Kontaktallergien: Angriffen auf die Haut ausweichen
Nässe, Sonne und Chemie: Unsere Haut ist täglich zahlreichen Einflüssen ausgesetzt, die sie schädigen können. Mit einer guten Pflege senkt man das Risiko für Ekzeme und Allergien.
Die Haut ist ein wunderbares, vielseitiges Organ. Sie grenzt unseren Körper zuverlässig von der Aussenwelt ab und schützt ihn vor Einflüssen der Umwelt. Manchmal passiert es jedoch, dass diese feine Hülle mit gewissen Einwirkungen nicht gut zurechtkommt. In Kontakt mit chemischen, aber auch natürlichen Substanzen können Reizungen auftreten, die sich durch Rötungen, Juckreiz und Bläschen bemerkbar machen. Wenn Letztere aufplatzen, entstehen nässende Stellen und später können sich Krusten, Schuppen und Risse bilden.
Kehrseite der Hygiene
Grundsätzlich wird zwischen zwei Arten von Kontaktdermatitis unterschieden: die irritative und die allergische, wobei erstere etwa doppelt so häufig vorkommt. Eine irritative Form tritt am häufigsten an den Händen auf – etwa wenn man sie zu häufig wäscht und die Haut rötlich und spröde wird. Sonneneinstrahlung kann ebenfalls zu Reizungen führen. Eine sensible Körperstelle sind zudem die Lippen und der Bereich rundherum, weil sie oft feucht vom Speichel sind. Weiter reagieren viele Menschen empfindlich auf Reinigungsmittel im Haushalt und der Industrie sowie Lösungsmittel und Zement.
«Theoretisch kann jeder Stoff,
Sonja Hartmann, Expertin beim
der in der Umwelt vorkommt,
eine Kontaktallergie hervorrufen.»
aha! Allergiezentrum Schweiz
Bei der allergischen Form dagegen kommt es zu einer Überreaktion des Immunsystems beim Kontakt mit einem Allergen. Typische Auslöser sind Konservierungsmittel in Kosmetika und Haarshampoos, Duftstoffe in Pflege- und Reinigungsmittel (vor allem Citronellol), Farbstoffe in Haarfärbemitteln sowie Metalle wie Nickel in Schmuckstücken oder Reissverschlüssen. Eine Zunahme wird in letzter Zeit bei Reaktionen auf Konservierungsstoffe der Gruppe der Isothiazolinone beobachtet.
Suche nach dem Auslöser
«Theoretisch kann jeder Stoff, der in der Umwelt vorkommt, eine Kontaktallergie hervorrufen», betont Sonja Hartmann, Expertin beim aha! Allergiezentrum Schweiz. Neben Chemikalien seien zum Beispiel auch traditionelle Heilpflanzen wie Kamille, Schafgarbe und Arnika als Auslöser bekannt.
Um die Ursache der Hautprobleme zu finden, werden der Arzt oder die Ärztin zuerst einmal eine umfangreiche Befragung zu den Lebensgewohnheiten durchführen. Eine Allergie kann zudem durch Hauttests nachgewiesen werden, bei denen kleinste Mengen verschiedener Stoffe mittels Pflaster auf die Haut gegeben werden, um den Auslöser zu bestimmen.
Fetten und behandeln
Für die Heilung der geschädigten Haut sei eine gute Pflege wichtig, sagt Sonja Hartmann. Nach ärztlicher Abklärung würden zudem manchmal Salben mit Kortison verordnet. Bei einer allergischen Kontaktdermatitis kommen Antihistaminika gegen den Juckreiz infrage oder sogenannte Immunmodulatoren. Dabei handelt es sich um Wirkstoffe, die das übereifrige Immunsystem ausbremsen. Sie sind auch in Form von Cremes erhältlich.
Fast jede fünfte Person betroffen
Kontaktekzeme sind häufig. 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung sind im Laufe ihres Lebens mindestens einmal betroffen, darunter etwas mehr Frauen als Männer. Die Symptome können im Prinzip in jeder Lebensphase auftreten und manchmal spontan wieder verschwinden. Besonders empfindlich ist die Haut bei Babys und Kleinkindern. In dieser Altersgruppe kommt es gehäuft zu einer Windeldermatitis, während andere Auslöser seltener sind. Viele Menschen entwickeln aber erst im Erwachsenenalter eine Hautunverträglichkeit auf bestimmte Stoffe, oft im Zusammenhang mit ihrem Beruf. Darüber hinaus neigen Menschen mit Neurodermitis vermehrt zu Kontaktekzemen.
Manchmal Berufswechsel nötig
Besonders häufig kommt die Hautkrankheit vor bei Coiffeusen, Bäckern, Maurern, Malerinnen, Plattenlegern, Reinigungspersonal oder Personen, die Maschinen warten. In diesen Branchen kommt man regelmässig mit reizenden oder allergenen Substanzen in Kontakt und arbeitet oft in feuchter Umgebung, was einen zusätzlichen Risikofaktor darstellt.
Die einzige Möglichkeit, die Probleme langfristig zu lösen, sei das Meiden der auslösenden Stoffe, sagt Sonja Hartmann. «Dies ermöglicht die Abheilung des Ekzems und verhindert einen lang anhaltenden Verlauf.» In manchen Fällen könne es nötig sein, dass Betroffene ihren Beruf oder den Arbeitsplatz wechseln. Oft gebe es aber alternative Produkte, die besser vertragen werden.
So schützen Sie sich vor Hautreizungen
- Nässe trocknet die Haut aus. Müssen Sie häufig die Hände waschen, dann trocknen Sie sie gut ab und cremen Sie sie ein. Duschen Sie höchstens einmal täglich, am besten kurz und kühl.
- Eine intakte Hautbarriere erschwert das Eindringen von Allergenen und anderen schädlichen Stoffen. Pflegen Sie die Haut mit fettenden Cremes.
- Benutzen Sie nur milde Kosmetika und Waschmittel ohne Konservierungsmittel und Duftstoffe – am besten pH-neutral. Menschen mit Allergien und Intoleranzen sollten sich an Produkte mit dem Allergie-Gütesiegel (grüner Punkt mit Inschrift aha!) des Allergiezentrums Schweiz halten. Eine Liste der Inhaltsstoffe von Kosmetika ist unter www.haut.de zu finden.
- Tragen Sie beim Umgang mit Reinigungsmitteln und Chemikalien Handschuhe.
- Achten Sie beim Kauf von Schmuck und Kleidungsstücken mit Metallbestandteilen (Reissverschlüsse) auf nickelfreie Legierungen. Viele Apotheken bieten Prüfungen an.
- Treten wiederholt anhaltende Hautreizungen auf, lassen Sie diese ärztlich abklären.