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Keine Chance für die fiesen Winzlinge

Viren und Bakterien scheinen in der kalten Jahreszeit überall zu lauern. Doch indem wir unser Immunsystem stärken, hindern wir sie daran, sich in unserem Körper breitzumachen.

Wenn es wieder feucht und grau wird und man draussen fröstelt, ist der Körper anfälliger für Erkältungen und andere Krankheiten. Nun müssen wir uns gut schützen. Mit unserem Immunsystem verfügen wir über eine natürliche Abwehr gegen allerlei Viren, Bakterien und
andere unliebsame Eindringlinge. Damit dies im richtigen Moment noch wirksamer funktioniert, können wir diese phänomenalen Mechanismen mit einfachen Mitteln unterstützen.

Farbenfrohe Teller

Zum Beispiel indem wir uns jetzt besonders ausgewogen und vitaminreich ernähren. Dazu gehören Gemüse, Früchte und Kräuter – alles möglichst saisonal, frisch und bunt. Im Herbst bieten sich Äpfel und Trauben an, aber auch Kürbis, Kohlarten, Lauch sowie Rüebli, Randen und andere Wurzelgemüse. Verschiedene Farben weisen auf eine Vielfalt an Vitaminen und anderen wertvollen Inhaltsstoffen hin. Auf den Speiseplan gehören natürlich zusätzlich Getreide – möglichst Vollkornprodukte, Nüsse, hochwertige Öle (Oliven-, Raps- und Leinöl), Eiweisslieferanten wie Milchprodukte und Hülsen­früchte oder gelegentlich Eier, Fisch und Fleisch. Ganz wichtig: genügend trinken – Wasser oder ungesüsste Tees. «Die Flüssigkeit hält die Schleimhäute feucht, was das Eindringen von Bakterien und Viren erschwert», erklärt die Zürcher Naturheilpraktikerin Dumenia Casutt.

Präparate bei Schwäche

Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamin- und Mineralstoff-Supplemente hingegen empfiehlt die Therapeutin nicht immer. «In bestimmten Lebensphasen können sie aber Sinn machen. Bei starken psychischen oder körperlichen Belastungen ist der Bedarf höher.» So zum Beispiel während der Schwangerschaft, bei chronischen Darmerkrankungen oder in Stressphasen. Ältere Menschen sind darüber hinaus teilweise von Mangelernährung betroffen, weil sie die Stoffe weniger gut aufnehmen.

Für das Immunsystem sind vor allem die Vitamine C, A und D sowie Zink, Eisen und Selen von Bedeutung. Reich an Spurenelementen und Antioxidantien ist zum Beispiel Holundersaft. Als besonders wertvolles Nahrungsergänzungsmittel wird Gerstengraspulver angepriesen. Der Extrakt des Sonnenhuts (Echinacea) soll das Immunsystem ebenfalls unterstützen.

Ein gemeinhin unterschätzter Krankmacher ist Stress.
Vor allem chronischer Stress wird häufig
gar nicht als solcher wahrgenommen.

Dumenia Casutt, Naturheilpraktikerin

Gute Bakterien für den Darm

Ratsam ist es zudem, auf die Darmgesundheit zu achten. Vor allem in der Erkältungszeit empfiehlt es sich für Menschen, die öfter krank werden, verschiedene Probiotika auszutesten. Dabei handelt es sich um gesundheitsfördernde Bakterien. In Apotheken sind sie in Form von Kapseln erhältlich. Doch auch fermentierte Lebensmittel wie Joghurt und andere Sauermilchprodukte, Sauerkraut
(am besten roh genossen) oder trüber Apfelessig leisten gute Dienste.

Stubenhocker raus

Auch wenn sich manche Menschen im Herbst am liebsten in die warme Stube verdrücken würden, sollte man jetzt keinesfalls auf eine tägliche Dosis Bewegung und Sport an der frischen Luft verzichten. «Dabei werden verschiedene Abwehrzellen aktiviert», erklärt Dumenia Casutt. Übertreiben sollte man es dabei jedoch nicht: «Zu intensiver Sport kann sich negativ auf das Immunsystem auswirken. Wie überall kommt es auf ein gesundes Mass an.» Ist man bereits angeschlagen, sollte man sich nicht verausgaben. Ein Spaziergang hingegen wirkt bei Husten und Schnupfen wohltuend und unterstützt die Heilung.

Herunterkommen im Alltag

Ein gemeinhin unterschätzter Krankmacher ist Stress. Vor allem chronischer Stress werde häufig gar nicht als solcher wahrgenommen, mahnt die Naturheilpraktikerin. Leider lassen sich Belastungen und Zeitknappheit nicht in allen Lebenssituationen vermeiden. Doch wer in Phasen grosser Beanspruchung nicht hin und wieder innehält und auf seine eigenen Bedürfnisse achtet, riskiert irgendwann ganz zusammenzuklappen. Damit ist niemandem gedient.
Oft helfen schon kleine Auszeiten im Alltag: Eine kurze Achtsamkeitsübung während des Essens oder auf dem Weg zur Arbeit, bei der man gar nichts anderes macht, als auf den Atem, den Körper und die Geräusche zu achten. Entspannungstechniken wie Yoga, Taiji, autogenes Training oder progressive Muskelrelaxation vermögen den Stresslevel genauso effektiv zu senken. Sie fördern zudem einen erholsamen Schlaf – ein weiterer wichtiger Faktor für eine gute Körperabwehr.
«Versuchen Sie, Momente der Ruhe in den Alltag zu integrieren», rät Dumenia Casutt. «Auch Freundschaften und Beziehungen zu pflegen, stärkt das Immunsystem. Besonders, wenn man hin und wieder herzhaft zusammen lacht.»

«Waschen Sie die Hände» gilt weiterhin

Spätestens seit Corona ist die Rolle der Hygiene zum Schutz vor Krankheiten Allgemeinwissen. Erkältungsviren breiten sich in der Flüssigkeit der Atemorgane aus und werden durch Tröpfchen- oder Schmierinfek-tionen übertragen. Möglicherweise handelt es sich beim Niesen sogar um eine raffinierte Strategie der winzigen Lebewesen: Indem sie ihren Wirt in der Nase kitzeln, lösen sie Niesen aus und werden regelrecht in die Welt hinauskatapultiert, in die Nähe des nächsten Kandidaten. Putzt sich die erkrankte Person die Nase und berührt danach Türfallen, Busstangen oder Lichtschalter, so lässt sie dabei ebenfalls kleine Mengen an Viren zurück. Wenn die Leute rundherum husten und niesen, ist es deshalb ratsam, der Sauberkeit noch stärkere Bedeutung zuzumessen als sonst. Meist reichen Seife und ein sauberes Handtuch aus. Unterwegs ist ein Desinfektionsmittel hilfreich. In überfüllten Zügen oder wenn man selbst erkältet ist, macht eine Gesichtsmaske auch ohne Pandemie noch Sinn.