Kleine Verletzungen wirkungsvoll behandeln
Ein Schnitt mit dem Küchenmesser, ein Sturz auf den Asphalt oder ein unaufmerksamer Moment am Herd: Kleine Verletzungen im Alltag sind schnell passiert. Jetzt heisst es Pflaster drauf und gut – oder braucht es mehr?
Die Haut als unser grösstes Organ ist nicht nur eine blosse Körperhülle, sondern erfüllt eine wichtige Schutzfunktion. Mit ihrer robusten Hornschicht schützt sie unser Körperinneres vor Umwelteinflüssen und hält auch besonders gewiefte Angreifer wie Bakterien und Viren fern. Wird das Gewebe der Haut voneinander getrennt oder gar zerstört, ist dieser Schutz nicht mehr gewährleistet. Eine rasche Wundheilung ist deshalb wichtig. Obwohl unsere Haut dank komplexer Reparaturmechanismen dazu selbst imstande ist, können wir sie dabei massgeblich unterstützen. Wie das am besten gelingt?
Das Einmaleins der Wundversorgung
In einem ersten Schritt gilt es, die Wunde von Fremdkörpern zu befreien. Kleine Steine oder Dreck können mit einer sterilen Pinzette entfernt werden, feinere Verunreinigungen werden bevorzugt mit einer sterilen Kochsalzlösung oder Leitungswasser aus der Wunde gespült. Besteht ein Infektionsrisiko, sollte die Wunde anschliessend desinfiziert werden. Die saubere Wunde wird zum Schluss mit einer Wundauflage abgedeckt.
Eine Sprühdesinfektion hat
den Vorteil, dass direkter
Berührungskontakt mit
der Wunde vermieden wird.
Während früher davon ausgegangen wurde, dass eine Wunde zur Heilung trocken gehalten werden müsse, weiss man heute, dass das Gegenteil zutrifft: Denn die an der Wundheilung beteiligten Zellen benötigen für ihre Funktion Feuchtigkeit. Das richtige Material soll die Wunde somit nicht nur vor äusseren Einflüssen schützen, den ungehinderten Austausch von Gasen und Wasserdampf gewährleisten und überschüssige Wundflüssigkeit aufnehmen, sondern auch für eine feuchte und warme Umgebung sorgen. Die optimale Wundauflage soll also nach Möglichkeit steril und auf allen vier Seiten verschlossen sein – und der Art der Wunde angepasst werden.
Für jede Wunde das richtige Material
- Schürfwunden
Nach der Reinigung und Desinfektion einer Schürfwunde wird diese am besten mit einer atmungsaktiven, saugfähigen Auflage abgedeckt. Dafür eignen sich beispielsweise Hydrokolloid-Pflaster. Die darin enthaltenen Partikel absorbieren die Wundflüssigkeit und quellen zu einem aktiven Gel-Polster auf. Das feuchte, zähflüssige Gel kleidet die Wunde aus und hält sie feucht. Um die Wundheilung nicht zu stören, kann ein Hydrokolloid-Pflaster mehrere Tage auf der Wunde belassen werden, bis es sich von selbst ablöst. - Schnittwunden
Klaffen bei einer Schnittwunde die Wundränder auseinander, eignen sich Wundverschlussstreifen, um die Geweberänder zusammenzuhalten. Dazu werden sie nach der Wundreinigung auf die trockene Haut quer über die Wunde aufgeklebt. Die Streifen können bei gutem Verlauf der Heilung mehrere Tage auf der Wunde verbleiben. Zusätzlich werden sie mit einer Wundauflage abgedeckt, zum Beispiel mit einem atmungsaktiven und wasserdichten Pflaster mit nichtklebendem Polster. Ist die Schnittwunde tiefer als 5 Millimeter, wird zur Wundversorgung ein Arztbesuch empfohlen. - Verbrennungen
Allseits bekannt und doch so wichtig: Bei einer Verbrennung heisst es kühlen, kühlen, kühlen! Halten Sie die betroffene Hautstelle dafür 15 bis 20 Minuten lang unter 12 bis 16 Grad kaltes Wasser. Brandblasen sollten intakt gelassen und mit einer sterilen Wundauflage abgedeckt werden. Hierfür eignen sich etwa die bereits beschriebenen hydrokolloidhaltigen Auflagen oder eine saugfähige Kompresse, die mit einer selbsthaftenden Bandage befestigt wird. Ist die Blase bereits offen, muss die Wunde vorgängig unbedingt gereinigt und desinfiziert werden.
So wird richtig desinfiziert
Das Ziel der Wundversorgung ist einerseits, die Wundheilung zu unterstützen und zu beschleunigen und andererseits, eine Infektion zu verhindern. Die Wunddesinfektion ist dabei zentral. Eine kleine Wunde, die durch Bluten Verschmutzungen selbst hinausschwemmt und kaum ein Infektionsrisiko aufweist, muss nicht zwingend desinfiziert werden. Ist das jedoch wie bei einer Schürfwunde nicht der Fall, empfiehlt sich vor der Wundabdeckung eine einmalige Desinfektion. Eine Sprühdesinfektion hat den Vorteil, dass direkter Berührungskontakt mit der Wunde vermieden wird. Besprühen Sie das betroffene Hautareal, bis die Wunde vollständig benetzt ist. Für die Wirkung muss vor dem Anlegen des Wundverbands die Einwirkzeit des verwendeten Produkts abgewartet werden: In der Regel beträgt diese eine bis zwei Minuten oder aber bis die Stelle getrocknet ist.