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Wenn Kinderaugen leiden

Sie strahlen beim Lachen und werden beim Staunen ganz gross: Kinderaugen sind immer in Aktion – und dabei sehr empfindlich. Augenerkrankungen kommen im Kindesalter häufig vor. Doch was sind mögliche Folgen vom Schielen? Und wann gehört eine Bindehautentzündung zum Arzt?

Sehen ist für uns zentral, nehmen wir doch rund 70 Prozent der Umgebungsinformationen über die Augen wahr. Bis uns das einwandfrei gelingt, dauert es aber, denn das komplexe Zusammenspiel von Augen, Sehnerv, Muskeln und Gehirn muss der Körper erst lernen. Bis zur vollständigen Entwicklung des Sehsinns vergehen rund zehn bis zwölf Jahre. Während dieser Zeit sind die Augen besonders sensibel und anfällig gegenüber Störungen.

Schwachsichtigkeit

Für optimales räumliches Sehen müssen beide Augen stets in die gleiche Richtung schauen. Dabei werden zwei Bilder aufgenommen, die sich nur leicht voneinander unterscheiden und vom Gehirn zu einem einzigen Bild verschmolzen werden. Weichen sie zu stark voneinander ab, entstehen Doppelbilder. Um dies zu vermeiden, unterdrückt das kindliche Gehirn die Informationen eines der beiden Augen. Dem vernachlässigten Auge ist es so nicht mehr möglich, seine Sehschärfe voll zu entwickeln.

Auch schon bei sehr kleinen Kindern
sollte eine Fehlsichtigkeit
mit einer Brille korrigiert werden.

Die Schwachsichtigkeit (Amblyopie) ist eine häufige Folge vom Schielen, kann jedoch auch durch Fehlsichtigkeit oder andere Augenerkrankungen verursacht werden. Wird sie frühzeitig entdeckt, ist Schwachsichtigkeit meist vollständig reversibel. Die Behandlung richtet sich nach der Ursache: So wird etwa mit einer Brille eine Fehlsichtigkeit korrigiert und dadurch das schwächere Auge gestärkt. Das zeitweise Abkleben des stärkeren Auges unterstützt diesen Prozess zusätzlich.

Lidrandentzündung und Gerstenkorn

Entzündliche Augenerkrankungen sind im Kindesalter häufig. So führt eine Lidrandentzündung zu geschwollenen, geröteten und teils verklebten Lidrändern, die unangenehm jucken und brennen. Die Hauptursache sind verstopfte Drüsen, allen voran die Talgdrüsen. Diese befinden sich an der Lidkante und produzieren einen öligen Film als Bestandteil der Tränenflüssigkeit. Verstopft eine Drüse, was unter anderem durch Staub, trockene Luft, Wind oder eine Neurodermitis begünstigt wird, kommt es zur Entzündung. Bakterien gehören ebenfalls nicht selten zu den Übeltätern. Entsteht bei einer bakteriellen Infektion eine Eiteransammlung, die sich als runde, harte Schwellung am Augenlid äussert und schmerzhaft auf Druck reagiert, wird von einem Gerstenkorn gesprochen, umgangssprachlich «Urseli» genannt. Bei der Lidrandentzündung wie auch dem Gerstenkorn handelt es sich meist um harmlose Augenerkrankungen, welche nach ein bis zwei Wochen von selbst ab­heilen. Verklebte Lidränder können mit einer Mullkompresse und etwas isotoner Kochsalzlösung sanft gereinigt werden.

Bindehautentzündung

Ist das Kinderauge selbst betroffen, liegt oft eine Bindehautentzündung (Konjunktivitis) vor. Die Bindehaut ist die feine, durchsichtige Schleimhaut, die den sichtbaren Teil des weissen Augapfels sowie die Innenseite der Augenlider überzieht. Ist diese entzündet, sind die Augen gerötet, tränen und jucken. Die Ursachen für eine Bindehautentzündung sind unterschiedlich: Während Viren und Bakterien für die infektiöse und somit ansteckende Form verantwortlich sind, führen äussere Reize wie Zugluft, chlorhaltiges Wasser, Fremdkörper sowie Allergien zu nicht ansteckenden Bindehautentzündungen. In der Regel verläuft eine Konjunktivitis harmlos und heilt von selbst ab. Augentropfen mit Extrakten aus der Heilpflanze Augentrost (Euphrasia) helfen, die gereizten und entzündeten Kinderaugen zu beruhigen.

Händehygiene und Arztbesuch

Liegt eine entzündliche Augenerkrankung vor, heisst es «Finger weg!». Denn das Reiben verzögert nicht nur den Heilungsverlauf, der direkte Kontakt mit allfälligen Keimen wie Viren und Bakterien ist hoch ansteckend. Regelmässiges Händewaschen und -desinfizieren sind deshalb besonders wichtig. Falls nach ein bis zwei Tagen keine Besserung eintritt oder zusätzliche Symptome wie Fieber, zunehmende Schmerzen oder ein allgemeines Krankheitsgefühl vorhanden sind, ist ein Arzt­besuch angezeigt. Sind Bakterien die Verursacher, wird allenfalls eine lokale Behandlung mit antibiotischen Augentropfen oder einer antibiotikahaltigen Augensalbe verordnet.

Seltene Augenerkrankungen bei Kindern

  • Hängendes Oberlid (Ptosis): Herunterhängendes Augenlid mit teilweiser oder vollständiger Bedeckung der Pupille, sodass die Sicht blockiert wird. Ursache kann ein fehlerhaft angelegter Lidmuskel sein, der für die Öffnung des Augenlids zuständig ist.
  • Grauer Star (Katarakt): Trübung der Linse, die die Sehfähigkeit stark einschränken kann. Aus­löser können ein bestimmtes Ereignis während der Schwangerschaft, wie beispielsweise Röteln, oder eine Vererbung innerhalb der Familie sein.
  • Grüner Star (Glaukom): Erhöhter Augeninnendruck, der zu einer Schädigung des Sehnervs bis hin zur Erblindung führen kann. Als Grund dafür wird eine Fehlbildung des Abflusssystems des Auges vermutet, wodurch das Kammerwasser nicht ausreichend abfliessen kann.

Anzeichen für Sehprobleme beim Kind

Je früher eine Sehstörung behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Folgende Anzeichen können auf Sehprobleme hinweisen:

  • Mühe bei der Wiedererkennung von Gesichtern oder Gegenständen sowie Vorbeigreifen an diesen
  • Ständiges Schiefhalten des Kopfes
  • Häufiges Zukneifen oder Zuhalten eines Auges
  • Balanceschwierigkeiten und wiederholtes Stolpern
  • Schnelles Ermüden beim Spielen oder Malen