus abgestorbenen Hornzellen. Sie schützt den Körper vor Verletzungen und Krankheitskeimen.
In der untersten Schicht der Oberhaut werden neue Hornzellen gebildet, sodass sich die Hornschicht alle vier Wochen erneuert. Die Oberhaut enthält die pigmentbildenden Zellen, die für die Hautfarbe und Bräunung verantwortlich sind. In der Lederhaut befinden sich Blutgefässe, Haarwurzeln, Nervenfasern sowie die Schweiss- und Talgdrüsen. Die Lederhaut versorgt die Oberhaut mit Sauerstoff und Nährstoffen. Die Unterhaut besteht vor allem aus Binde- und Fettgewebe. Sie schützt den Körper vor Kälte, speichert Energie und schützt die inneren Organe vor äusseren Einflüssen.