Getrübte Sicht: Grauer Star
Gutes Sehen ist leider nicht für alle Menschen selbstverständlich. Zu den häufigsten Erkrankungen des Auges gehört der Graue Star. Wie man ihn erkennt und behandeln kann, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Die Augen gehören für uns Menschen zu den wichtigsten Sinnesorganen. Mit ihnen können wir die bunte Welt um uns herum wahrnehmen und uns sicher in ihr orientieren. Doch erst die spezielle Anatomie und das Zusammenspiel der vielen verschiedenen Bestandteile des Auges ermöglichen uns eine gute Sicht!
Der vordere Augenabschnitt besteht aus der transparenten Hornhaut, die das Auge nach aussen hin schützt. Dahinter liegt die Pupille, durch die das Licht ins Innere des Auges gelangt. Die Pupille kann die Lichtmenge, die auf die darunterliegende Augenlinse trifft, regulieren. Die Linse ist in der Lage, ihre Brechkraft zu verändern, sodass wir sowohl in die Ferne als auch in die Nähe scharf zu sehen vermögen.
Im hinteren Augenabschnitt wird der grösste Teil des Auges vom Glaskörper ausgefüllt. Er dient als «Füllmaterial» und gibt dem Auge Form und Stabilität. Im Augenhintergrund liegt die Netzhaut mit ihren lichtempfindlichen Zäpfchen (für das Farbsehen) und Stäbchen (für das Sehen in der Dämmerung). Der «Blinde Fleck» ist die Austrittsstelle des Sehnervs aus dem Auge. Die einzelnen Nervenfasern leiten die Informationen von der Netzhaut an das Gehirn weiter.
Im folgenden Interview mit Dr. med. Peter Raak, Facharzt für Augenheilkunde und Chefarzt der Pallas Kliniken Region Aargau, erfahren Sie das Wichtigste zum Thema Grauer Star.
Facharzt für Augenheilkunde und
Chefarzt der Pallas Kliniken Region Aargau
Herr Raak, was genau versteht man unter dem Begriff «Grauer Star»?
Dr. med. Peter Raak: Der Graue Star – auch Katarakt genannt – ist die meist altersbedingte Eintrübung der Augenlinse.
Wie kommt es zu dieser Eintrübung?
Die Linse enthält viel Eiweiss beziehungsweise Protein. Der Alterungsprozess der Linsenproteine führt mit zunehmendem Alter zur Eintrübung der Linse. Meistens ist der Graue Star eine Alterserscheinung, die jeden und jede von uns treffen wird. In seltenen Fällen kann ein Grauer Star aber auch durch ein traumatisches Ereignis wie zum Beispiel durch einen Unfall, Sturz oder Schlag auf den Kopf hervorgerufen werden. Auch eine längere Kortison- oder Chemotherapie kann die Eintrübung der Linse hervorrufen, selbst schon bei jüngeren Patientinnen oder Patienten.
Gibt es Möglichkeiten, der Erkrankung vorzubeugen?
Eine gesunde Lebensführung hat generell eine positive Auswirkung auf den gesamten Körper, auch auf die Linse. Dem Grauen Star kann man jedoch leider nicht vorbeugen, es gibt auch keine Medikamente, die die Entstehung verhindern oder das Fortschreiten aufhalten können.
Woran erkennt man einen Grauen Star?
Dies ist von Person zu Person individuell etwas verschieden. Jeder und jede nimmt ihn anders wahr, aber er beginnt meistens mit einer Sehverschlechterung, vor allem mit trübem Sehen. Man bemerkt häufig eine Blendung bei entgegenkommenden Lichtern wie zum Beispiel beim Autofahren, aber oft auch eine Kontrastminderung.
Da die Brechkraft der Linse durch die Kataraktentwicklung zunimmt, sehen weitsichtige Menschen vorübergehend ohne Brille besser in die Ferne, Normalsichtige können eine Zeit lang ohne Brille besser lesen. Diese Tendenz führt aber mit der Zeit zu einer störenden Beeinträchtigung der Sehleistung, die mit einer Brille nicht mehr korrigierbar ist.
«Die Behandlung des Grauen Stars führt zu einer
deutlich verbesserten Lebensqualität.»
Wann ist es an der Zeit zu handeln?
Das hängt vor allem vom Leidensdruck des Patienten oder der Patientin ab. Die Indikation zur Operation wird gestellt, wenn die Sehschärfe subjektiv massiv abnimmt oder wenn die gemessene Sehschärfe nicht mehr ausreicht, um Auto fahren zu dürfen.
Wie kann man den Grauen Star behandeln?
Den Grauen Star kann man nur operativ durch einen chirurgischen Eingriff behandeln. Dieses Verfahren nennt sich «Phakoemulsifikation». Die eingetrübte Linse wird dabei entfernt und durch eine Kunstlinse ersetzt, die vor der Operation für den Patienten oder die Patientin individuell berechnet wird. Es besteht leider keine medikamentöse Therapie.
Und wie genau läuft diese Star-Operation ab?
Die Operation wird minimalinvasiv durch einen kleinen Schnitt durchgeführt. Nach Eröffnung der Linsenkapsel wird die eingetrübte Linse mittels Ultraschallenergie zerkleinert, dann abgesaugt. Nachdem die Kapsel gesäubert wurde, wird die Kunstlinse durch die vorgefertigte Öffnung in den Kapselsack implantiert. Die aus Acryl bestehende Kunstlinse steht nach der Operation im Kapselsack fest. Da die Öffnungen klein sind, braucht man keine Nähte, um das Auge zu schliessen.
Wie sieht es mit der Nachsorge aus?
Nach der Operation muss das operierte Auge beim Augenarzt oder bei der Augenärztin kontrolliert werden. Es werden entzündungshemmende Tropfen verschrieben, die die Patientinnen und Patienten drei Wochen lang drei- bis viermal am Tag nehmen müssen. Etwa vier Wochen nach der Operation ist die Sehschärfe stabil und es kann eine endgültige Brille verschrieben werden.
Was kann eine Star-Operation bewirken?
Nach einer Kataraktoperation bessern sich das Sehvermögen sowie das Kontrast- und Farbensehen. Das hat natürlich einen positiven Einfluss auf die Lebensqualität. Falls der Patient oder die Patientin unter einer Augenvor- oder Begleiterkrankung wie zum Beispiel einer Makuladegeneration leidet, ist es unter Umständen möglich, dass sich die Sehschärfe nicht wesentlich, jedoch aber das Kontrast- und Farbensehen verbessern.